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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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schlafen.«
    Etwa eine halbe Stunde später trat Fiske auf die Bremse, bog auf eine schmale Schotterauffahrt und fuhr zu einem kleinen, dunklen Cottage hinauf. »Hier muß man sich eigentlich anmelden und die Gebühr bezahlen, bevor man auf den Campingplatz fährt«, erklärte er. »Ich mache das, bevor wir morgen früh zurückfahren.«
    Er fuhr an dem Häuschen vorbei und auf den Campingplatz. Sara betrachtete die Wohnwagen, die wie in einem rechtwinkligen Straßennetz aufgestellt waren. Die meisten Wagen waren mit leuchtendem Weihnachtsschmuck behangen; an vielen waren Fahnenstangen angebracht, oder sie waren in Veranden oder Betonblöcke eingelassen. Die Lichterketten und der Mondschein sorgten dafür, daß der Platz erstaunlich gut beleuchtet war. Sie kamen an Beeten mit spät blühenden Blumen vorbei: Springkraut und roten und rosafarbenen Stiefmütterchen. An den Seitenwänden einiger Wohnwagen rankten sich Klematis empor. Wohin Sara auch schaute, sah sie Skulpturen aus Metall, Marmor und Harz. vor einigen Wohnwagen standen Grills aus Ziegelsteinen; Sara sah sogar eine große Räuchergrube. Die Gerüche von gebratenem Fleisch und Holzkohle vermischten sich in der heißen, feuchten Luft und ließen ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    »Die Anlage sieht aus wie eine kleine Pfefferkuchenstadt, die Zwerge gebaut haben«, sagte sie. Sie musterte die zahlreichen Fahnenstangen. »Patriotische Zwerge«, fügte sie hinzu.
    »Viele der Leute hier waren in der American Legion oder sind Kriegsveteranen. Mein Dad hat eine der höchsten Fahnenstangen. Er war im Zweiten Weltkrieg bei der Marine. Und es ist schon seit langem Tradition, daß die Lichterketten das ganze Jahr hängenbleiben.«
    »Haben Sie und Michael hier viel Zeit verbracht?«
    »Mein Dad hatte nur eine Woche Jahresurlaub, aber Mom hat uns im Sommer immer für ein paar Wochen hierhergebracht. Einige von den alten Leuten hier haben uns das Segeln, Schwimmen und Angeln gelehrt. All die Dinge, für die Pop nie Zeit hatte. Aber seit er pensioniert ist, hat er es wiedergutgemacht.«
    Fiske hielt vor einem Wohnwagen. Er war mit einer bunten Lichterkette behangen und in einem gedämpften Blau gestrichen. Neben dem Trailer stand der Buick seines Vaters mit dem Aufkleber UNTERSTÜTZT EURE POLIZEI an der Stoßstange. Vor dem Wohnwagen war ein Beet mit hochgewachsenen Lilien angelegt. Neben dem Buick stand ein Golfwägelchen. Die Fahnenstange vor dem Wohnwagen war gut zehn Meter hoch.
    Fiske warf einen Blick auf den Buick. »Wenigstens ist er hier.« Tja, jetzt ist es soweit, John. Keine Gnadenfrist mehr, dachte er.
    »Ist ein Golfplatz hier in der Nähe?«
    Fiske schaute sie an. »Nein, warum?«
    »Was hat es dann mit diesem Golfwagen auf sich?«
    »Die Besitzer des Campingplatzes kaufen sie gebraucht von Golfplätzen. Die Straßen hier sind ziemlich schmal. Man kann zwar mit dem Auto bis zum Wohnwagen fahren, aber nicht auf dem Platz selbst. Und die meisten Leute hier sind ältere Semester, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Deshalb fahren sie mit den Golfwagen durch die Anlage.«
    Fiske stieg aus, die beiden Sechserpacks Bier in den Händen. Sara machte keine Anstalten, ihm zu folgen. Er blickte sie fragend an.
    »Ich nehme an, Sie möchten allein mit Ihrem Vater sprechen.«
    »Nach allem, was wir heute abend gemeinsam durchgemacht haben, haben Sie sich wohl das Recht verdient, dabeizusein. Ich habe allerdings Verständnis dafür, wenn Sie darauf verzichten möchten.« Er schaute zum Wohnwagen hinüber und spürte, wie seine Nerven zu vibrieren begannen. Dann drehte er sich wieder zu Sara um. »Ich könnte ein wenig moralische Unterstützung gebrauchen.«
    Sie nickte. »Na schön. Warten Sie einen Moment.« Sie klappte den Blendschirm herunter, musterte im Spiegel kritisch ihr Gesicht und Haar. Dann zog sie eine Schnute, griff nach ihrer Handtasche und machte sich mit einem Lippenstift und einer kleinen Bürste an die Arbeit. Sie war völlig verschwitzt; ihr Kleid klebte geradezu auf der Haut, und wegen des Regens und der Feuchtigkeit war ihre Frisur nicht mehr zu retten. So trivial Saras Sorgen bezüglich ihres Aussehens unter diesen Umständen auch sein mochten, sie kam sich plötzlich so sehr wie das fünfte Rad am Wagen vor, daß sie an nichts anderes mehr denken konnte.
    Seufzend klappte sie den Blendschirm wieder hoch, öffnete die Tür und stieg aus. Als sie mit Fiske die hölzerne Veranda hinaufging, strich Sara ihr Kleid glatt und versuchte ihr Haar noch ein

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