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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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offen.»
    «Ich hab eher das Herz weit offen, glaube ich.» Er lächelt traurig. «Manchmal sehe ich das mit ihr ganz rational und kann
     mich mit dem begnügen, was sie mir bietet. Manchmal kann ich mich auf all das konzentrieren, was schlecht ist an unserer Beziehung,
     und mir einreden, dass etwas Ernstes mit Alice mich nur unglücklich machen würde. Zumindest schaffe ich es einigermaßen, mir
     das vorzumachen. Aber die Wahrheit ist: Ich will mehr.»
    Er seufzt. «Entschuldige. Ich hätte dich nicht so ausfragen |74| dürfen. Es gibt nichts Langweiligeres als Leute, die mit einer dritten Person über ihre Beziehung reden wollen, nicht? Ich
     kann das auch nicht ab.»
    «Keine Sorge. Ich find’s nicht langweilig. Nicht die Spur. Ich habe bloß keine Antworten.»
    «Vielleicht sollte ich mal zu jemandem gehen, der die Zukunft vorhersagen kann. Zu so was wie einem Hellseher. Wie heißen
     die noch?»
    «Meinst du ein Medium?»
    «Ja, genau. Ein Medium.»
    «Frag doch einfach Alice. Sprich ein ernstes Wort mit ihr und frag sie, was sie will.»
    «Hab ich schon versucht. Ich frage sie ständig, was sie empfindet, was sie will. Sie beherrscht es meisterhaft, den Fragen
     auszuweichen, das hast du sicher auch schon gemerkt. Ich sage ihr, dass ich sie liebe, und sie lacht und wechselt das Thema.
     Wenn ich zu ernst werde, reagiert sie genervt und sagt, ich soll still sein.»
    «Vielleicht musst du noch direkter sein?» Ich lächle, lege meine Hand auf sein Knie und drücke es freundschaftlich. «Frag
     sie, ob sie dich heiraten und mit dir Kinder haben und glücklich leben will bis ans Ende eurer Tage», witzele ich.
    «Ich würde sie ja heiraten, das ist das Traurige daran. Die Wahrheit ist, ich würde sie heiraten und sie schwängern und sechs
     wunderhübsche Kinder mit ihr haben und ein Haus kaufen und sie alle mit einem öden Job ernähren für immer und ewig. Das volle
     Programm. Ohne zu überlegen. Mit dem größten Vergnügen.» Er seufzt wieder. «Ich liebe sie. Alice ist einfach einmalig, nicht?
     Sie ist schön, witzig, intelligent   … und sie sprüht vor Lebenslust. Vor Begeisterung. Das Langweiligste auf der Welt kann einem bei ihr wie der größte Spaß vorkommen.
     Sie kann einen ganz gewöhnlichen Tag in eine Party verwandeln. |75| Im Vergleich dazu erscheinen mir alle anderen einfach, wie soll ich sagen, irgendwie leblos und leer.»
    «Oh, tausend Dank.»
    «Scheiße. Tut mir leid. Dich hab ich natürlich nicht gemeint.»
    «Schon gut. War nur ein Witz.» Ich lache. «Hört sich aber ganz so an, als wärst du wirklich verliebt.»
    «Ja. Total jämmerlich, lächerlich verliebt. In eine Frau mit Bindungsangst.»
    Ich frage mich, ob er recht hat. Wenn jemand früher sagte, er hätte Angst, sich zu binden, habe ich das immer bloß für einen
     bequemen Weg aus einer ungewollten Beziehung gehalten. Eine Möglichkeit, jemanden auf die sanfte Tour abzuservieren, ohne
     das Ego des Ärmsten zu zerstören. Es liegt an mir, nicht an dir, ich kann mich einfach nicht binden, das ist sicher eine nicht
     ganz so bittere Pille wie: Hör mal, ich mag dich einfach nicht genug. Mach’s gut. Aber vielleicht hat Robbie ja recht, was
     Alice betrifft – sie hat zweifellos irgendwas an sich, etwas Geheimes und Verschlossenes, und trotz ihrer ganzen Herzlichkeit
     und Offenheit bleibt dieser Teil von ihr verborgen, unerreichbar.
    «Hat sie das gesagt?», frage ich.
    Robbie starrt Richtung Strand, tief in Gedanken.
    «Robbie?»
    «Hä?», sagt er. «Ob sie was gesagt hat?»
    «Hat Alice dir ausdrücklich gesagt, dass sie Angst hat, sich zu binden? Oder glaubst du das nur?»
    «Nicht ausdrücklich. Himmel.» Er lacht. «Kannst du dir ernsthaft vorstellen, dass Alice so was sagt? Nein. Sie hat es nicht
     gesagt, aber es liegt irgendwie auf der Hand, und es würde Sinn ergeben, meinst du nicht?»
    «Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, woran man so was erkennt.»
    |76| «Ich meine, wegen ihrer Mum und so», sagt er. «Ihrer richtigen Mum. Die ganze Ablehnung. Kein Wunder, dass sie in Liebesdingen
     misstrauisch ist.»
    «Ihre richtige Mum? Was soll das heißen?»
    «Ach, du Scheiße.» Er schaut mich an. «Hat sie dir das nicht erzählt?»
    «Nein. Sie hat mir gar nichts erzählt. Was denn? Ist sie adoptiert oder so?»
    «Ja. Verdammt. Ich sollte lieber nichts mehr dazu sagen. Das sollte sie dir lieber selbst erzählen, wenn sie es möchte.»
    «Du hast es mir jetzt ja praktisch schon erzählt», sage ich. «Ihre Mutter hat

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