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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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nach einer Gelegenheit, Sand in Ramseys Getriebe zu werfen. Bevor Ramsey hier die Oberhand gewann, war Tom Murphy der maßgebliche Mann am Gericht. Es macht keinen Spaß, am Lebensabend stets auf der Seite der Minderheit zu stehen.«
    Sara schüttelte den Kopf. »Ich kann wirklich nicht näher darauf eingehen.«
    Michael seufzte und stocherte in seinem Essen. »Wir entfernen uns voneinander, Sara. In jeder Hinsicht, nicht wahr?«
    »Das stimmt nicht. Du willst es nur so darstellen. Ich weiß, ich habe dir weh getan, und es tut mir leid.«
    Plötzlich grinste er. »Vielleicht ist es am besten so. Wir sind beide so störrisch, daß wir uns am Ende wohl gegenseitig abmurksen würden.«
    »Der Boy aus dem hintersten Virginia und die Landpomeranze aus Carolina«, sagte sie mit bewußt gedehntem Südstaatenakzent. »Wahrscheinlich hast du recht.«
    Er drehte sein Glas zwischen den Händen und schaute sie an. »Wenn du mich für dickköpfig hältst, solltest du wirklich mal meinen Bruder kennenlernen.«
    Sara erwiderte seinen Blick nicht. »Da bin ich mir sicher. Bei dem Prozeß, den wir verfolgt haben, war er einfach klasse.«
    »Ich bin sehr stolz auf ihn.«
    Jetzt schaute sie ihn an. »Warum mußten wir uns dann wie Diebe in den Gerichtssaal schleichen, damit er nicht mitkriegt, daß wir ihm zugeschaut haben?«
    »Das mußt du ihn schon fragen.«
    »Ich frage aber dich.«
    Michael zuckte die Achseln. »Er hat ein Problem mit mir. Er hat mich gewissermaßen aus seinem Leben verbannt.«
    »Warum?«
    »Ich kenne nicht alle Gründe. Vielleicht kennt nicht mal er selbst sie genau. Aber ich weiß, daß es ihn nicht sehr glücklich gemacht hat.«
    »Ich habe ihn zwar nur kurz gesehen, aber deprimiert oder unglücklich kam er mir nicht vor.«
    »Wirklich? Wie ist er dir denn vorgekommen?«
    »Humorvoll, klug. Kann sich gut in Menschen hineinversetzen.«
    »Wie ich sehe, hat er sich in dich hineinversetzt.«
    »Er wußte ja nicht mal, daß ich dort war.«
    »Es hätte dir aber gefallen, wenn er’s gewußt hätte, nicht wahr?«
    »Was soll das jetzt schon wieder heißen?«
    »Nur, daß ich nicht blind bin. Und ich bin mein Leben lang in seinem Schatten gewandelt.«
    »Du bist doch das junge Genie mit den grenzenlosen Zukunftsaussichten.«
    »Und er ist ein Held, ein ehemaliger Cop, der jetzt genau jene Menschen verteidigt, die er früher eingebuchtet hat. Er hat etwas von einem Märtyrer an sich. Damit bin ich nie fertiggeworden. Aber er ist ein guter Jurist, der sich unglaublich ins Zeug legt.« Michael schüttelte den Kopf, als er an die lange Zeit dachte, die sein Bruder im Krankenhaus verbracht hatte. Keiner hatte gewußt, ob er es schaffen würde. Es hätte von einem Tag zum anderen, von einer Minute zur anderen vorbei sein können. Michael hatte nie zuvor solch eine Furcht gekannt wie bei dem Gedanken, seinen Bruder zu verlieren. Anscheinend hatte er ihn trotzdem verloren. Aber nicht durch den Tod. Nicht durch diese Kugeln.
    »Vielleicht glaubt er, in deinem Schatten zu stehen.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Hast du ihn je gefragt?«
    »Wie ich schon sagte, wir sprechen nicht mehr miteinander.« Er hielt inne. »Hast du meinen Antrag wegen John abgelehnt?« fragte er dann. Er hatte Sara beobachtet, wie sie seinen Bruder beobachtet hatte. Vom ersten Augenblick an, da sie John Fiske gesehen hatte, war sie von ihm hingerissen gewesen. Damals war es Michael bloß wie ein unterhaltsamer Spaß erschienen, daß er und Sara seinem Bruder bei einer Verhandlung zugehört und zugeschaut hatten. Jetzt verfluchte er sich dafür, daß er selbst diesen Vorschlag gemacht hatte.
    Sara errötete. »Ich kenne ihn nicht mal. Wie könnte ich da irgendwelche Gefühle für ihn haben?«
    »Fragst du jetzt mich oder dich selbst?«
    »Darauf werde ich nicht antworten.« Ihre Stimme zitterte. »Was ist mit dir? Liebst du deinen Bruder?«
    Michael setzte sich abrupt auf und schaute sie an. »Ich werde meinen Bruder immer lieben, Sara. Immer.«

KAPITEL 6
    Rider ging wortlos an seiner Sekretärin vorbei, flüchtete in sein Büro, öffnete den Aktenkoffer und holte den Umschlag hervor. Er zog den Brief heraus, warf aber kaum einen Blick darauf, bevor er ihn in den Papierkorb fallen ließ. Der Brief enthielt Harms’ Testament - aber das war nur ein Trick, ein unverfänglicher Text, der den Gefängniswächter täuschen sollte. Rider musterte den Umschlag eingehend und drückte dann auf den Knopf der Gegensprechanlage.
    »Sheila, bringen Sie mir bitte die

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