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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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ins Wort.
    Der Junge schluckte und atmete tief durch, dann legte er wieder los:
    »Der Mann hatte etwas Verdächtiges gesehen. Irgendwer hat in einem See in Nordmarka ein Loch ins Eis gebohrt. Dieser Anrufer fand ihn ziemlich komisch. Den Eisbohrer, meine ich. Das war am Tag nach den Morden. Und der Eisbohrer war nur ganz kurz da. Bohrte sein Loch und haute wieder ab. Der Anrufer hält das Loch für groß genug, um etwas hineinzuwerfen. Also eine Waffe, zum Beispiel.«
    »Dafür bin ich nun wirklich nicht zuständig«, sagte Hanne und ging langsam weiter. »Ich weiß nicht so genau, wer entscheidet, welchen Hinweisen nachgegangen wird, Gulbrandsen, nehme ich an. Ich bin das jedenfalls nicht.«
    »Warte!«
    Er ließ nicht locker, lief dicht hinter ihr den Hang hinunter und gestikulierte.
    »Ich hab schon mit Polizeijuristin Skar gesprochen!«
    »Mit Annmari? Damit hast du sie belästigt?«
    »Sie war ein wenig sauer, ja. Aber, verstehst du, zuerst habe ich mit … kannst du wirklich nicht mal kurz stehenbleiben?«
    Hanne blieb stehen und musterte den Jungen überrascht und fast beeindruckt.
    »Ich begreife nur nicht, was du von mir willst«, sagte sie, jetzt freundlicher. »Wie du sicher weißt oder jedenfalls verstehst, hat der Fall Stahlberg gewaltige Ausmaße angenommen. Und zwar, was Personal, Taktik und auch Technik angeht. Hoffentlich sitzt irgendwo irgendwer, der eine Art Überblick hat. Wenn du das Gefühl hast, daß einem Tip nachgegangen werden sollte, dann mußt du dich an deinen nächsten Vorgesetzten wenden. Wer ist das also?«
    » Aber hör doch mal!«
    Der junge Mann schrie jetzt fast. Eine ältere Frau, die gerade den Hang hochging, blieb stehen und schaute die beiden erschrocken an. Als sie die Uniform des Jungen sah, tapste sie weiter, mit steifen Schritten, vorsichtig, um nicht zu stürzen.
    »Ich habe mit drei Vorgesetzten gesprochen«, teilte Audun Natholmen eifrig mit. »Aber keinen hat das interessiert.«
    Hanne lächelte breit, als sie antwortete:
    »Du weißt genau, daß die allermeisten Hinweise total wertlos sind. Du kannst nicht damit rechnen, daß das System aktiv wird, bloß, weil irgendein namenloser Anrufer einen komischen Eisangler gesehen haben will.«
    Er nickte widerwillig. Seine Iris hatte eisblaue schmale Einsprengsel, sein Mund wirkte kindlich. Hanne hätte schwören können, daß dieser Mund zitterte, eine winzige Bewegung in der Unterlippe, so, als sei er stolz darauf, daß er mit Hanne Wilhelmsen im Nieselregen stehen und über den größten Fall der Osloer Polizei diskutieren konnte.
    »Du verstehst das doch, oder?«
    Sie klopfte ihm auf die Schulter, dann schob sie die Hände in die Tasche.
    »Ich frier mir den Arsch ab, und ich werde jede Menge Ärger kriegen, wenn ich so spät nach Hause komme. Wenn es dir also nichts ausmacht, dann gehe ich jetzt. Ich kann dir einfach nicht helfen. Abgesehen davon, daß ich mir diesen Tip morgen genauer ansehen werde, wenn du ihn in mein Postfach legst. Und dann werde ich überlegen, was ich tun kann.«
    »Aber ich wollte doch etwas ganz anderes …«
    Hanne hatte sich wieder in Bewegung gesetzt, jetzt mit energischeren Schritten.
    »Aber ich wollte doch nur fragen, ob …«
    Hanne drehte sich zum dritten Mal gereizt um. Dieser Bursche war ja wirklich ganz schön aufdringlich. »Verstehst du … ich tauche. Das ist mein Hobby. Wäre es ein Vergehen, wenn ich mit zwei Kumpels da oben eine kleine Suchaktion veranstaltete? In meiner Freizeit, meine ich? Wo ihr euch ja doch allesamt nicht für diesen Tip interessiert?«
    Hanne dachte nach. Zwei Kollegen liefen an ihnen vorüber, eilig, mit kurzem Nicken in Hannes Richtung.
    »Ja«, sagte sie endlich. »Das wäre durchaus ein Vergehen.«
    Aber dann lächelte sie ein klein wenig.
    »Aber das heißt nicht, daß ich es an deiner Stelle nicht tun würde. Ich würde nur ganz fest die Klappe halten. Wenn ich nichts fände, meine ich.«
    Der Junge machte große Augen und wollte offenbar etwas sagen. Aber dann schloß er den Mund wieder und rannte den Hang hoch. Auf halber Höhe drehte er sich im Laufen um und hob die Hand.
    »Tausend Dank«, rief er enthusiastisch und sprintete weiter.
    Vor Annmari Skars Augen flimmerte alles, und sie hatte keine Ahnung, wie sie die Pressekonferenz überleben sollte, auf der Kriminalchef Puntvold bestanden hatte.
    Die Festnahme von Carl-Christian und Mabelle war ruhig vor sich gegangen. Sie hatten zum Verhör bestellt werden sollen, und dabei sollte ihnen dann der

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