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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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…«
    »Lass es uns vergessen, Nancy. Bitte …«

    Bei der Erinnerung an ihren letzten Sommer mit Nola kamen Nancy die Tränen.
    »Was war in Alabama passiert?«, fragte ich.
    »Das weiß ich nicht, ich habe es nie erfahren. Nola hat es mir nie erzählt.«
    »Hängt ihr Umzug damit zusammen?«
    »Ich weiß es nicht! Ich würde Ihnen gerne helfen, aber ich weiß es einfach nicht.«
    »Und der Liebeskummer? Wussten Sie, um wen es dabei ging?«
    »Nein.«
    Ich ahnte, dass er mit Harry zusammenhing, wollte aber herausfinden, ob Nancy es wusste. »Aber Sie wussten, dass sie sich mit jemandem traf«, fuhr ich fort. »Wenn ich mich nicht täusche, haben Sie sich damals gegenseitig als Alibi gedient, um sich mit Jungs treffen zu können.«
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Wie ich sehe, sind Sie gut informiert! Die ersten paar Male haben wir das gemacht, um einen Tag in Concord zu verbringen. Für uns war Concord die große weite Welt, dort war immer etwas los. Wir kamen uns dabei ganz erwachsen vor. Später wollte ich dann mit meinem damaligen Freund auf dem Boot allein sein können, und sie … Wissen Sie, ich ahnte damals schon, dass Nola etwas mit einem älteren Mann hatte. Sie hatte so Andeutungen gemacht.«
    »Dann wussten Sie also von ihr und Harry Quebert?«
    »Großer Gott, nein!«, entfuhr es ihr.
    »Wieso nein? Sie haben mir doch gerade erzählt, dass Nola sich mit einem älteren Mann traf.«
    Betretenes Schweigen. Ich begriff, dass Nancy etwas wusste, was sie mir unter keinen Umständen verraten wollte.
    »Wer war dieser Mann?«, fragte ich. »Es war nicht Harry Quebert, stimmt’s? Mrs Hattaway, mir ist klar, dass ich für Sie ein Fremder bin, der einfach hier auftaucht und Sie nötigt, in Ihrem Gedächtnis zu kramen. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich es feinfühliger angehen, aber die Zeit drängt: Harry Quebert geht im Gefängnis vor die Hunde, und ich bin davon überzeugt, dass er Nola nicht getötet hat. Wenn Sie also etwas wissen, was mir weiterhelfen kann, müssen Sie reden.«
    »Das mit Harry wusste ich nicht«, bekannte sie. »Nola hat es mir nie gesagt. Ich habe wie alle anderen vor zehn Tagen aus dem Fernsehen erfahren … Aber sie hat mir von einem Mann erzählt. Ja, ich wusste, dass sie ein Verhältnis mit einem viel älteren Mann hatte, aber dieser Mann war nicht Harry Quebert.«
    Ich war wie vom Donner gerührt. »Wann war das?«, wollte ich wissen.
    »Ich erinnere mich nicht mehr an jede Einzelheit, dazu ist die Sache zu lange her, aber ich kann Ihnen versichern, dass Nola im Sommer 1975, als Harry Quebert hierherzog, eine Beziehung zu einem etwa vierzigjährigen Mann hatte.«
    »Vierzigjährig? Erinnern Sie sich an seinen Namen?«
    »Den werde ich bestimmt nie vergessen. Es war Elijah Stern, einer der reichsten Männer von New Hampshire.«
    »Elijah Stern?«
    »Ja. Sie erzählte mir, dass sie sich für ihn ausziehen, ihm gehorchen und stillhalten musste. Sie musste immer zu ihm nach Concord. Stern schickte seinen Handlanger, um sie abzuholen, einen seltsamen Kauz namens Luther Caleb. Der holte sie in Aurora ab und brachte sie zu Stern. Das weiß ich, weil ich es mit eigenen Augen gesehen habe.«

22.
    Polizeiliche Ermittlungen
    »Harry, wie weiß man, dass man immer die Kraft haben wird, Bücher zu schreiben?«
    »Manche haben sie, andere nicht. Sie haben sie, Marcus, das weiß ich.«
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«
    »Weil sie in Ihnen steckt. Ein bisschen so wie eine Krankheit. Die Schriftstellerkrankheit, Marcus, bedeutet nämlich nicht, dass man nicht mehr schreiben kann. Sie bedeutet, dass man nicht mehr schreiben will, es aber nicht lassen kann.«

Auszug aus : DER FALL HARRY QUEBERT
    Freitag, 27. Juni 2008, um sieben Uhr dreißig. Ich warte auf Sergeant Gahalowood. Obwohl dieser Fall erst rund zwei Wochen alt ist, kommt es mir vor, als wären es Monate. Ich glaube, im Städtchen Aurora liegen ein paar merkwürdige Geheimnisse begraben, und die Menschen hier geben viel weniger zu, als sie wissen. Die Frage ist nur, warum alle schweigen … Gestern Abend fand ich erneut eine dieser Botschaften vor:
Fahr nach Hause, Goldman.
Jemand will, dass ich die Nerven verliere.
    Ich bin gespannt, was Gahalowood zu meiner Entdeckung in Bezug auf Elijah Stern zu sagen hat. Ich habe im Internet Nachforschungen über ihn angestellt: Er ist der letzte Erbe eines Finanzimperiums, das er erfolgreich verwaltet, wurde 1933 in Concord geboren und wohnt immer noch dort. Mittlerweile ist

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