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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Spinnst du? Dreh dich jetzt um.«
    Er atmete freier und drehte sich um. Sie öffnete seinen Reißverschluß und wollte ihm den Schal abnehmen. Er wehrte sich.
    »Ich muß gehen«, murmelte er. »Es hat schon gewaltigen Ärger gegeben, weil ich das Weihnachtsessen bei meiner Schwester sausen lassen mußte. Wenn ich jetzt fahre, kriege ich immerhin noch das Nachgeplänkel mit.«
    »Ich kann dir Geld geben.«
    Sie standen einander dicht gegenüber. Hanne klopfte ihm auf die Brust, zog seine Jacke gerade, strich seinen Schal glatt.
    »Ich kann kein Geld von dir annehmen, Hanne.«
    »Natürlich kannst du das. Das ist mein Geld. Ich brauche selbst fast nichts mehr, mein Gehaltskonto wird einfach immer fetter. Nefis bezahlt so ungefähr alles. Ich habe zwar noch keine Hundertfünfzigtausend, aber ich kann dir doch schon mal ein Stück weit helfen.«
    »Du mußt doch einsehen, daß das nicht geht. Ich kann kein Geld von dir annehmen. Und auch von sonst niemandem.«
    »Du bist doch meine Familie, Billy T.«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Doch, irgendwie bist du alles, was ich an Familie habe. Du hast Cecilie gekannt. Du hast mich gekannt, vor langer Zeit, vor den anderen, vor … Du kannst hunderttausend haben. Als Darlehen.«
    Plötzlich wich sie zurück.
    »Aber entscheiden mußt du das natürlich selber.«
    »Hast du Kopfschmerzen?«
    »Was?«
    »Ich hab dir doch die Tür gegen den Hinterkopf geknallt.«
    »Ach, nicht so schlimm. Einfach nur eine kleine Beule.«
    Billy T. fischte eine Mütze aus der Tasche und setzte sie auf.
    »Du solltest bald mal deine Post durchgehen«, sagte er und zeigte auf ihren Postkorb, in dem sich ungeöffnete Briefe und Hausmitteilungen stapelten.
    »Sicher. Was machst du mit dem Zettel?«
    Sie hielt ihm den Zettel hin, und nach kurzem Zögern nahm er ihn und steckte ihn wieder in seine Brusttasche.
    »Ich bring das selbst in Ordnung«, sagte er kurz.
    »Na also«, sagte Hanne. »Und vergiß nicht, die Aktennotiz zu schreiben, ehe du gehst.«
    »Das Interesse an meinen Mitteilungen war ja nicht gerade überwältigend«, sagte er verdrossen und betrachtete gleichgültig die Liste der Festnahmen des vergangenen Tages, die ganz oben auf dem Poststapel lag.
    »Sei nicht so blöd«, sagte Hanne. »Du bist ja einfach abgehauen. Annmari konnte nicht mehr fertig reden. Danach hat es gewaltigen Applaus gegeben.«
    »Sie hat nichts von sich hören lassen.«
    »Ist denn dein Telefon eingeschaltet?«
    Verdutzt fischte er das Telefon aus seiner Tasche.
    »Ach je«, sagte er. »Ist es nicht.«
    »Dann schreib jetzt deine Notiz. Und sei darauf vorbereitet, daß deine Quelle hochgehen muß. Herrgott, Billy T.! Der ist jetzt doch unser zentraler Zeuge.«
    »Sie«, murmelte er. »Das ist eine Frau. Und ich laß sie erst hochgehen, wenn ich das wirklich nicht mehr vermeiden kann.«
    Hanne lief den Hang vor dem Polizeigebäude hinunter. Die Pflastersteine waren glatt, und zweimal hätte sie fast das Gleichgewicht verloren. Auf halber Strecke hörte sie jemanden rufen:
    »Wilhelmsen! Hanne Wilhelmsen! Hallo, Hauptkommissarin!«
    Sie blieb stehen und drehte sich um. Ihr Verfolger wirkte zu jung für seine Uniform. Seine Schulterklappen verrieten, daß er im zweiten Jahr die Polizeihochschule besuchte. Dichte Locken umgaben sein kreisrundes Gesicht mit den schmalen, schrägstehenden Augen und der breiten, platten Nase. Wenn der Junge nicht blond und hellhäutig gewesen wäre, hätte er als Afro-Asier durchgehen können. Er war außerdem für einen Polizisten ungewöhnlich klein. Hanne ertappte sich bei dem Gedanken, ob er überhaupt groß genug war, um bei der Polizeihochschule zugelassen zu werden.
    »Hallo«, sagte er atemlos und streckte die Hand aus. »Audun Natholmen.«
    Hanne nickte gleichgültig und schaute auf die Uhr.
    »Ich sitze am Telefon für die Tips. Also, ich nehme die Hinweise entgegen. Die aus der Öffentlichkeit. Im Fall Stahlberg, meine ich. Und deshalb …«
    Er schaute sich verstohlen um und wurde leiser, wie um Hanne ins Vertrauen zu ziehen.
    »Und da laufen wirklich seltsame Mitteilungen ein.«
    »Ja, das kann ich mir schon vorstellen.«
    Er lachte verlegen und strich sich fahrig über den Ärmel der Uniformjacke.
    »Da hat also so ein Typ angerufen. Anonym. Wollte seinen Namen nicht nennen, meine ich. Aber ich hab die Nummer auf dem Display notiert und danach überprüft. Sie ist von einer Telefonzelle in Maridalen, genau da, wo die Straße …«
    »Das ist nicht so wichtig«, fiel Hanne ihm

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