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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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ich lüge? Wollen Sie das sagen? Dann verbringen Sie hier mal fünfundzwanzig Jahre für etwas, das nicht Ihre Schuld war. Und dann komme ich zu Ihnen und Sie erzählen mir, wie es Ihnen gefallen hat.«
    »Ich sage ja nicht, daß Sie lügen. Ich bin im Gegenteil der Ansicht, daß an Ihren Behauptungen etwas dran ist, glauben Sie mir, sonst wäre ich nicht gekommen.« Er schaute sich in dem unfreundlichen Raum um. Er war noch nie an einem solchen Ort gewesen, hatte noch nie einem Mann wie Rufus gegenübergesessen. Plötzlich kam er sich wie ein Erstkläßler vor, der aus dem Schulbus stieg und merkte, daß er irgendwie an der High School gelandet war.
    »Haben Sie irgendeinen Ausweis dabei, der mir beweist, daß Sie wirklich der sind, für den Sie sich ausgeben? Ich bin seit etwa dreißig Jahren nicht mehr besonders vertrauensvoll.«
    Assessoren am Obersten Gerichtshof bekamen keine Dienstausweise. Man verlangte vom Sicherheitspersonal des Gerichts, daß es sie persönlich oder zumindest vom Sehen her kannte. Doch das Gericht veröffentlichte ein offizielles Verzeichnis mit den Namen und Fotos der Assessoren. Das sollte es den Wachen erleichtern, sich ihre Gesichter einzuprägen. Michael zog sein Exemplar aus der Tasche und zeigte es Rufus. Der Häftling studierte es genau, schaute zum Wächter hinüber und gab Michael dann das Verzeichnis zurück. »Haben Sie ein Radio in Ihrem Aktenkoffer?« »Ein Radio?« Michael schüttelte den Kopf.
    Rufus sprach noch leiser. »Dann summen Sie mal schön.«
    »Was?« sagte Michael verwirrt. »Ich kann wirklich nicht ... ich meine, ich bin nicht sehr musikalisch.«
    Rufus schüttelte ungeduldig den Kopf. »Haben Sie einen Kugelschreiber?«
    Michael nickte stumm.
    »Dann nehmen Sie ihn, und klopfen Sie damit auf den Tisch. Die andere Seite hat mittlerweile wahrscheinlich sowieso schon alles gehört, was sie wissen muß, aber dann haben wir noch ein paar Überraschungen für sie parat.«
    Als Michael etwas sagen wollte, unterbrach Rufus ihn. »Keinen Mucks mehr. Klopfen Sie einfach, und hören Sie zu.«
    Fiske tat wie geheißen. Der Wächter schaute hinüber, sagte aber nichts.
    Rufus sprach so leise, daß Michael sich anstrengen mußte, ihn zu verstehen. »Sie hätten nicht hierherkommen sollen. Sie wissen nicht, was für ein Risiko ich eingehen mußte, um dieses Stück Papier hier herauszuschaffen. Wenn Sie es gelesen haben, wissen Sie warum. Den Leuten ist es doch scheißegal, wenn ein alter schwarzer Knacki umgebracht wird, der ein kleines weißes Mädchen erwürgt hat. Glauben Sie ja nicht, irgend jemand würde etwas darauf geben.«
    Michael hielt mit dem Klopfen inne. »Das alles ist schon lange her. Es hat sich einiges geändert.«
    Rufus grunzte leise. »Ach ja? Warum klopfen Sie nicht mal an die Särge von Martin Luther King oder Malcolm X und sagen ihnen das? Die Zeiten haben sich geändert, jawoll, mein Herr, jetzt ist alles in Ordnung. Amen.«
    »So habe ich das nicht gemeint.«
    »Wenn die Leute, über die ich in diesem Brief schreibe, schwarz wären, und ich wäre weiß . und würde nicht hier sitzen . wären Sie dann auch gekommen, um meine Geschichte zu >überprüfen    Michael schaute zu Boden. Als er den Blick wieder hob, wirkte sein Ausdruck gequält. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Ganz bestimmt nicht! Fangen Sie wieder an zu klopfen und hören Sie nicht damit auf.«
    Michael kam der Aufforderung nach. »Ob Sie’s mir glauben oder nicht, ich will Ihnen helfen. Wenn das, was Sie in Ihrem Brief schildern, wirklich passiert ist, möchte ich dafür sorgen, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wird.«
    »Warum, zum Teufel, interessieren Sie sich für jemanden wie mich?«
    »Weil mir an der Wahrheit liegt«, sagte Michael schlicht. »Glauben Sie mir, wenn Sie die Wahrheit sagen, werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um Sie hier herauszuholen.«
    »So was läßt sich leicht sagen.«
    »Mr. Harms, ich setze gern mein Gehirn und meine Fertigkeiten ein, um Menschen zu helfen, die nicht so viel Glück gehabt haben wie ich. Das halte ich für meine Pflicht.«
    »Na ja, das ist wirklich nett von Ihnen, mein Sohn, aber tätscheln Sie mir nicht den Kopf. Sonst beiße ich Ihnen vielleicht die Hand ab.«
    Michael blinzelte verwirrt; dann endlich ging ihm ein Licht auf. »Tut mir leid, ich wollte nicht herablassend sein. Wenn Sie zu Unrecht verurteilt wurden, möchte ich Ihnen helfen, wieder freizukommen. Das ist alles.«
    Rufus sagte einen Moment nichts, als wolle er

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