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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Colaflasche kippte um. Hanne ignorierte die braune Lache.
    »Ich werde natürlich eine Aktennotiz schreiben«, sagte Billy T. »Aber …«
    »Aktennotiz«, fiel Annmari ihm ins Wort. »Warum kein Vernehmungsprotokoll? Du hast deinen Waffenhändler doch wohl ordnungsgemäß vernommen?«
    »Vergiß das jetzt!«
    Er winkte ungeduldig ab. Ohne seine Jacke abzulegen, ließ er sich auf den Stuhl fallen.
    »Meine Quelle sagt also, daß Hermine eine Handfeuerwaffe bestellt hat. ›Geeignet zum Schutz vor großen Wesen.‹«
    Seine Finger deuteten Anführungszeichen an.
    »So hat Hermine sich wirklich ausgedrückt. ›Große Wesen‹. Meine Quelle hatte Glück, konnte eine Glock besorgen und sie Hermine am 16.   November auf dem Klo der Kneipe überreichen.«
    »Deine Quelle hat eine Glock besorgt«, wiederholte Annmari langsam. »Heißt das, daß du wirklich mit dem Lieferanten gesprochen hast? Und daß diese Information aus erster Hand stammt?«
    »Genau! Eigentlich wußte ich das ja schon, von Snifflappen, dem Junkie, der am Sonntag gestorben ist. Und da der schlimmer lügt als jeder Augenzeuge, mußte ich doch …«
    »Ich hoffe für dich, daß dieser Waffenschieber jetzt im Arrest sitzt und auf ein gründliches Verhör wartet«, sagte Kriminalchef Puntvold, dessen Interesse wieder sichtlich gewachsen war.
    Aus Billy T. schien plötzlich alle Luft zu entweichen. Er sank sozusagen in sich zusammen, glitt auf seinem Stuhl nach vorn, ließ die Schultern sinken und den Kopf hängen. Dann atmete er tief und demonstrativ zweimal durch, schaute wieder auf und sagte:
    »Folgendes habe ich anzubieten: eine Aktennotiz, die sich auf ein Gespräch bezieht, das ich heute mit einer Quelle geführt habe, mit einer Person, die im Kleinen mit Waffen handelt und die mitteilen kann, daß Hermine Stahlberg am 10.   November dieses Jahres Kontakt zu ihr … zu dieser Quelle aufgenommen hat. Hermine brauchte eine Handfeuerwaffe von einem gewissen Kaliber, zum ›Schutz vor großen Wesen‹. Die Waffe wurde sechs Tage darauf ausgehändigt. Ich kann diese Notiz schreiben, unterzeichnen und in einer Dreiviertelstunde auf Annmaris Schreibtisch legen. Punkt. Ich habe nicht vor, meine Quelle hochgehen zu lassen. Noch nicht. Ich habe auch nicht vor, mich deshalb von irgendwem zusammenstauchen zu lassen. Ich habe auch nicht vor, noch länger hierzubleiben. Wenn du mein Angebot annimmst …«
    Ein schmutziger, riesiger und blutig geknabberter Fingernagel richtete sich zitternd auf Annmari.
    »… dann kannst du mir ja eine sms schicken. Bis dann.«
    Er sprang auf und ging. Die Tür fiel ebenso lärmend hinter ihm ins Schloß, wie sie zehn Minuten zuvor aufgerissen worden war.
    »Er ist müde«, sagte Hanne und lächelte den Polizeichef kurz an. »Einfach nur schrecklich müde.«
    Nach kurzem Schweigen redeten alle wild durcheinander. Ihre Stimmen hallten an den Wänden wider und wurden immer lauter, weil alle sich gleichzeitig Gehör verschaffen wollten. Nur Hanne überließ sich ihren Gedanken und lenkte mit dem Zeigefinger die Cola zur Tischkante, in kleinen Bächen, die dann auf den Boden tropften.
    »Ich sehe keine andere Lösung, als eine Festnahme vorzunehmen«, schrie Annmari und fuchtelte mit den Armen, um für Stille zu sorgen. »Und vielleicht sollten wir gleich richtig zuschlagen. Wir holen uns alle drei, ja? Hermine, Carl-Christian und Mabelle.«
    Einige applaudierten. Der Applaus steigerte sich schließlich zu ohrenbetäubendem Lärm. Annmari lächelte glücklich. Hanne hätte schwören können, daß die Polizeijuristin mit den Tränen kämpfte.
    »Das ist gut«, sagte Kriminalchef Puntvold ihr ins Ohr; sie hatte gar nicht gemerkt, daß er noch immer neben ihr stand. »Das kann schneller gehen, als du erwartet hast. Wirklich toll.«
    Hanne lächelte höflich, ohne seinem Blick zu begegnen.
    »Es war eben doch nicht so wichtig, das Rätsel Sidensvans zu lösen«, sagte er. »Billy T. hat ja wirklich ein phantastisches Kontaktnetz. Aber das hast du auch. Du hast doch auch schon die ganze Zeit Hermine im Auge gehabt.«
    Hanne drehte sich um, um zu antworten, aber da war der Kriminalchef schon in ein Gespräch mit dem Abteilungsleiter vertieft. Hanne schaute sich im Zimmer um und musterte ein Gesicht nach dem anderen.
    Alle schienen zufrieden zu sein.
    Sie selbst machte sich auf die Suche nach Billy T.
    Hanne hatte überall gesucht. Niemand hatte ihn gesehen, außer Erik Henriksen, der behauptete, eine Viertelstunde zuvor Billy T.s

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