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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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glaube, mit dieser Hypothese könnte ich mich anfreunden«, sagte er. »Sie haut also von zu Hause ab, was erklärt, dass niemand etwas gehört hat. Sie geht an der Route 1 entlang zum Sea Side Motel und wird unterwegs entführt oder am Straßenrand von jemandem aufgegabelt, dem sie vertraut. Allerliebste Nola , hat der Mörder geschrieben. Er kannte sie also. Er bietet ihr an, sie am Hotel abzusetzen. Aber dann wird er zudringlich. Vielleicht hält er am Straßenrand an und schiebt ihr die Hand unters Kleid. Sie sträubt sich. Er schlägt sie und befiehlt ihr, stillzuhalten. Aber er hat die Wagentüren nicht verriegelt, und ihr gelingt die Flucht. Sie will sich im Wald verstecken, und wer wohnt gleich an der Route 1 am Waldrand bei Side Creek?«
    »Deborah Cooper.«
    »Richtig! Der Täter verfolgt Nola und lässt den Wagen am Straßenrand stehen. Deborah Cooper sieht die beiden und ruft die Polizei. Unterdessen holt der Täter Nola ein, und zwar an der Stelle, wo man das Blut und die Haare gefunden hat. Sie wehrt sich, und er schlägt brutal zu. Vielleicht vergeht er sich sogar an ihr. Doch dann trifft die Polizei ein. Officer Dawn und Chief Pratt machen sich daran, den Wald zu durchsuchen, und kommen immer näher. Er zerrt Nola tiefer in den Wald hinein, aber es gelingt ihr, ihm zu entkommen, zu Deborah Coopers Haus zu laufen und sich hineinzuflüchten. Dawn und Pratt setzen unterdessen ihre Suche im Wald fort. Sie sind schon zu weit weg, um etwas mitzukriegen. Deborah Cooper lässt Nola in ihre Küche und eilt ins Wohnzimmer, um die Polizei zu rufen. Als sie zurückkommt, steht der Täter im Raum. Er ist ins Haus eingedrungen, um sich Nola zu holen. Er tötet Cooper mit einem Schuss mitten ins Herz und nimmt Nola mit. Er schleppt sie zu seinem Wagen und wirft sie in den Kofferraum. Vielleicht lebt sie zu dem Zeitpunkt noch, aber vermutlich ist sie bewusstlos. Schließlich hat sie jede Menge Blut verloren. Er fährt los und begegnet kurz darauf dem Wagen des Hilfssheriffs. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd. Nachdem er die Polizei abgeschüttelt hat, verkriecht er sich in Goose Cove. Er weiß, dass dort niemand zu Hause ist und ihn keiner stören wird. Die Polizei sucht weiter oben, auf der Straße nach Montburry, nach ihm. Er lässt den Wagen mit Nola im Kofferraum in Goose Cove stehen. Vielleicht versteckt er ihn sogar in der Garage. Dann geht er zum Strand hinunter und kehrt zu Fuß nach Aurora zurück. Ja, ich bin mir sicher, dass unser Mann aus Aurora stammt: Er kennt sich auf den Straßen und im Wald aus, und er weiß, dass Harry nicht da ist. Er weiß alles. Unbemerkt geht er zu sich nach Hause. Er duscht, zieht sich um, und als die Polizei bei den Kellergans eintrifft, weil der Vater seine Tochter als vermisst gemeldet hat, mischt er sich in der Terrace Avenue unter die Gaffer. Deshalb wurde der Mörder nie gefunden: Weil er, während ihn alle außerhalb der Stadt gesucht haben, mitten im Geschehen war, im Herzen von Aurora.«
    »Verdammt!«, entfuhr es mir. »Dort hat er also gesteckt?«
    »Ja. Ich glaube, er war die ganze Zeit über dort. Nachts muss er dann nur am Strand entlang zurück nach Goose Cove gehen. Ich nehme an, zu diesem Zeitpunkt ist Nola bereits tot. Er verscharrt sie auf dem Grundstück, und zwar am Waldrand, wo die umgegrabene Erde niemandem auffallen wird. Dann nimmt er seinen Wagen, fährt nach Hause, stellt ihn schön ordentlich in die Garage und holt ihn eine Weile nicht mehr heraus, um keinen Verdacht auf sich zu ziehen. Ein perfektes Verbrechen.«
    Ich war von Gahalowoods Ausführungen schwer beeindruckt. »Und was sagt uns das über unseren Verdächtigen?«
    »Er ist alleinstehend. Er kann tun und lassen, was er will, ohne dass jemand ihm neugierige Fragen stellt oder wissen will, warum er seinen Wagen nicht mehr aus der Garage holt. Und er besitzt einen schwarzen Chevrolet Monte Carlo.«
    In meiner Aufregung preschte ich vor: »Dann müssen wir also nur herauskriegen, wer damals in Aurora einen schwarzen Chevrolet fuhr, und wir haben unseren Mann!«
    Gahalowood verpasste meinem Eifer sofort einen Dämpfer: »Daran hat Pratt damals auch schon gedacht. Pratt hat an alles gedacht. Sein Bericht enthält eine Liste sämtlicher Chevrolet-Besitzer in Aurora und Umgebung. Er hat sie nacheinander abgeklappert, und alle hatten ein wasserdichtes Alibi. Alle bis auf einen: Harry Quebert.«
    Schon wieder Harry! Immer landeten wir bei Harry. Jedes Kriterium, das wir heranzogen, um den Mörder

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