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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Haftbefehl vorgelegt werden. Da sie sich unter Hinweis auf die Feiertage und die bevorstehende Beerdigung weigerten zu kommen, waren sie festgenommen worden. Erik und Silje berichteten, daß beide eher geschockte Apathie zeigten als Zorn. Sie hatten nicht einmal um einen Anwalt gebeten, sie hatten erst daran erinnert werden müssen, daß es gar nicht so dumm wäre, sich einen zuzulegen, ehe sie verhört würden.
    Annmari fühlte sich unwohl, sie hatte zu wenig geschlafen und ihr wurde direkt schlecht beim Gedanken daran, was jetzt vor ihr lag. Sie blätterte in den Festnahmeprotokollen, wieder und wieder, und wartete eigentlich nur noch auf das letzte. Hermine Stahlberg war offenbar nicht so leicht zu finden wie ihr Bruder und ihre Schwägerin. Es ging auf sechs Uhr abends zu. Die Pressekonferenz war auf halb sieben angesetzt. Und das bedeutete eine Live-Übertragung in den Nachrichten von TV 2 und schlimmstenfalls zehn chaotische, unverdaute Minuten eine halbe Stunde darauf bei NRK .
    »Sie ist spurlos verschwunden«, sagte Erik Henriksen und schlug mit der Faust gegen den Türrahmen.
    »Verschwunden?«
    Annmari legte die Papiere sorgfältig aufeinander, Kante auf Kante, und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Dann schaute sie zu Erik hoch und fragte noch einmal:
    »Verschwunden, sagst du? Wer denn?«
    »Hermine. Nicht zu Hause. Sie hat ja auch eigentlich keine Arbeit.«
    Er zuckte mit den Schultern und ließ sich in den freien Sessel fallen.
    »Und selbst wenn, da wäre sie am Ersten Weihnachtstag ja doch nicht. Wir waren …«
    »Wir waren ganz einfach nicht gut genug vorbereitet«, fiel Annmari ihm resigniert ins Wort. »Das nenne ich einen soliden Anfängerpatzer. Herrgott, Erik, könnt ihr sie wirklich nicht finden?«
    Erik schüttelte widerstrebend den Kopf.
    »Tut mir leid.«
    »Tut dir leid? Dazu ist es ja wohl ein bißchen zu spät. Ich kapier nicht … ich kann einfach nicht alles im Griff behalten, Erik. Ich muß mich darauf verlassen können, daß ihr anderen ebenfalls eure Arbeit macht.«
    »Du wolltest doch diese Festnahmen«, gab er wütend zurück. »Ich habe genau das getan, was du mir aufgetragen hast. Wir alle haben brav gehorcht. Aber Hermine können wir eben im Augenblick nicht finden.«
    Annmari schloß die Augen. Ihre Zunge fühlte sich belegt an. Sie schluckte energisch und trank einen Schluck Wasser. Danach konnte sie ihn dann endlich wieder ansehen.
    »Wenn ich eine Festnahme anordne, dann …«
    »Drei«, korrigierte Erik. »Drei Festnahmen.«
    »Wenn ich drei Festnahmen anordne, dann gehe ich natürlich davon aus, daß ihr bei der Polizei die nötigen Vorarbeiten leistet, um diese Festnahmen so unkompliziert wie möglich durchführen zu können, und zwar …«
    Ihre Stimme wurde lauter und klang jetzt fast schrill.
    »… auf polizeilich akzeptablem Niveau!«
    »Ihr bei der Polizei!« äffte Erik sie nach. »Bist du jetzt auch schon so geworden? Willst auch du jetzt keine von uns mehr sein?«
    Er musterte sie kritisch. Sein Blick fuhr über die Uniform, die sie trug, weil sie sich schon für die Pressekonferenz angezogen hatte, streifte die Rangabzeichen auf ihren Schultern und blieb an der linken Brusttasche haften. Dort stand, in Goldbuchstaben auf dunklem Grund: POLIZEI .
    »Juristenpack!« fluchte er, und Annmari mußte lachen.
    Er biß sich auf die Lippe. Wütend versuchte er, sich auf den Regen zu konzentrieren, der draußen eingesetzt hatte.
    »Hör auf«, sagte Annmari lächelnd. »Wir beiden streiten uns doch nicht, Erik. Nicht du und ich.«
    »Nein. Aber ich meine noch immer, daß du die Verantwortung dafür trägst, daß wir uns nicht ausreichend über diese Leute informiert haben. Ich halte es sowieso für bedenklich, gerade jetzt Festnahmen durchzuführen. Am Ersten Weihnachtstag und überhaupt. Das bringt ihnen doch überall Sympathie ein. Von denen da draußen. Von den guten Bürgern, die gerade nichts als Familie und Geschenke und Kirchgang im Kopf haben. Und die nichts davon hören wollen, daß irgendwer seine halbe Sippschaft abgemurkst haben könnte. Nicht jetzt, Annmari. Nicht am verdammten heiligen norwegischen Weihnachtsfest!«
    »Aber wenn es doch richtig zu sein scheint, Erik! Wenn alles, was wir können, und alles, was wir wissen, und alle möglichen Anzeichen dafür sprechen, daß wir uns die Verdächtigen lieber heute als morgen schnappen sollten, was sollen wir dann tun? Abwarten, bis Weihnachten vorüber ist? Darauf warten, daß der Verdacht sich in

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