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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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etwas Geld besäßen, müssten wir uns nicht so große Sorgen machen . Wie entsetzlich es war, hilflos zu sein. In solchen Nächten gab Jane ihr Bestes, sie zu beruhigen, doch es half nichts. Jane hatte ihre Familie in New York, die sich um sie kümmern würde, und konnte zudem einen Beruf samt Empfehlungsschreiben vorweisen, während sie und ihre Mutter so nutzlos waren wie diese dämlichen Ming-Tassen, die Harriet sammelte.
    »Er wird sich schon noch entschuldigen«, sagte Mina. Bestimmt würde er das tun. Im Moment sah alles düster aus, aber die Erfahrung hatte sie anderes gelehrt. Morgen würde sie zum Frühstück nach unten gehen, und ihre Mutter und Collins würden sich am Tisch gegenübersitzen und sich anlächeln. Und später, auf dem Korridor, würde ihre Mutter sie beiseitenehmen und flüstern: Er hat sich entschuldigt, Darling. Ihm ist bewusst geworden, wie schlecht er sich benommen hat. Er kann es selbst kaum glauben. Wir vergessen einfach, was sich abgespielt hat . Entschuldigungen kosteten nichts, und Collins kamen sie stets leicht über die Lippen.
    Vielleicht war nicht er es, dem sie Vorwürfe machen sollte. Wenn das verloren gegangene Vertrauen einer Frau mit einigen wenigen Worten wiederhergestellt werden konnte, hatte er womöglich recht, wenn er dachte, dass es nichts wert war.
    Mina schluckte ihre Wut herunter. Es fühlte sich an, als würde sie sich gegen ihre Mutter richten, was schlichtweg keinen Sinn ergab; es war, als verspürte man den Drang, einen Welpen zu treten.
    Ihre Mutter sprach abgehackt, und immer wieder unterbrach sie sich und schluchzte. »Ich weiß noch nicht einmal, was ich getan habe.«
    »Du hast nichts getan.« Collins kritisierte sie für die eigentümlichsten Dinge. Dein langes Gesicht bedrückt mich . Oder: Beim Allmächtigen, bringst du nicht einmal zehn Worte intelligenter Konversation über die Lippen ? Es begann meist mit etwas Trivialem. Doch diese in sich unlogischen Vorwürfe schienen einen Hebel in ihm umzulegen. Im Nu war sein Zorn entfacht und brannte lichterloh. Und ihre Mutter, einst eine junge Witwe, der in den prächtigsten Ballsälen New Yorks die Bewunderer reihenweise am Rockzipfel gehangen hatten, blieb nichts anderes übrig, als vor ihm zu kuschen und sich in endlosen Entschuldigungen zu ergehen. Es tut mir leid; das habe ich nicht gewollt; mir war nicht bewusst, wie entsetzlich mein Verhalten ist; ich wollte nie, dass …
    »Es sei denn …« Harriet atmete zitternd ein. »Es sei denn, es hat mit Mr Monroe zu tun. Aber das ist nun wahrlich nicht mein Fehler. Wie auch?«
    »Mr Monroe?« Mina rückte ein wenig von ihr ab, blieb aber nahe genug, um ihrer Mutter eine nasse Haarsträhne aus den Augen zu streichen. »Meinst du seine Erkrankung?« Nein, das konnte nicht sein. Bis zum heutigen Abend hatte es dafür keinerlei Anzeichen gegeben.
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Nein, Gerard ist heute Nachmittag jemandem im Club begegnet. Einem Amerikaner, der unlängst aus Chicago eingetroffen ist und der behauptet, keinen Mr Monroe zu kennen. Ich habe ihm lediglich zu bedenken gegeben, dass er womöglich viel auf Reisen ist. Ich wollte nur ein wenig das Unbehagen mildern. Vermutlich habe ich mich dabei ungeschickt angestellt und es aussehen lassen, als würde ich einem Gentleman widersprechen.« Sie griff abermals zum Taschentuch und tupfte sich die Augen trocken. »Es war mitnichten meine Absicht, ihn bloßzustellen. Ich war doch früher nicht so unbeholfen.«
    »Du bist nicht unbeholfen.«
    »Ich kann es ihm nicht recht machen.«
    »Dann verlass ihn.«
    Ihre Mutter erstarrte.
    Genau wie sie. Sie hatte nicht beabsichtigt, es genau in diesem Moment vorzuschlagen. Doch die Worte fühlten sich richtig an. Ihre Lippen hatten sich stark genug gefühlt, die Worte zu formen. Genau genommen hätte sie nichts lieber getan, als sie gleich noch einmal zu wiederholen. Verlass dieses Scheusal . »In Connecticut besteht die Möglichkeit, eine Ehe wegen stetiger Grausamkeit annullieren zu lassen.«
    »Nicht …« Ihre Mutter verkroch sich in das hintere Eck des Fenstersitzes. »Sei nicht albern.« Sie sprach so leise, dass Mina sie kaum verstehen konnte. »Wir würden auf der Straße den Hungertod sterben.«
    »Wir könnten Onkel Edward um Hilfe bitten.«
    »Meinen Bruder?« Ihre Mutter lachte verbittert. »Er würde sich daran weiden, mich in der Gosse zu sehen. Er denkt ohnehin, dass ich längst dort gelandet bin.«
    »Ich könnte mir eine Arbeit suchen.«
    »Du?

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