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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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Recherchen infrage stellen sollte, wie ich es in der Zeitung gelesen habe.«
    »Was halten Sie von den Verdächtigungen gegen Stern und Quebert?«
    »Da haben Sie sich in etwas hineingesteigert. Tamara Quinn behauptet, dass sie uns damals vor Quebert gewarnt hätte. Ich denke, das sollte man etwas zurechtrücken. Sie hat damals behauptet, dass sie über alles Bescheid wüsste, dabei wusste sie überhaupt nichts. Sie hatte keinen einzigen Beweis für ihre Behauptungen. Sie hat nur gesagt, dass sie einen handfesten Beweis gehabt hätte, der ihr aber auf rätselhafte Weise abhandengekommen wäre. Klingt nicht sehr glaubwürdig. Sie wissen selbst, Sergeant, wie zurückhaltend man mit willkürlichen Anschuldigungen umgehen muss. Der einzige Hinweis, den wir gegen Quebert hatten, war der schwarze Chevrolet Monte Carlo, und der reichte bei Weitem nicht aus.«
    »Eine Freundin von Nola hat uns versichert, dass sie Pratt darüber informiert hat, was sich bei Stern abspielte.«
    »Davon hat Pratt mir nie etwas gesagt.«
    »Wie soll man da nicht auf die Idee kommen, dass er die Ermittlungen manipuliert hat?«, versetzte Gahalowood.
    »Legen Sie mir keine Worte in den Mund, die ich nicht gesagt habe, Sergeant.«
    »Was ist mit Luther Caleb? Was können Sie uns über ihn erzählen?«
    »Luther war ein komischer Kauz. Er hat Frauen belästigt. Ich habe Jenny gedrängt, ihn anzuzeigen, nachdem er ihr gegenüber handgreiflich geworden war.«
    »Hatten Sie ihn nie in Verdacht?«
    »Nicht wirklich. Sein Name war zwar im Gespräch, und wir haben überprüft, was für einen Wagen er damals gefahren hat: einen blauen Mustang, daran erinnere ich mich noch. Aber es war eher unwahrscheinlich, dass er unser Mann ist.«
    »Warum?«
    »Kurz bevor Nola verschwunden ist, habe ich dafür gesorgt, dass er sich nie mehr in Aurora blicken lässt.«
    »Wie das?«
    Travis schien sich plötzlich unwohl in seiner Haut zu fühlen. »Na ja … Ich habe ihn Mitte August im Clark’s gesehen, kurz nachdem ich Jenny zur Anzeige gegen ihn überredet hatte … Er hatte sie misshandelt, und sie hatte einen scheußlichen Bluterguss am Arm. Damit will ich nur sagen, dass die Sache nicht so ohne war. Als er mich kommen sah, ist er abgehauen. Ich bin ihm hinterhergefahren und habe ihn auf der Route 1 eingeholt. Und dann … Ich … Wissen Sie, Aurora ist eine friedliche Stadt, ich wollte nicht, dass er sich bei uns herumtreibt …«
    »Was haben Sie getan?«
    »Ich habe ihn zusammengeschlagen. Darauf bin ich nicht gerade stolz. Und …«
    »Und was , Chief Dawn?«
    »Ich habe ihm meine Knarre in die Weichteile gedrückt. Zuerst habe ich ihn verprügelt, und als er dann zusammengekrümmt auf dem Boden lag, habe ich ihn festgehalten, meinen Colt gezogen, geladen und ihm die Kanone in die Hoden gerammt. Ich habe zu ihm gesagt, dass ich ihn nie wieder sehen will. Er hat gestöhnt, dass er bestimmt nicht mehr nach Aurora kommen würde, und mich angefleht, ihn gehen zu lassen. Mir ist klar, dass das nicht gerade die feine Art war, aber ich wollte sichergehen, dass er nie mehr in Aurora aufkreuzt.«
    »Und glauben Sie, er hat sich daran gehalten?«
    »Garantiert.«
    »Dann waren Sie also der Letzte, der ihn in Aurora gesehen hat?«
    »Ja. Ich habe meinen Kollegen entsprechende Anweisungen erteilt und ihnen eine Beschreibung seines Wagens gegeben. Er hat sich nie wieder blicken lassen. Einen Monat später haben wir erfahren, dass er bei einem Unfall in Massachusetts ums Leben gekommen ist.«
    »Was war das für ein Unfall?«
    »Ich glaube, es hat ihn aus der Kurve getragen. Viel mehr weiß ich auch nicht. Ehrlich gesagt habe ich mich nicht weiter dafür interessiert. Wir hatten damals Wichtigeres zu tun.«
    Als wir das Autobahnrestaurant verließen, sagte Gahalowood zu mir: »Ich glaube, der Wagen ist der Schlüssel zum Rätsel. Wir müssen herausfinden, wer damals einen schwarzen Chevrolet Monte Carlo gefahren hat. Oder, anders ausgedrückt: Könnte es sein, dass Luther Caleb am 30. August 1975 am Steuer eines schwarzen Chevrolet Monte Carlo gesessen hat?«
    Tags darauf kehrte ich zum ersten Mal seit dem Brand nach Goose Cove zurück. Trotz der Polizeiabsperrungen an der Vorderveranda ging ich ins Haus. Es war vollkommen verwüstet. In der Küche fand ich die Dose mit der Aufschrift SOUVENIR AUS ROCKLAND, MAINE . Sie hatte nichts abbekommen. Ich leerte die Brotkrumen aus und legte ein paar unbeschädigte Gegenstände hinein, die ich in den Zimmern aufs Geratewohl

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