Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
kaufen, indem man diese Papiere offiziell für risikolos erklärt. Ein Beispiel dafür haben wir bereits bei den Anforderungen an die Kapitalpolster der Banken erwähnt. Aber nicht nur Banken, auch andere Anleger wie Stiftungen, Fonds und Versicherungen kommen aus diesen Gründen an Bundesanleihen nicht vorbei.“
„Sorgt der Staat durch diese Bestimmung also für eine möglichst hohe Nachfrage nach seinen eigenen Schuldenpapieren?“
„So ist es. Großanleger werden aber noch aus einem anderen Grund in Bundesanleihen getrieben: Immer mehr andere Länder geraten ins Gerede, sodass sich immer mehr Anleger auf die wenigen Staatsanleihen stürzen, die noch als sichere Häfen gelten. Es mangelt also einfach an attraktiven Alternativen. Selbst der Einäugige ist bekanntlich König, wenn es um ihn herum nur Blinde gibt.“
„Dann lebt es sich mit einem Auge aber auch nicht schlecht.“
„Eine Zeit lang ja. Aber was ist, wenn man das eine Auge auch noch verliert? Ich rechne zum Beispiel damit, dass irgendwann auch Deutschland ins Gerede kommt – vor allem wenn die Belastungen aus der Eurorettung noch größer werden.“
„Um Deutschland in dieser Situation fallen zu lassen, müssten Anleger aber attraktivere Alternativen finden. Irgendwo muss das ganze Geld ja hin. Wohin sollte es in diesem Fall also fliehen?“
„Das wird sich dann zeigen. Es handelt sich ja immer um eine relative Betrachtung. Wenn Bundesanleihen an Attraktivität verlieren, gewinnen andere Anlagemöglichkeiten im Verhältnis dazu automatisch, selbst wenn sich bei ihnen nichts ändert. Schon jetzt gelten zum Beispiel Anleihen großer Weltkonzerne als sicherer als manche Staatsanleihe. Und auch amerikanische Schuldenpapiere sind immer noch eine attraktive Alternative.“
„Obwohl die Amerikaner ebenfalls bis über beide Ohren verschuldet sind?“
„Ja, aber sie haben eine immense Wirtschafts- und Militärmacht. Solange sie sich beides erhalten, werden sie die Letzten sein, denen man das Vertrauen entzieht.“
„Was wird die Bundesregierung tun, um den Bankrott hinauszuschieben? Etwa sparen?“
„Sie wird es vielleicht so nennen, aber wirklich tun wird sie es nicht. Stattdessen wird sie vermutlich – wie andere Regierungen auch – eine immer größere Gier auf das Vermögen ihrer Bürger entwickeln, vor allem der wohlhabenderen unter ihnen. Von denen werden sich viele Regierungen nehmen, was sie bekommen können.“
„Und auf welche Weise?“
„Oh, da gibt es viele Folterwerkzeuge. Steuern auf Vermögen, höhere Einkommensteuern oder Soli für dies und Soli für jenes könnten der Anfang sein. Der Ost-Soli soll ja 2019 auslaufen, bis dahin wird sich schon ein Grund finden, ihn zu verlängern. Und auch Immobilienbesitzer eignen sich gut zum Melken, denn sie können mit ihren Häusern ja nicht abwandern. Deshalb wundert es mich nicht, dass zum Beispiel in Griechenland eine neue Immobilienabgabe zu den ersten sogenannten Sparmaßnahmen gehörte, die man sich dort ausdachte.“
„Wird man denn dabei wenigstens das selbst genutzte Eigenheim verschonen?“
„Am Anfang vielleicht, aber je nach staatlicher Kassenlage dürften früher oder später auch die normalen Eigenheimbesitzer daran glauben müssen. Erlaubt ist dann, was Geld bringt, natürlich alles gesetzlich geregelt. Ordnung muss schließlich sein.“
„Ist das alles?“
„Noch lange nicht. Man könnte zum Beispiel auch das Außerlandesschaffen von Kapital beschränken, den Besitz von Gold kontrollieren oder verbieten oder Reiche direkt enteignen. Vieles ist denkbar. Ob es tatsächlich dazu kommt, hängt davon ab, wie lange der Staatsbankrott hinausgeschoben wird. Je länger es dauert, desto qualvoller dürfte vorher die Folter werden.
„Da fällt mir gerade etwas auf, Raimund.“
„Was denn?“
„Ein großer Teil der Folterwerkzeuge richtet sich genau gegen die wahren Werte, die du gerade angepriesen hast – Immobilien und Edelmetalle zum Beispiel.“
„Richtig. Das ist aber auch kein Wunder. Eine Flucht in solche Werte erschwert dem Staat das eigene Schuldenmachen. Die Staatsanleihen, die er gerne weiter verscherbeln will, gehören ausdrücklich nicht zu diesen Werten.“
„Hat es da überhaupt noch Sinn, wahre Werte zu besitzen?“
„Ja, nur sollte man nicht erwarten, dass sie ungeschoren davonkommen. Und es gilt hier ebenfalls die Devise, möglichst wachsam und flexibel zu bleiben, denn es kann in Zukunft durchaus nötig sein, auch die langfristige Anlage
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