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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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wissen. Manches Mal war ich versucht, den Gedanken in die Tat umzusetzen. Jedes Mal, wenn er mich angeschrien oder mich in meinem Zimmer eingeschlossen hat, weil ich es wagte, ihm zu widersprechen, bin ich deinetwegen geblieben. Deinetwegen habe ich gelernt, vor ihm zu Kreuze zu kriechen.«
    Der Gesichtsausdruck ihrer Mutter nahm weichere Züge an. »Darling, ich weiß, dass es für dich nicht leicht war. Du warst immer so temperamentvoll. Gott ist mein Zeuge, ich wollte nie, dass du verletzt wirst.« Sie hob die Hand, doch Mina drehte den Kopf zur Seite, um der Berührung auszuweichen. »Mina«, flüsterte sie und ließ die Hand wieder sinken. »Ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben. Doch die Welt hat keine Verwendung für die Launen einer Frau. Vertrau mir: Wenn du diese Lektion jetzt lernst, ersparst du dir auch für die Zukunft eine Unmenge Leid.«
    »Es gibt nur eine Lektion, die ich heute Abend gelernt habe. Nämlich, dass es ein Fehler war, bei dir zu bleiben.«
    »Tapfere Worte«, sagte ihre Mutter ernst. »Nichts anderes habe ich von dir erwartet. Doch mein Bruder hat uns längst verstoßen. Sag mir, mein Kind – wo sonst solltest du Zuflucht suchen?«
    Sie hatten Monroe ans Bett gefesselt. »Er hat wild um sich geschlagen«, erklärte Jane, die eine Kompresse auf ihr Auge drückte und unsicher auf den Beinen wirkte. In einer Ecke des Raums war eine chinesische Dienerin dabei, Pulver in eine Tasse zu rühren. »Er hat dabei mein Auge getroffen und einen der Diener gegen die Wand geschleudert.«
    »Arme Jane«, sagte Mina geistesabwesend. Ihre Wange schien noch immer zu brennen. War es falsch, Neid zu empfinden? Ein blaues Auge würde verheilen, doch dem tauben Gefühl in ihr war mit herkömmlicher Medizin nicht beizukommen. Wo sonst solltest du Zuflucht suchen ? »Vielleicht ist es besser, du setzt dich.«
    Jane ließ sich von Mina in einen Sessel helfen. »Ein solches Verhalten ist mir noch nicht untergekommen. Erst lacht er hysterisch, und dann fängt er an, um sich zu schlagen. Siehst du, wie stark gerötet seine Haut ist? Und seine Pupillen sind groß wie Untertassen! Zudem glüht er geradezu. Ich vermute, es handelt sich um eine seltene Form von Tropenfieber. Er hat sich noch nicht erleichtert, aber wir haben ihm dennoch Chinin gegeben. Und Laudanum, um ihn ruhigzustellen, bis der Arzt eintrifft. Ich denke, damit können wir nichts falsch machen.«
    »Vermutlich nicht.« Sie konnte Bonham unmöglich heiraten, er war ihrem Stiefvater viel zu ähnlich. Er würde von ihr erwarten, dass sie auf sein Kommando sänge und verstummte, und käme sie seinem Willen nicht nach, würde er sich im Recht fühlen, sie zu bestrafen. Schließlich galt er als mächtiger und einflussreicher Mann, den jede Frau mit Kusshand zu ihrem Mann nehmen würde.
    Sollte er es also in dieser Hinsicht wie Collins halten, so würde sie sich keinesfalls wie ihre Mutter verhalten. Sie würde ihn eher umbringen als zuzulassen, dass er sie in die Knie zwang.
    »Mina. Geht es dir gut?«
    »Meine Mutter hat entschieden, mich mit Bonham zu verheiraten. Als hätte sie je ein glückliches Händchen bei der Wahl ihres Ehemannes gehabt. Als hätte ihre Entscheidung sich nicht schon in millionenfacher Hinsicht als falsch erwiesen.«
    »Hast du ihr gesagt, dass du nicht einverstanden bist?«
    »Und ob ich ihr das gesagt habe. Sie findet, ich sei zu temperamentvoll .«
    Jane seufzte. »Du solltest ein wenig Mitgefühl mit ihr haben. Sie bereut die Entscheidungen, die sie getroffen hat, und will nun sichergehen, dass dir nicht das Gleiche widerfährt.«
    Nein. Von Mitgefühl wollte Mina nichts mehr hören, damit war sie durch. »Ich habe ihr damals geraten, ihn nicht zu heiraten.« Nur zu gut erinnerte sie sich an den Moment, in dem sie Collins’ wahres Gesicht gesehen hatte. Er war gekommen, um ihrer Mutter einen Besuch abzustatten, damals, als er gerade erst damit begonnen hatte, ihr den Hof zu machen. Mina war aus dem Garten herbeigelaufen und hatte ihn lachend begrüßt, während er ihr seinen Hut reichte. In eisigem Schweigen hatte er ihr schmutziges Kleid gemustert und ihr dann befohlen, sich umzuziehen. Sie sei zu alt, um wie ein kleines Kind herumzutollen.
    Er hatte nicht das Recht gehabt, sie zu tadeln, dennoch hatte er es sich eiskalt genommen. Im zarten Alter von zwölf war Mina bereits klüger gewesen als ihre Mutter. Sie hatte gelernt, keinem Mann zu trauen, der sich Rechte herausnahm, die ihm nicht zustanden. »Ich habe ihr

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