Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
Schließlich verliert man bei einer Kündigung immer Geld. Irgendwann könnte eine Vertragsauflösung trotzdem angebracht sein, dann nämlich, wenn ansonsten das ganze Geld verloren wäre. Ich rate also dazu, in den nächsten Jahren einfach wachsam zu sein. Ob man dann tatsächlich eines Tages die Reißleine ziehen sollte, wird sich zeigen. Klar ist jedenfalls: Wenn erst einmal alle kündigen wollen, könnte es bereits zu spät sein. Es kommt also darauf an, im Notfall rechtzeitig den Absprung zu schaffen. Keine leichte Aufgabe, das gebe ich zu.“
„Dann lass uns etwas weiter blicken: Vor Geldvermögen haben wir jetzt also ein dickes Achtung-Schild aufgestellt. Für welche Vermögensarten kann man hingegen freie Fahrt geben?“
„Im Sinne möglichst hoher Renditen wie in den 80er- und 90er-Jahren gibt es meiner Meinung nach in nächster Zeit überhaupt keine freie Fahrt mehr. Dafür sorgen zum einen die dauerhaft niedrigen Zinsen. Zum anderen ist ein großer Teil des Geldvermögens regelrecht gefährdet, wie wir wissen. Da dürften es andere Vermögensarten schwer haben, vollkommen ungeschoren davonzukommen.“
„Heißt das, es geht jetzt vor allem darum, nichts zu verlieren?“
„Genau. Mit der einen oder anderen Anlage mag man zwar immer noch überdurchschnittliche Renditen erzielen, man sollte dies aber nicht erwarten. Und im Ernstfall wäre es sogar schon ein Erfolg, möglichst wenig zu verlieren.“
„Okay, wenn schon keine freie Fahrt, welche Anlagen haben dann wenigstens Vorfahrt vor dem Geldvermögen?“
„Ich setze ein dickes Vorfahrtsschild vor alle ‚wahren Werte‘, wie ich sie nenne. Das sind solche, die auch in stürmischen Zeiten nicht so leicht hinweggepustet werden. Edle Metalle gehören zum Beispiel dazu, sie sind aber lange noch nicht alles. Wahre Werte findet man auch in Aktien solider Unternehmen, die wenig Schulden haben, hohes Sachvermögen und eine gute Marktstellung, sodass sie Krisen gut überstehen. Oder man findet sie in Ländereien und Immobilien, die nicht in überteuerten Regionen liegen. Und den besten wahren Wert findet man in sich selbst: Denn was man in seine eigenen Fähigkeiten und sein eigenes Wissen investiert, kann selbst durch eine Währungsreform nicht mehr verloren gehen.“
„Und was ist mit Anleihen? Die gehören zwar zum Geldvermögen, aber kann man darunter nicht trotzdem auch wahre Werte finden?“
„Man kann, sofern es sich um wirklich starke Schuldner mit bester Bonität handelt. Auf keinen Fall sollte man sich aber auch hier für lange Zeit binden. Sofern man dies beachtet, können Anleihen von Unternehmen sogar noch etwas sicherer sein als etwa Aktien derselben Firma, solange es nicht zu hohen Teuerungsraten oder zu einer Währungsreform kommt. Denn selbst wenn das Unternehmen pleiteginge, bekämen Gläubiger vermutlich noch etwas ab. Aktionäre dagegen gehen bei einem Bankrott in der Regel vollkommen leer aus.“ 2
„Du machst die Einschränkungen hohe Teuerung und Währungsreform. Sind Anleihen in diesen beiden Fällen die schlechtere Variante?“
„Ja, nimm zum Beispiel die Teuerung: Bei Fälligkeit einer Anleihe bekomme ich nur den Betrag zurück, den ich ursprünglich verliehen habe. Dieser ist dann aber unter Umständen viel weniger wert. Aktienkurse dagegen steigen bei hohen Teuerungsraten in der Regel auch, sodass ich hier einen Ausgleich für die Geldentwertung erhalte. Auf absehbare Zeit rechne ich zwar nicht mit hohem Preisfieber, vorsichtshalber sollte man sich mit Anleihen trotzdem nicht zu lange binden.“
„Und wie sieht es bei einer Währungsreform aus?“
„Auch da sind Aktien im Vorteil. Anleihen werden nämlich in einem festen Verhältnis umgestellt, bei der letzten Währungsreform 1948 zum Beispiel in der Relation zehn zu eins. Für zehn Reichsmark, die in Anleihen angelegt waren, wurde damals also nur eine D-Mark zurückgezahlt. Aktien und andere Anteile an Unternehmen können bei einer Währungsreform zwar auch an Wert verlieren, sie bieten anschließend aber die Chance auf eine Kurserholung.“
„Gut, dann lass uns noch einmal über Staatsanleihen reden. Ich könnte mir vorstellen, dass manche Leser darin einen gewissen Widerspruch sehen: Die Zinsen für Bundsanleihen sind sehr niedrig, was ja eigentlich auf ein geringes Risiko hindeutet. Gleichzeitig sagen wir aber: Hände weg davon, das Risiko ist zu hoch! Wie passt das zusammen?“
„Viele Großanleger werden derzeit geradezu genötigt, Bundesanleihen zu
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