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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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Gesicht sehen. Roth hat mir übrigens erzählt, dass Ihr Buch Der Fall Harry Quebert heißen wird.«
    »Das ist richtig. In meinem Buch schreibe ich darüber, was für ein schöner Roman Der Ursprung des Übels ist! Ich liebe diesen Roman! Er hat in mir den Wunsch ausgelöst, Schriftsteller zu werden!«
    »Sagen Sie das nicht, Marcus!«
    »Es ist die Wahrheit! Es ist wahrscheinlich das schönste Buch, das ich je gelesen habe. Sie sind mein Lieblingsschriftsteller!«
    »In Gottes Namen, schweigen Sie!«
    »Ich will ein Buch schreiben, um Ihres zu verteidigen, Harry. Als ich erfahren habe, dass Sie es für Nola geschrieben haben, war ich zunächst schockiert, das stimmt. Aber dann habe ich es noch einmal gelesen. Es ist ein wunderbares Buch! Sie erzählen alles, vor allem zum Schluss. Sie schreiben über das Leid, das Sie immer niederdrücken wird. Ich kann nicht zulassen, dass die Leute Ihr Buch schlechtmachen, weil dieses Buch mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin. Erinnern Sie sich noch an die Sache mit der Zitronenlimonade bei meinem ersten Besuch … Als ich Ihren Kühlschrank geöffnet habe, Ihren leeren Kühlschrank, ist mir klar geworden, wie einsam Sie sind. An jenem Tag habe ich begriffen, dass Der Ursprung des Übels ein Buch über die Einsamkeit ist. Sie haben die Einsamkeit auf einzigartige Weise beschrieben. Sie sind ein großartiger Schriftsteller!«
    »Hören Sie schon auf, Marcus!«
    »Der Schluss Ihres Buchs ist so schön! Sie entsagen Nola. Sie ist für immer fort, und obwohl Sie das wussten, haben Sie auf sie gewartet … Jetzt, wo ich Ihr Buch wirklich begreife, habe ich nur noch eine Frage, und die betrifft den Titel: Warum haben Sie einem so schönen Buch einen so düsteren Titel gegeben?«
    »Das ist kompliziert, Marcus.«
    »Ich bin hier, weil ich es verstehen will …«
    »Es ist zu kompliziert …«
    Wir standen uns wie zwei Krieger in Deckungsposition gegenüber. Schließlich sagte er: »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen verzeihen kann, Marcus …«
    »Ich werde Goose Cove wieder aufbauen lassen und alles bezahlen! Mit dem Geld, das ich für mein Buch bekomme, bauen wir Ihnen ein neues Haus! Sie können unsere Freundschaft nicht einfach so wegwerfen!«
    Harry fing an zu weinen. »Sie verstehen mich nicht, Marcus. Es hat nichts mit Ihnen zu tun! Sie trifft überhaupt keine Schuld, und trotzdem kann ich Ihnen nicht verzeihen.«
    »Was können Sie mir nicht verzeihen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie würden es nicht begreifen …«
    »Kommen Sie, Harry! Was soll dieses Versteckspiel? Was, verdammt noch mal, ist los?«
    Er wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. »Erinnern Sie sich noch an meinen Rat?«, fragte er. »Als Sie noch mein Student waren, habe ich einmal zu Ihnen gesagt: Schreiben Sie nie ein Buch, dessen Ausgang Sie nicht kennen.«
    »Ja, ich erinnere mich noch gut. Ich werde es nie vergessen.«
    »Wie geht Ihr Buch aus?«
    »Es hat ein schönes Ende.«
    »Aber sie stirbt doch zum Schluss!«
    »Nein, mein Buch endet nicht mit dem Tod der Protagonistin. Es passieren danach noch ein paar schöne Dinge.«
    »Zum Beispiel?«
    »Der Mann, der dreißig Jahre auf sie gewartet hat, fängt wieder an zu leben.«
    Auszüge aus: DER URSPRUNG DES ÜBELS
(letzte Seite)
    Als er erkannte, dass nichts jemals möglich wäre und die Hoffnungen nur Lügen waren, schrieb er ihr ein letztes Mal. Nach den Liebesbriefen war nun die Zeit für einen Trauerbrief gekommen. Das musste er akzeptieren. Von nun an würde er einfach nur noch auf sie warten. Sein ganzes Leben lang würde er auf sie warten. Dabei wusste er genau, dass sie nicht zurückkommen würde. Er wusste, dass er sie nicht wiedersehen, sie nicht wiederfinden, sie nie wieder hören würde.
    Als er erkannte, dass nichts jemals wieder möglich wäre, schrieb er ihr ein letztes Mal.
    Meine Allerliebste,
das ist mein letzter Brief. Das sind meine letzten Worte. Ich schreibe Ihnen, um Adieu zu sagen.
    Von heute an wird es kein »wir« mehr geben. Die Liebenden trennen sich und finden nicht mehr zusammen, so enden Liebesgeschichten.
    Meine Allerliebste, Sie werden mir fehlen. Sie werden mir so fehlen.
    Meine Augen weinen. Alles in mir brennt.
    Wir werden uns nie wiedersehen. Sie werden mir so fehlen.
    Ich hoffe, dass Sie glücklich werden.
    Ich sage mir, dass das zwischen Ihnen und mir ein Traum war und es jetzt Zeit ist aufzuwachen.
    Sie werden mir mein Leben lang fehlen.
    Adieu. Ich liebe Sie, wie ich nie wieder

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