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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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vierstündige Fahrt von
     Sydney nach Merimbula. Als wir ankommen, decken wir uns als Erstes in einem Supermarkt mit Vorräten für die nächsten Tage
     ein. Alice füllt den Einkaufswagen mit Schokolade und anderen Süßigkeiten, Robbie und ich kümmern uns um die praktischeren
     Dinge   – Eier und Milch und Brot und Klopapier. Wir laden unsere Einkäufe in den Kofferraum, werfen noch einen Blick auf die Karte
     und folgen dann in östlicher Richtung der kleinen Straße zum Strand.
    |69| Wir haben übers Internet ein altes Holzcottage mit zwei Schlafzimmern gemietet, und obwohl man es sich auf ein paar Fotos
     von innen ansehen konnte, zumindest die Küche und das Esszimmer, sind wir nicht sicher, was wir vorfinden werden. Daher sind
     wir begeistert und erleichtert zugleich, als wir ankommen und uns ein bezauberndes, weißgestrichenes Cottage mit einer Holzveranda
     erwartet.
    Wir stürmen hinein und laufen durchs Haus, lachen und rufen.
    «Das ist ja super.»
    «Ich fass es nicht. Seht euch mal das riesige alte Badezimmer an.»
    «Und seht euch den Ausblick an. Man kann in jedem Zimmer das Meer hören. Wahnsinn. Es ist einfach traumhaft.»
    «Menschenskinder, kommt her und seht euch die Schlafzimmer an. Diese Betten. Sagenhaft.»
    Wir ziehen uns Schwimmsachen an und laufen zum Strand. Wir laufen einfach schnurstracks ins Wasser, ohne vorher die Temperatur
     zu testen, und hechten in die Wellen. Das Wasser ist eisig, aber es macht mir nicht das Geringste aus, so glücklich, wie ich
     bin, so berauscht vom Leben und von unserer Freundschaft und von dem Wissen, dass noch ganze drei Tage voller Spaß vor mir
     liegen. Alice und Robbie spritzen sich nass und umarmen sich und lachen. Alice läuft lachend vor ihm weg und strauchelt. Er
     fängt sie ein, aber sie reißt sich los, und dabei rutscht ihr ein Träger des Bikinioberteils von der Schulter. Eine Brust
     ist jetzt entblößt. Sie muss noch lauter lachen, und sie wirbelt herum und kreischt wie ein aufgeregtes Kind und zieht auch
     noch den anderen Träger herunter. Jetzt sind beide Brüste nackt. Sie nimmt sie in die Hände, hebt sie an und drückt sie, sodass
     die Brustwarzen auf Robbie zeigen.
    «Peng, peng, du bist tot», sagt sie.
    |70| «Oh. Aaaaah.» Robbie greift sich ans Herz und kippt rückwärts ins Wasser.
    Alice dreht sich zu mir um und zielt mit den Brustwarzen auf mich.
    «Nein, nein», sage ich lachend. «Bitte. Hab Erbarmen.»
    Aus den Augenwinkeln nehme ich eine Bewegung wahr, und als ich den Kopf wende, sehe ich einen Mann und eine Frau mittleren
     Alters. Sie gehen rasch vorbei und starren uns dabei missbilligend an, die Gesichter ganz hart vor Ekel.
    Alice folgt meinem Blick und sieht sie. Vor meinen Augen verwandelt sich ihre lachende, vergnügte Miene in eine zornige. Jäh
     dreht sie sich ganz zu dem Paar um. Sie greift hinter sich und löst die Kordel ihres Oberteils, sodass es gleich darauf lose
     in ihrer Hand schwingt. Dann fasst sie mit der anderen Hand den Bund ihrer Bikinihose und zieht sie herunter, steigt aus ihr
     heraus und richtet sich auf. Sie schaut das Paar an, nackt und trotzig, ein kaltes, herausforderndes Lächeln im Gesicht.
    Der Mann und die Frau gehen hastig weiter, rot im Gesicht. Sie murren und schütteln die Köpfe.
    Alice sieht ihnen nach, legt dann den Kopf in den Nacken und lacht.
    Am Abend holen wir uns Bratfisch mit Pommes von einem Imbiss. Die Pommes sind knusprig, der Fisch frisch und lecker, und wir
     essen, bis wir nicht mehr können. Dann hauen wir uns auf die Sofas im Wohnzimmer und plaudern träge miteinander.
    «Gott, wie ich solche Leute hasse», sagt Alice unvermittelt.
    «Was für Leute?»
    «Na, diese kleinkarierten, konservativen Provinzspießer, die wir heute am Strand gesehen haben.»
    «Kleinkariert? Im Ernst? Das hast du so schnell durchschaut?» Robbie blickt sie neugierig an. «Obwohl du sie höchstens fünf
     Sekunden gesehen hast?»
    |71| «Ja, ich glaub, das erkenn ich auf Anhieb. Mickriges Leben, schlechte Frisur und grässliche Klamotten. Fett und hässlich obendrein.
     Die Sorte Leute, die konservativ wählt und Schwule hasst. Die Sorte Leute, die Sachen sagt wie   …» Alice verfällt in einen breiten australischen Akzent: «Sie ist ein nettes Mädchen, obwohl sie schwarz ist. Aber ich würde
     nicht so weit gehen, sie zum Abendessen zu mir einzuladen.»
    Ich lache über Alice’ böse Satire. Sie macht ja nur einen Scherz. Aber Robbie lacht nicht. Er schaut Alice an und

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