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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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sich ein Bild davon machen, ob der junge Mann seine Worte aufrichtig meinte. Als er sich schließlich wieder vorbeugte, wirkten seine Gesichtszüge ein bißchen weicher, doch er blieb mißtrauisch.
    »Hier kann man nicht ungefährdet über solche Dinge sprechen.«
    »Wo können wir uns sonst unterhalten?«
    »Ich kenne keinen anderen Platz. Leute wie mich läßt man nicht auf Urlaub raus. Aber alles, was ich gesagt habe, entspricht der Wahrheit.«
    »Sie haben erwähnt, daß ein Bri...«
    »Halten Sie den Mund!« sagte Rufus. Er schaute sich wieder um, und sein Blick blieb einen Augenblick lang auf dem großen Spiegel haften. »Lag er nicht dem Antrag bei?«
    »Nein.«
    »Na schön, Sie kennen meinen Anwalt. Sie haben seinen Namen schon genannt.«
    Michael nickte. »Samuel Rider. Ich wollte mit ihm sprechen, aber er hat mich nicht zurückgerufen.«
    »Klopfen Sie lauter.« Michael erhöhte die Taktzahl. Rufus sah sich noch einmal um und fuhr dann fort: »Ich sage ihm, daß er mit Ihnen sprechen soll. Er wird Ihnen alles erklären, was Sie wissen müssen.«
    »Mr. Harms, warum haben Sie Ihren Antrag beim Obersten Gerichtshof eingereicht?«
    »Es gibt keinen höheren, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Hab’ ich mir gedacht. Wir bekommen Zeitungen hier, dürfen sogar ein wenig fernsehen und Radio hören. Ich habe diese Leute im Lauf der Jahre beobachtet. Hier drinnen denkt man viel über die Gerichte nach und so was. Die Gesichter ändern sich, aber die Richter können einfach alles tun. Alles, was sie wollen. Ich hab’s gesehen. Das ganze Land hat es gesehen.«
    »Aber aus rein formellen juristischen Gründen müssen Sie sich erst an niedrigere Gerichte wenden, bevor man Ihre Berufung am Obersten Gerichtshof annimmt. Beispielsweise ... Sie haben noch nicht mal das Urteil eines niedrigeren Gerichts, das Sie anfechten können. Ihr Antrag weist zahlreiche Fehler auf.«
    Rufus schüttelte müde den Kopf. »Ich habe mein halbes Leben hier verbracht. So viel Zeit bleibt mir nicht mehr. Ich war nie verheiratet, ich werde nie Kinder haben. Und ich habe nicht vor, mich jahrelang mit Anwälten und Gerichten und so weiter herumzuschlagen. Ich will hier raus, und zwar so schnell wie möglich. Ich will frei sein. Und diese hohen Richter können mich hier rausholen, wenn sie daran glauben, das Richtige zu tun. Und es ist das Richtige. Gehen Sie zurück, und sagen Sie ihnen das. Sie nennen sich Richter. Jetzt können Sie Recht sprechen und das Richtige tun.«
    Michael blickte ihn neugierig an. »Gibt es wirklich keinen anderen Grund dafür, daß Sie sich sofort an den Obersten Gerichtshof gewandt haben?«
    Rufus sah ihn verdutzt an. »Zum Beispiel?«
    Michael stieß den Atem aus, den er angehalten hatte, ohne es zu merken. Es war durchaus möglich, daß Rufus nicht wußte, welche Ämter einige der Männer, die er in seinem Antrag erwähnt hatte, nun innehatten. »Schon gut.«
    Rufus lehnte sich zurück und schaute Michael an. »Was halten die Richter davon? Die haben Sie doch hierhergeschickt, nicht wahr?«
    Michael hörte mit dem Klopfen auf. »Ehrlich gesagt wissen sie gar nicht, daß ich hier bin«, sagte er nervös.
    »Was?«
    »Ich habe Ihren Berufungsantrag noch niemandem gezeigt, Mr. Harms. Ich . ich wollte mich überzeugen . na ja, daß alles seine Richtigkeit hat.«
    »Nur Sie haben diesen Antrag gesehen?«
    »Bis jetzt ja, aber wie ich schon sagte .«
    Rufus warf einen Blick auf Michaels Aktenkoffer. »Sie haben meinen Brief doch nicht mitgebracht, oder?«
    Michael schaute ebenfalls zu dem Koffer. »Na ja, ich wollte Ihnen einige Fragen dazu stellen. Es ist nämlich so ...«
    »Gott stehe uns bei«, sagte Rufus so laut, daß der Wächter unwillkürlich zusammenzuckte. »Hat man Ihren Aktenkoffer durchsucht, als Sie gekommen sind? Denn zwei von den Männern, die ich erwähnt habe, sind in diesem Gefängnis hier tätig. Der eine ist der Kommandant von diesem Knast.«
    »Sie sind hier?« Michael erbleichte. Er hatte überprüft, ob die Männer, die in der Berufung genannt wurden, in den siebziger Jahren in der Army gewesen waren. Von Zweien kannte er den derzeitigen Aufenthaltsort, doch er hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Verbleib der anderen Männer zu ermitteln. Er erstarrte. Plötzlich war ihm bewußt geworden, daß er gerade einen möglicherweise tödlichen Fehler gemacht hatte.
    »Haben die Ihre verdammte Tasche an sich genommen?«
    »Nur . nur ein paar Minuten. Aber ich habe die Dokumente in einem verschlossenen

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