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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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verstummten. Tarbury versäumte niemals eine Verabredung. Vielleicht war es töricht, hier nach ihm zu suchen. Aber welche andere Wahl hätte sie gehabt?
    Sie klopfte an die aus Holzbrettern grob zusammengezimmerte Tür. Ihre Hand zitterte. Die Kälte, redete sie sich ein.
    Stille.
    Ihre Finger schlossen sich fester um den Pistolenkolben. Die Handschuhe, die sie trug, saßen so eng, dass sich die Umrisse ihrer Fingernägel abzeichneten. Tarbury hatte ihr geraten, sich wie eine Londonerin zu kleiden, um nicht aufzufallen. Und diese engen Handschuhe waren zurzeit bei allen modebewussten jungen Damen sehr beliebt. Dass sie ihre Bewegungsfreiheit einschränkten, war Mina mit einem Mal unerträglich.
    Sie klopfte abermals, dieses Mal jedoch kräftiger. Nach kurzem Überlegen schlug sie den Schal zurück, mit dem sie ihr Haar bedeckt hatte. Es schien ihr ratsam, auch zu den Seiten uneingeschränkte Sicht haben.
    »Wer ist da?«
    Rasch verbarg Mina die Pistole hinter dem Rücken. »Eine Freundin von Thomas Tarbury.«
    Fast sofort wurde die Tür geöffnet, die knarrend nach außen aufschwang. Ein kleiner, hagerer Mann mit einem schwarzen Backenbart sah zu ihr hinauf. Er hielt eine Laterne in der Hand, deren Schein die Fettflecken auf seiner Hose glänzen ließ und die unebene Holzstufe beleuchtete, auf der er stand. Die wenigen Treppenstufen führten in einen Kellerraum hinunter, dessen Boden mit Stroh bedeckt war. Der Rest des Raumes lag in Finsternis und blieb dem Auge verborgen. Vermutlich besaß der Mann nur diese eine Lampe. »Sie sind Miss Masters? Treten Sie ein. Er liegt dahinten.«
    Der Mann kannte ihren Namen. Eigentlich hätte sie das beruhigen müssen. »Richten Sie ihm aus, er soll zu mir kommen.«
    »Das geht nicht, Miss. Er ist ziemlich schlimm dran. Ein paar miese Kerle haben ihn in der Gasse überfallen.« Als sie einen Laut des Erschreckens ausstieß, ging er eine Stufe nach unten. »Keine Sorge, ich habe seine Wunden verbunden. Aber er geht heute nirgendwo mehr hin. Ich hätte Ihnen ja eine Nachricht geschickt, aber er hat mir nicht gesagt, wo Sie wohnen.«
    Mina zögerte noch immer. Die Finsternis hinter ihm machte ihr zu schaffen, sie konnte Dunkelheit nicht ausstehen. »Dann soll er zumindest laut etwas zu mir sagen.«
    Der Mann sah sie ungläubig an. »Ich habe ihm genug Laudanum verabreicht, um ein Pferd ruhigzustellen. Er hat wie ein Schwein geblutet und die ganze Zeit an nichts anderes gedacht, als zu Ihnen zu kommen. Ein Mann hat seine Pflichten, das kann ich respektieren. Aber ich konnte es wohl kaum so weit kommen lassen, dass ein Freund sich umbringt, oder?«
    »Nein«, sagte sie, wenngleich ihr Instinkt noch immer kräftig Alarm schlug.
    »Nun kommen Sie schon rein. Er hat gesagt, dass jemand hinter Ihnen her ist. Da ist es wohl besser, wenn Sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.«
    Mina schaute sich um und sah, wie sich im Haus gegenüber ein Vorhang bewegte. »Also gut.« Sie machte einen Schritt auf die erste Stufe, woraufhin der Mann die Treppe zum Kellerraum hinunterging und ihr leuchtete. Dass er ihr freiwillig Platz machte, beruhigte Mina ein wenig. Nichtsdestotrotz wollte sie vermeiden, dass er die Waffe bemerkte, die sie bei sich hatte.
    Auf der nächsten Stufe stieß ihr Fuß gegen eine Kette, die um ein Vorhängeschloss gewickelt lag. Mina nahm an, dass Mr Cronin damit die Tür sicherte, doch dann ging ihr auf, dass sie kein Kettenklirren gehört hatte, ehe er die Tür geöffnet hatte.
    Die Tür war also gar nicht verschlossen gewesen.
    Wäre Tarbury angegriffen worden, hätte Cronin doch mit Sicherheit die Tür verriegelt.
    Im Nu hatte sich Mina umgedreht und lief die beiden Stufen hinauf.
    Hinter ihr erklang ein derber Fluch, dann das Splittern von Glas. Dunkelheit hüllte sie ein. Die Laterne war zu Boden gefallen. Nur noch einen Schritt …
    Etwas Schweres prallte gegen ihren Rücken. Mina fiel vornüber auf die Türschwelle. Der Sturz auf den harten Boden presste ihr die Luft aus den Lungen. Starke Hände packten sie bei den Armen und umklammerten dann ihre Handgelenke. Finger schlossen sich um die Hand, in der sie die Waffe hielt.
    Mina wand sich und versuchte, die Kontrolle über die Waffe zurückzugewinnen.
    »Ganz ruhig.« Die fremde Hand packte so fest zu, als wollte sie ihr befehlen. »Sie schießen sich sonst selbst in den Magen.«
    Schwer atmend hielt Mina still. Das war nicht Cronins Stimme. Auch nicht Ridlands. Wie denn auch, Ridland war nicht rüstig genug, um mit

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