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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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pünktlich zum Abendessen und ist so gut gelaunt und voller Energie, dass ich mich in der Sekunde besser fühle,
     in der sie hereinkommt und losplappert.
    «Ach, du Schande», sagt sie mit leiser Stimme und sieht sich in Viviens Wohnung um. «Das ist ja voll schick hier. Deine Eltern
     sind wohl echt supermodern.»
    «Nein.» Ich schüttele den Kopf. «Nein. Die Wohnung gehört nicht meinen Eltern. Ich wohne bei meiner Tante. Sie ist übers Wochenende
     weg.»
    «Dann hast du also sturmfreie Bude?»
    Ich nicke, und Alice springt in die Luft und jauchzt vor Freude.
    «Wahnsinn. Mensch, Katherine, bin ich froh. Ich dachte schon, deine Eltern wären hier. Ich dachte, jetzt kommt die große Darf-ich-dich-meinen-Eltern-vorstellen-Nummer.»
     Sie verdreht die Augen. «Wir wollen ja schließlich nicht heiraten oder so. Gott sei Dank.» Sie kickt ihre Schuhe von den Füßen
     und schlendert durchs Zimmer, sieht sich einzelne Gegenstände an, lässt alles auf sich wirken.
    Ich habe mir schon eine Erklärung zurechtgelegt, warum ich bei meiner Tante lebe statt bei meinen Eltern, irgendwas über den
     Ruf und die Qualität der Drummond High im Vergleich zu den Schulen in Newcastle, was auch nicht ganz unwahr ist. Aber sie
     interessiert sich offenbar mehr für die Wohnung als dafür, wieso ich darin wohne.
    |36| «Muss ja toll sein, so elegant zu wohnen», sagt sie, geht dann den Flur hinunter und späht in die Zimmer hinein. Ihre Stimme
     ist laut und hallt durch die Diele, als sie ruft: «Hast du hier schon mal eine Party gefeiert? Ich wette, nicht, oder? Komm,
     wir feiern eine. Das wäre doch super. Ich kenn haufenweise Leute, die wir einladen könnten.»
    «Ooh», entfährt es ihr plötzlich. «Sieh dir das an!» Und sie greift nach oben in Viviens Regal und nimmt eine edel aussehende
     Flasche herunter. «Irish Whiskey. Mhm, lecker. Den liebe ich. Los, wir trinken was.»
    «Das ist nicht meiner», sage ich. «Der gehört Vivien.»
    «Na und? Wir kaufen ihr eine neue Flasche. Deine Tante wird nichts merken.» Und sie geht mit der Flasche in die Küche, findet
     den Schrank mit den Gläsern, nimmt zwei heraus und gießt großzügig ein. «Hast du Cola?»
    «Tut mir leid.» Ich schüttele den Kopf.
    «Wasser tut’s auch.» Sie geht an die Spüle, füllt die Gläser mit Wasser auf und reicht mir eins. Ich nehme einen winzigen
     Schluck. Der Whiskey riecht widerlich und schmeckt noch schlimmer – bitter und herb und sehr stark   –, und ich weiß, ich werde das Glas nicht austrinken können.
    Alkohol hatte nicht zu meinem Plan für heute Abend gehört, ich hatte nicht mal dran gedacht. Aber Alice’ Lust darauf, etwas
     zu trinken, macht mir klar, wie realitätsfremd ich im Grunde bin. Nicht jeder hat so große Angst vor der Welt wie ich. Nicht
     jeder ist ein gebranntes Kind.
    Wir nehmen unsere Gläser mit auf den Balkon und blicken über die Stadt. Die meiste Zeit redet Alice, doch ich bin zufrieden
     damit, einfach zuzuhören und ihre Energie zu spüren, ihre Lebensfreude. Und ich versuche, mich daran zu erinnern, wie es ist,
     sich mit jemand Gleichaltrigem zu amüsieren. Ich versuche, mich wieder mit einer anderen Version von mir vertraut |37| zu machen, einer jüngeren, fröhlicheren Version, dem Mädchen, für das es selbstverständlich war, dass das Leben so sein konnte
     wie jetzt, dass es so sein sollte: frei und leicht und voller Freude.
    «Hallo, Welt!», ruft Alice und beugt sich über das Geländer. Ihre Stimme hallt um uns herum. «Hallo, Welt!»
    Sie wendet sich wieder mir zu und lehnt sich gegen das Geländer, den Kopf zur Seite geneigt. «Wenn ich älter bin, will ich
     auch so eine Wohnung haben. Nur noch größer. Schicker. Alle meine Freunde können kommen und bei mir übernachten. Und ich werde
     auch jede Menge Hilfe haben.» Sie hebt die Nase in die Luft und spricht mit affektierter Stimme. «Ich werde Personal haben,
     Darling. Haushälterinnen. Privattrainer. Butler. Das volle Programm. Und jeden Abend kommt extra jemand, bloß um mir Champagner
     einzuschenken.»
    «Klar», sage ich. «Du könntest dir ja sonst einen Fingernagel abbrechen. Oder ins Schwitzen kommen.»
    « Quelle horreur!
» Sie reißt mit gespielter Besorgnis die Augen auf und blickt auf ihre Hände «Die Beschäftigung mit profanen Dingen steckt
     voller Gefahren. Ich beabsichtige, mich nicht mehr damit abzugeben.»
    Ich lache. «Du brauchst auch einen privaten Barista. Der dir morgens den Kaffee macht.»
    «Und einen

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