Die Wahrheit
Sicherheit eines jeden Mitarbeiters dieses Gerichts. Nach Wrights Tod . da schwirrte mir der Kopf. Ich bin es nicht gewöhnt, mich mit so etwas zu befassen. Ich achte viel lieber darauf, daß es bei den Lohnabrechnungen keine Unregelmäßigkeiten gibt und daß die Bürokratie nach Vorschrift funktioniert, als daß ich mitten in einer Ermittlung wegen Mordes stehe.«
»Tja, Chandler ist wirklich gut in seinem Job. Und natürlich arbeitet auch das FBI an dem Fall.« Fiske hätte sich beinahe auf die Zunge gebissen, als er das sagte. Perkins sprang sofort darauf an.
»Agent McKenna scheint irgendeinen Groll gegen Sie zu haben. Kennen Sie den Mann von früher?«
»Nein.«
Perkins betrachtete seine Hände. »Glauben Sie wirklich, daß ein Verrückter sich auf eine Vendetta begeben hat?«
»Das ist keineswegs ausgeschlossen.«
»Aber warum ausgerechnet jetzt? Und warum sucht er sich Assessoren als Opfer aus? Und nicht Richter?«
»Oder anderes Gerichtspersonal.«
»Was meinen Sie?«
»Sie könnten auch in Gefahr sein, Richard.«
Perkins blickte ihn verwundert an. »Ich?«
»Sie sind der Sicherheitschef. Wenn der Täter beweisen will, daß er jeden ausschalten kann, den er ausschalten will, setzt er sich über die Sicherheit des Gerichts hinweg - und damit über Sie.«
Perkins schien über Fiskes Worte nachzudenken. »Also glauben Sie, daß es auf jeden Fall einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen gibt?«
»Wenn nicht, wäre es ein fast unglaublicher Zufall. Und ehrlich gesagt, an so große Zufälle glaube ich nicht.«
Als Perkins davonging, kam Elizabeth Knight auf ihn zu. Es war, als würde die Menge sich wie von selbst vor ihr teilen.
Eine Hand legte sich auf Fiskes Schulter. »Ich muß mit Ihnen sprechen. In zehn Minuten vor der Haustür.« Es war Saras Stimme, doch als Fiske sich umdrehte, sah er nur noch, wie sie in die Menge verschwand.
Sichtlich enttäuscht drehte er sich um und sah wieder Elizabeth Knight, die entschlossen das Zimmer durchquerte. Wahrscheinlich hat sie ganz vergessen, daß Kenneth Wilkinson überhaupt hier ist, ging es Fiske durch den Kopf. Und daß sie diese Party Wilkinson zu Ehren gibt. Doch zu Fiskes Erstaunen ging Elizabeth zu Wilkinson hinüber und sprach kurz mit ihm. Fiske beobachtete, wie Elizabeth den alten Mann in seinem Rollstuhl auf die beleuchtete und leere Terrasse schob, dort neben ihm niederkniete, ihm die Hand hielt und weiter mit ihm redete.
Fiske mischte sich kurz unter die anderen Gäste, konnte dem Wunsch aber nicht widerstehen, hinaus auf die Terrasse zu gehen. Elizabeth Knight blickte auf und erhob sich rasch.
»Es tut mit leid, daß ich Sie unterbreche, aber ich muß gehen und wollte mich von Richter Wilkinson verabschieden.«
Elizabeth trat zurück, und Fiske ging zu Kenneth Wilkinson und stellte sich vor. Er schüttelte dem alten Mann die Hand und gratulierte ihm zu seiner langen Karriere im Staatsdienst. Als er zurück ins Wohnzimmer wollte, hielt Richterin Knight ihn auf.
»Ich nehme an, Sie gehen zusammen mit Sara.«
»Ist das ein Problem?«
»Das hängt wohl von Ihnen ab.«
»Was soll das denn heißen?«
»Sara hat eine wunderbare Zukunft vor sich. Doch manchmal können Kleinigkeiten die aussichtsreichsten Karrieren beenden.«
»Wissen Sie, Richterin Knight, ich glaube, Sie mögen mich wirklich nicht. Aber woran liegt das?« »Ich kenne Sie gar nicht, Mr. Fiske. Wenn Sie Ihrem Bruder auch nur im geringsten ähneln, irren Sie sich womöglich sehr.«
»Ich bin nicht wie die anderen. Ich versuche, die Menschen nicht zu vergleichen und keinem etwas vorzumachen, ihm eine schöne Rolle vorzuspielen. So was erweist sich selten als wahr.«
Elizabeth Knight machte einen erstaunten, beinahe betroffenen Eindruck. Doch zu Fiskes Überraschung sagte sie: »Im Prinzip gebe ich Ihnen recht.«
»Schön, daß wir mal einer Meinung sind.«
»Aber ich kenne Sara, und mir liegt sehr viel an ihr. Und wenn Ihr Verhalten ein schlechtes Licht auf sie und damit auf das Gericht wirft, habe ich in der Tat ein Problem damit.«
»Hören Sie, ich will lediglich herausfinden, wer meinen Bruder ermordet hat.«
Sie blickte ihn scharf an. »Sie sind sich ganz sicher?«
»Selbst wenn ich mir nicht sicher wäre ... wir leben in einem freien Land.« Fiske glaubte, einen amüsierten Ausdruck auf ihrem Gesicht zu bemerken.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Offenbar lassen Sie sich von einer Richterin am Obersten Gerichtshof nicht im geringsten einschüchtern,
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