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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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vernahm sie ein Motorengeräusch, und voller Hoffnung, dass es Harry war, der zurückkam, um sie in den Arm zu nehmen und zu trösten, hob sie den Kopf. Aber es war ein Polizeiauto, das soeben vor dem Haus gehalten hatte. Sie erkannte Travis Dawn, der offenbar auf Streife zufällig am Haus der Quinns vorbeigekommen war.
    »Jenny? Ist alles in Ordnung?«, fragte er durchs offene Wagenfenster.
    Sie zuckte nur mit den Schultern. Da stellte er den Motor ab und öffnete die Wagentür. Vor dem Aussteigen faltete er ein Stück Papier auseinander, das er sorgsam in seiner Tasche aufbewahrt hatte, und überflog rasch noch einmal, was darauf stand:
    ICH: Hallo, Jenny. Wie geht’s?
    SIE: Hallo, Travis! Was gibt’s Neues?«
    ICH: Ich bin zufällig vorbeigekommen. Du bist wunderschön. Du bist klasse. Du siehst klasse aus. Ich habe mich gefragt, ob du schon einen Tanzpartner für den Sommerball hast. Vielleicht können wir ja zusammen hingehen.
    --- IMPROVISIEREN---
    Ihr einen kleinen Spaziergang und/oder einen Milkshake vorschlagen.
    Er ging zu ihr auf die Veranda und setzte sich neben sie. »Was ist los?«, fragte er besorgt.
    »Nichts«, erwiderte Jenny und wischte sich die Augen trocken.
    »Von wegen nichts! Ich sehe doch, dass du weinst.«
    »Jemand hat mir wehgetan.«
    »Wer war das? Sag es mir! Du kannst mir alles erzählen. Ich knöpfe mir den Kerl vor, darauf kannst du dich verlassen!«
    Sie lächelte bedrückt und lehnte den Kopf an seine Schulter. »Das ist nicht wichtig. Aber danke, Travis, du bist ein prima Kerl. Ich bin froh, dass du hier bist.«
    Er wagte es, ihr tröstend den Arm um die Schultern zu legen.
    »Weißt du«, fuhr Jenny fort, »ich habe einen Brief von Emily Cunningham bekommen. Sie war mit uns auf der Highschool. Sie lebt jetzt in New York, hat eine gute Anstellung und ist mit ihrem ersten Kind schwanger. In solchen Momenten wird mir klar, dass alle von hier weggegangen sind, alle bis auf mich und dich. Warum sind wir eigentlich in Aurora geblieben, Travis?«
    »Ich weiß nicht. Je nachdem …«
    »Nehmen wir mal dich: Warum bist du hiergeblieben?«
    »Ich wollte in der Nähe von jemandem sein, den ich gernhabe.«
    »Und wer ist das? Kenne ich sie?«
    »Na ja, das ist es ja … Weißt du, Jenny, ich wollte … Ich möchte dich fragen … Also, willst du … Es geht um …« Er umklammerte das Papier in seiner Tasche und versuchte, ruhig zu bleiben. Er wollte sie fragen, ob sie mit ihm auf den Ball ging. Das war doch keine Hexerei!
    In diesem Augenblick flog krachend die Haustür auf, und Tamara erschien in Morgenrock und mit Lockenwicklern. »Jenny, mein Schatz? Was machst du da draußen? Mir war, als hätte ich Stimmen gehört … Ach, das ist doch der nette Travis. Wie geht es dir, mein Junge?«
    »Guten Abend, Mrs Quinn.«
    »Jenny, du kommst wie gerufen. Komm rein und hilf mir, ja? Ich muss diese Dinger auf meinem Kopf abmachen, und dein Vater ist vollkommen unfähig. Man könnte meinen, der Herrgott hätte ihm noch zwei Füße statt den Händen verpasst.«
    Jenny stand auf und winkte Travis zum Abschied zu. Dann verschwand sie im Haus. Travis blieb noch eine ganze Weile allein auf der Veranda sitzen.
    Am selben Abend schlüpfte Nola um Mitternacht zu Hause aus ihrem Fenster und lief zu Harry. Sie musste herausfinden, warum er nichts mehr von ihr wissen wollte. Warum hatte er nicht einmal auf ihren Brief geantwortet? Warum schrieb er ihr nicht? Sie brauchte eine gute halbe Stunde bis nach Goose Cove. Auf der Terrasse brannte Licht: Harry saß an seinem großen Holztisch und schaute aufs Meer. Als sie seinen Vornamen rief, fuhr er zusammen. »Herrgott, Nola! Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt!«
    »Ist das das einzige Gefühl, das ich bei Ihnen auslöse: Schrecken?«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt … Was machst du hier?«
    Sie fing an zu weinen. »Ich weiß nicht … Ich liebe Sie so! Ich habe so etwas noch nie gefühlt …«
    »Bist du von zu Hause weggelaufen?«
    »Ja. Ich liebe Sie, Harry. Haben Sie gehört? Ich liebe Sie, wie ich noch nie jemanden geliebt habe und nie wieder jemanden lieben werde.«
    »Das darfst du nicht sagen, Nola …«
    »Warum?«
    Sein Magen krampfte sich zusammen. Das Blatt Papier vor ihm, das er verdeckte, war das erste Kapitel seines Romans. Er hatte es endlich geschafft, damit anzufangen. Es war ein Buch über sie. Er schrieb ein Buch für sie. Er war so verliebte in sie, dass er ein Buch für sie schrieb. Trotzdem traute er sich nicht, es ihr

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