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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Umschlag aufbewahrt, und er ist immer noch verschlossen.«
    »Sie haben uns beide auf dem Gewissen«, brüllte Rufus. Er explodierte wie ein heißer Geysir, sprang auf und warf den schweren Tisch um, als bestünde er aus Balsaholz. Michael sprang beiseite und rutschte ein Stück über den Boden. Der Wächter griff nach seiner Pfeife, pfiff laut und nahm Rufus dann von hinten in einen Würgegriff. Michael sah, wie der riesige Häftling trotz seiner Ketten den zwei Zentner schweren Wächter wie eine lästige Stechmücke abschüttelte.
    Ein halbes Dutzend weitere Wächter stürmten knüppelschwingend in den Raum und warfen sich auf den Farbigen. Rufus schleuderte sie immer wieder zurück, wie ein Elch, der sich gegen ein Rudel Wölfe zur Wehr setzte, gut fünf Minuten lang, bis er schließlich doch überwältigt wurde. Sie zerrten ihn hinaus; zuerst schrie er, doch dann rammte ihm ein Wächter einen Schlagstock an die Kehle, und er verstummte.
    Bevor Rufus zur Tür hinausgeschoben wurde, schaute er Michael noch einmal an, und in seinem Blick lagen Entsetzen und das Wissen, verraten worden zu sein.
    Nach einem erschöpfenden Kampf, der sich noch im Gang fortsetzte, gelang es den Wächtern endlich, Rufus auf einem Rollbett festzuschnallen.
    »Schafft ihn in die Krankenstation!« rief jemand. »Ich glaube, er hat einen Krampf!«
    Trotz der Ketten und der dicken Lederriemen warf Rufus sich wie verrückt hin und her, so daß das ganze Bett umzukippen drohte. Er schrie, bis jemand ihm ein Stück Stoff in den Mund stopfte.
    »Beeilung, verdammt noch mal«, sagte der Mann.
    Die Gruppe stürmte durch die Doppeltür und in die Krankenstation.
    »Gott im Himmel!« Der diensthabende Arzt zeigte auf eine Lücke zwischen zwei Betten. »Hierher, Leute!«
    Sie schwangen das Bett herum und schoben es in den Zwischenraum. Als der Arzt zu seinem Patienten trat, traf ihn ein Bein des wild um sich tretenden Rufus fast in den Magen.
    »Nehmt ihm das aus dem Mund«, sagte der Arzt und zeigte auf das Taschentuch, das man Rufus in den Rachen gestopft hatte. Das Gesicht des Häftlings war dunkelrot angelaufen.
    Einer der Wächter betrachtete ihn vorsichtig. »Passen Sie lieber auf, Doc. Er ist völlig durchgedreht. Wenn er an Sie rankommt . Gott weiß, was dann passiert. Er hat schon drei meiner Männer verletzt. Verrückter Mistkerl.« Der Wächter sah Rufus drohend an. Als man dem Tobenden das Tuch aus dem Mund zog, füllten seine Schreie sofort wieder den Raum.
    »Schließen Sie ihn an einen Monitor an«, sagte der Arzt zu einer der Schwestern. Ein paar Sekunden, nachdem es ihnen endlich gelungen war, die Sensoren an Rufus’ Körper anzubringen, beobachtete der Arzt aufmerksam das unregelmäßige Ansteigen und Anfallen von Rufus’ Blutdruck und Puls. Dann blickte er eine der Schwestern an. »Bringen Sie eine Infusion her.« Zu einer anderen Schwester sagte er: »Eine Ampulle Lidocain, bevor er einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall bekommt.«
    Sowohl die Wächter als auch das medizinische Personal drängten sich um das Bett.
    »Können Sie Ihre Männer nicht hier rausschaffen?« rief der Arzt einem der Wächter ins Ohr.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Er ist stark wie ein Ochse. Er könnte glatt die Fesseln zerreißen. Wenn ihm das gelingt, und wir sind noch hier, könnte er jeden in diesem Raum binnen einer Minute mit bloßen Händen töten. Glauben Sie mir, er ist dazu imstande!«
    Der Arzt warf einen Blick auf das tragbare Infusionsgestell, das mittlerweile neben dem Bett stand. Die andere Schwester kam mit der Ampulle Lidocain herbeigelaufen. Der Arzt nickte den Wächtern zu. »Sie müssen uns helfen, ihn festzuhalten. Wir brauchen eine gute Ader, um ihm die Infusion legen zu können, und wie es aussieht, werden wir nur einen Versuch haben.«
    Die Männer rückten noch näher um Rufus zusammen und hielten ihn fest. Selbst mit ihrem vereinten Gewicht gelang es ihnen kaum.
    Rufus starrte sie an, voller Wut und Entsetzen zugleich, so daß er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Genau wie in der Nacht, in der Ruth Ann Mosley gestorben war. Sie rissen Rufus den Hemdsärmel auf, legten die sehnigen Unterarme mit den starken, deutlich hervortretenden Adern frei. Rufus schloß erneut die Augen.
    Als er sie wieder öffnete, befand er sich nicht mehr in der Krankenstation von Fort Jackson. Er war wieder in der Arrestzelle in South Carolina, vor einem Vierteljahrhundert. Die Tür wurde aufgestoßen, und einige Männer stürmten herein,

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