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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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dann laufe ich ins Wasser, und als
     ich weit genug drin bin, tauche ich in die Wellen.
    Das Wasser ist so ruhig, dass ich mich sanft auf dem Rücken treiben lassen und mühelos auf und ab schwimmen kann. Als |79| ich eine Weile geschwommen bin, steige ich müde und erfrischt zugleich aus dem Wasser, ziehe wieder meinen Bademantel über
     und gehe zurück zum Haus.
    «Katherine?», ruft Alice, als ich hereinkomme. «Was machst du?»
    Ich gehe zu ihrem Zimmer und bleibe in der Tür stehen. Robbie und Alice sitzen aufrecht im Bett, die Beine ineinander verschlungen.
     Als er mich sieht, deckt Robbie sich zu und lächelt verlegen. Ich grinse sie fröhlich an. «Es ist ein herrlicher Morgen»,
     sage ich. «Einfach phantastisch. Ich war schwimmen, und das Wasser ist perfekt. Ihr zwei solltet euch auch in die Wellen stürzen.
     Ich mach in der Zwischenzeit Frühstück. Eier Benedict, wenn ihr wollt.»
    «Bei deinen Kochkünsten werde ich noch richtig fett.» Alice gähnt und reckt die Arme über den Kopf. «Fett wie meine Monster-Adoptiveltern.»
     Sie blickt mich an und hebt die Augenbrauen. «Apropos   …»
    «Ja», sage ich, und aus irgendeinem Grund werde ich verlegen, als wäre ich bei irgendwas Verbotenem ertappt worden. Ich glaube,
     es liegt daran, wie Alice mich ansieht – wie eine Mutter, die darauf wartet, dass ihr Kind ein Vergehen gesteht, von dem sie
     bereits weiß. Also spreche ich es lieber selbst aus. «Robbie hat mir erzählt   … dass du adoptiert bist. Dass du einen Bruder hast. Ich hoffe, du bist deshalb nicht böse.»
    Aber der kalte Ausdruck ist aus ihrem Gesicht verschwunden, und ich bin nicht sicher, ob ich ihn mir nur eingebildet habe.
     Sie zuckt gleichgültig mit den Schultern und gähnt wieder. «Es ist schließlich kein großes Geheimnis. Ich hätte es dir schon
     noch erzählt. Ist ja eigentlich auch unwichtig. Kaum der Rede wert.»
    Ich sehe, wie Robbie kurz die Stirn runzelt und seine Lippen fast unmerklich schmaler werden. Er seufzt und verdreht die Augen.
     «Ja klar. Völlig unwichtig. Wie dir alles andere auch unwichtig |80| ist, was, Alice? Unwichtig. Unwichtig, unwichtig, unwichtig. Dein Lieblingswort.»
    «Hör mal, Robbie», sagt Alice mit einer jetzt sehr harten und kalten Stimme, das Gesicht zornverzerrt, «wenn es dir nicht
     passt, wie ich mein Leben lebe, wenn du was daran auszusetzen hast, wie oder was ich denke, was machst du dann hier? He? Robbie?
     Was genau machst du dann eigentlich hier?»
    «Ich habe nichts daran auszusetzen, wie oder was du denkst. Das hab ich nicht gesagt. Ich finde es nur bescheuert, wie du
     alles Emotionale beiseiteschiebst, als wäre nichts von Bedeutung. Das ist irgend so eine obercoole Nummer. Irgendwas mit Selbstschutz
     – und ich halte es für ungesund.»
    «Was?» Sie starrt ihn fassungslos an, schlüpft aus dem Bett und baut sich daneben auf. Sie stemmt die Hände in die Hüften.
     Sie trägt ein weißes Nachthemd, das keusch und hübsch aussieht, fast kindlich, und auf jeder ihrer Wangen erscheint ein roter
     Fleck. Ihre Augen leuchten vor Wut. Sie sieht unschuldig und schön und gefährlich aus, alles auf einmal, und es ist schwer,
     sie nicht anzustarren. Sie schüttelt den Kopf und lächelt verbittert. «Was soll das, Robbie? Wovon redest du?»
    «Ich rede von dir, Alice. Deiner Familie. Deiner Mutter und deinem Bruder. Ich weiß nicht mal, wie dein Bruder heißt. Katie
     wusste nicht mal, dass du einen Bruder hast. Findest du das nicht ein bisschen merkwürdig? Du erzählst nie was von ihm. Du
     erzählst nie was von deinen Eltern oder deiner Kindheit. Du erzählst nie irgendwas.»
    «Und wieso sollte ich, Robbie? Nur weil du das für richtig hältst? Wieso bist du überhaupt so versessen darauf, was zu erfahren?
     Was für ein schmutziges kleines Detail interessiert dich denn noch? He? Du weißt doch schon, dass Jo-Jo an der Nadel hängt.
     Du weißt doch schon, dass ich adoptiert bin. Ich erzähle nichts von meinem Bruder, weil ich ihn kaum zu Gesicht kriege. |81| Weil er ja nun nicht gerade zur Verfügung steht, oder? Ich erzähle nichts von ihm, weil wir nicht zusammen aufgewachsen sind,
     weil er von zwei anderen bescheuerten Arschlöchern adoptiert wurde und er ein beschissenes Leben hatte und jetzt im Knast
     sitzt, okay? Ich erzähle nichts von ihm, weil Leute wie du sowieso nicht kapieren könnten, was er durchgemacht hat.»
    Ich stehe da und beobachte die beiden. Es ist schwer, sich davon loszureißen und nicht

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