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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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wurden gemeinsam zum
     Küchendienst verdonnert, und während wir uns |63| jeden Abend abmühten, aus sehr kargen Zutaten etwas Essbares herzustellen und das ständige, lautstarke Gemecker unserer Klassenkameradinnen
     zu ertragen, schmiedeten wir eine eiserne Freundschaft. Ich war beeindruckt von Carlys Begabung, über alles witzeln zu können,
     und Carly erzählte mir später, sie hätte immer meine unerschütterliche Entschlossenheit bewundert, das Beste aus dem wenigen
     zu machen, was wir hatten. Seitdem waren wir unzertrennlich.
    Rachel setzte sich neben mir auf den Fußboden, und ich legte ihr einen Arm um die Schultern.
    «Wieder derselbe Traum?», fragte ich.
    «Ja.»
    «Rachel hat seit einiger Zeit einen echt schrecklichen Traum», erklärte ich Carly. «Sie sieht ein Mädchen, das ihr bekannt
     vorkommt, und das Mädchen lächelt, und deshalb geht sie auf sie zu.»
    «Und je näher ich komme», fuhr Rachel fort, «desto bekannter kommt mir ihr Gesicht vor. Zuerst bin ich froh und glücklich,
     sie zu sehen, ich hab das ganz starke Gefühl, dass ich sie gernhab, als würde ich sie von irgendwoher kennen. Aber wenn ich
     dann näher herangehe, denke ich auf einmal, dass das Mädchen vielleicht doch nicht so freundlich ist, wie es aussieht. Sie
     hat irgendwas richtig Böses an sich. Und dann, wenn ich direkt vor ihr stehe, sehe ich, dass ich das ja selbst bin, dass sie
     mein Gesicht hat, und dann weiß ich auf einmal, was das bedeutet, mein Gesicht so zu sehen. Es bedeutet, dass ich sterben
     werde, und ich kriege plötzlich totale Panik   … und ich will mich umdrehen und vor ihr weglaufen   … aber dann lächelt sie, so ein richtig grausiges, böses Lächeln. Ich versuche zu laufen, und sie fängt an zu lachen, wie
     verrückt, und natürlich schaffe ich es nicht, wegzulaufen. Und dann wache ich immer auf.» Rachel schaute Carly an. «Es ist
     echt gruselig. Ich weiß, es hört sich |64| nicht so schlimm an, aber es ist schrecklich. Dieses Mädchen, dieses Ich-Mädchen, ist so was wie ein Todesbote.»
    «Igitt, das hört sich ja wirklich total unheimlich an.» Carly schauderte. «Kein Wunder, dass du Muffe kriegst.»
    «Komm, leg dich ein bisschen in mein Bett», sagte ich zu Rachel. «Versuch, wieder zu schlafen. Du hast morgen eine wichtige
     Probe. Da musst du ausgeruht sein.»
    Rachel gehorchte. Ich deckte sie zu und setzte mich wieder neben Carly auf den Boden.
    «Also?» Carly stupste mich an. «Erzähl weiter.»
    Ich schüttelte den Kopf. «Noch nicht», flüsterte ich. «Erst wenn Rachel eingeschlafen ist.»
    «Ich weiß, worüber ihr redet», sagte Rachel vom Bett aus. «Ihr redet über Jungs und so. Ich hab euch gehört, als ich reingekommen
     bin. Ihr braucht meinetwegen nicht aufzuhören. Stört mich nicht. Ehrlich. Ich hör nicht mal hin.»
    Carly hob die Augenbrauen, als wollte sie sagen: Siehst du? Kein Problem.
    «Versprichst du’s?», fragte ich. «Versprichst du, dass du nicht zuhörst, Rach?»
    «Ich kann kaum noch die Augen aufhalten», sagte sie. «Ich bin bestimmt eingeschlafen, bevor du auch nur zwei Worte gesagt
     hast. Und ich will sowieso nicht hören, was du mit Will so alles machst, glaub mir. Das ist eklig.»
    Und so erzählte ich Carly, was zwischen Will und mir passiert war. Ich erzählte ihr fast alles, hastig und leise, damit Rachel
     nichts verstand. Das heißt, ich erzählte ihr die körperlichen Sachen, aber ich ließ aus, was wir alles zueinander gesagt hatten.
     Ich erzählte ihr nicht, dass wir vor Erstaunen und Freude gelacht hatten, dass wir uns zärtliche Worte zugeflüstert und versprochen
     hatten, treu zu sein. Die liebevollen Dinge, die wir uns gesagt hatten, waren heilig, und ich behielt sie für mich.
    |65| Am nächsten Tag holten Carly und ich Rachel nach ihrer Klavierprobe ab. Wir hatten uns neuerdings angewöhnt, Kaffee zu trinken,
     und fanden nichts schöner, als in ein Café zu gehen und bei einem Cappuccino so lange wie möglich am Tisch zu hocken, die
     anderen Gäste zu beobachten und über unsere Klassenkameradinnen zu lästern. Wir fühlten uns dabei irgendwie erwachsen, aber
     im Gegensatz zu den meisten anderen Sachen, die uns jetzt ebenfalls Spaß machten – Partys und Alkohol und Jungs   –, war es sicher und gemütlich. Es hatte nichts Heimliches oder Verstecktes, und es gab niemanden dabei, dem wir imponieren
     wollten. Wir konnten einfach wir selbst sein.
    Wir nahmen Rachel mit ins Café, und sie erzählte, wie aufgeregt sie wegen

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