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Die Wahrheit der letzten Stunde

Die Wahrheit der letzten Stunde

Titel: Die Wahrheit der letzten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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nichts mehr.« Sie legt eine Pause ein und lehnt sich dann zum Richtertisch vor. »Als ich wieder zu mir komme, liege ich im Krankenhaus, und Faith ist über mich gebeugt.«
    Der Richter schüttelt verwundert den Kopf. »Gibt es hierfür eine medizinische Erklärung?«
    »Soweit ich weiß, Euer Ehren, können die Ärzte sich nicht erklären, wie und warum das passiert ist.«
    »Und was glauben Sie, was passiert ist, Mrs. Epstein?«
    Millie sieht ihm ernst in die Augen. »Ich glaube, dass meine Enkelin mich ins Leben zurückgeholt hat.«
    »Was halten Sie von Faith’ Visionen?«
    »Ich glaube ihr. Meine Güte, wenn ich ihr noch immer nicht glauben würde, wäre ich wirklich dämlich, nicht wahr?« Sie lächelt wieder. »Oder schlimmer … dann wäre ich tot.«
    »Danke, Mrs. Epstein. Mr. Metz, haben Sie noch Fragen an die Zeugin?« Der Anwalt schüttelt den Kopf. »Nun, ich glaube, jetzt brauche ich eine kleine Pause.« Mariah beobachtet, wie ihre Tochter mit Kenzie den Saal verlässt. Sie darf sich Faith immer noch nicht nähern, und zu ihrer eigenen Überraschung, fällt es ihr jetzt, da Faith weitgehend wiederhergestellt ist, noch schwerer. Sie reckt den Hals und sieht Faith durch die Tür verschwinden.
    Sie hofft, dass Kenzie gut auf sie aufpasst.
    Aus den Augenwinkeln sieht sie Ian und wendet sich sofort wieder ab.
    »Mariah.« Joan reißt sie aus ihren Gedanken. »Sie sind nach Dr. Fitzgerald dran.«
     
    »So bald?«
    »Ja. Schaffen Sie das?«
    Sie drückt eine Faust auf ihren Bauch. »Ich weiß nicht. Nicht Ihre Befragung macht mich nervös, sondern Metz’ Kreuzverhör.«
    »Hören Sie mir zu«, entgegnet Joan. »Wenn Sie im Zeugenstand sind, schauen Sie hierhin, ganz egal, was er auch sagt.« Sie zeigt hinter sich auf die Reihe, in der Faith bis eben noch gesessen hat. »Sie wird Ihnen helfen, es durchzustehen.«
     
    Dr. Alvin Fitzgerald hat eben erst im Zeugenstand Platz genommen, als Metz sich auch schon erhebt. »Ich bitte, vortreten zu dürfen!« Die Anwälte treten an den Richtertisch. »Ich möchte wissen, ob der Kerl mit Faith gesprochen hat.«
    Joan gönnt ihm kaum einen Blick. »Nein, weil ich wusste, dass Sie dann einen Aufstand machen würden. Sollte sich ein solches Gespräch als notwendig erweisen, können unsere Experten dies zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Ich denke aber, ich kann mit Dr. Fitzgeralds Hilfe meinen Standpunkt klarmachen, auch ohne dass er sich mit Faith unterhält.«
    Das nimmt Metz einigen Wind aus den Segeln. »Also gut«, sagt er gepresst.
    »Dr. Fitzgerald«, beginnt Joan ihre Befragung, »würden Sie bitte für das Protokoll Ihren beruflichen Werdegang umreißen?«
    »Ich habe meinen Abschluss an der University of Chicago gemacht, habe meine Assistenzzeit am UCSF geleistet, wo ich hiernach noch einige Zeit angestellt war. Ich war Hauptermittler bei einer großangelegten Studie über CFS und psychosomatische Störungen.«
    »Wir haben hier schrecklich viel über das Münchhausen-Syndrom gehört. Können Sie uns sagen, ob der vorliegende Fall in dieses Schema passt?«
    Der Psychiater zuckt die Achseln. »Nun, vieles deckt sich mit den Kriterien, die in Band vier des DSM aufgeführt sind.«
    Joan sieht, wie Metz vor Überraschung die Kinnlade herunterklappt, als ihr Gutachter die Höhepunkte von Dr. Birchs Aussage bestätigt. Dann fragt sie: »Und gibt es irgendwelche Kriterien, die gegen das Münchhausen-Syndrom im vorliegenden Fall sprechen?«
    »Ja. Zum einen sind Faith’ Symptome sehr real und bizarr. Es ist um vieles leichter, Übelkeit künstlich hervorzurufen als Stigmata. Und was die Halluzinationen anbelangt, muss ich Dr. Birch widersprechen. Nur weil Mariah White zusammen mit Psychotikern in einer Nervenheilanstalt war, bedeutet noch lange nicht, dass sie Faith dazu bringen könnte, überzeugend Halluzinationen vorzutäuschen - das wäre dasselbe, als würde man behaupten, im Teambus der Bulls mitzufahren würde genügen, um sich in ein Ass wie Michael Jordan zu verwandeln.« Er lächelt. »Eine weitere Diskrepanz ist die, dass das Münchhausen-Syndrom eine chronische Erkrankung ist. Diese Eltern laufen von einer Notaufnahme zur nächsten, damit die Ärzte ihnen nicht auf die Schliche kommen. Mrs. White hingegen hat Faith mehrfach zum selben Arzt gebracht, namentlich Dr. Blumberg. Sie hat sogar ausdrücklich verlangt, dass er Faith verschiedentlich untersucht.«
    »Ist das alles, Doktor?«
    »Oh, ich werde gerade erst warm. Menschen, die am

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