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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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passiert heutzutage überall.«
    Endlich fand Sara die Stimme zurück. »Ich habe Ihren Sohn gemocht und sehr geachtet ... wie alle am Gericht. Er war ein wunderbarer Mensch. Es tut mir sehr, sehr leid.«
    »Ja, Mike war wunderbar«, sagte Ed. »Verdammt noch mal, das war er. Ich habe nie begriffen, wie wir einen Jungen wie Mike in die Welt setzen konnten.«
    Fiske starrte zu Boden. Sara bemerkte, wie wächsern sein Gesicht plötzlich war.
    Ed ließ den Blick durch den Wohnwagen schweifen, betrachtete Erinnerungen an die guten, alten Zeiten, als sie alle noch zusammen waren, er und seine Familie. »Den Grips hatte er von seiner Mutter.« Seine Unterlippe zitterte einen Moment heftig. »Das, was sie mal an Verstand gehabt hat.« Ein leises Schluchzen kam über seine Lippen, und er brach zusammen.
    Fiske kniete neben seinem Vater nieder und umarmte ihn. Die Schultern beider Männer bebten.
    Sara sah hilflos zu. Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Es war ihr peinlich, eine solch persönliche Szene zu erleben, und sie fragte sich, ob sie aufstehen und zu ihrem Wagen flüchten sollte. Schließlich starrte sie zu Boden, schloß die Augen und ließ stumm den eigenen Tränen Lauf, die auf den billigen Teppich tropften.
    Eine halbe Stunde später saß Sara auf der Veranda und nippte an einer Dose warmem Bier. Sie war barfuß; ihre Schuhe standen neben ihr. Geistesabwesend rieb sie ihre Zehen und schaute in eine Dunkelheit hinaus, die hier und da vom kalten Licht eines Leuchtkäfers durchbrochen wurde. Sie schlug nach einem Moskito und wischte dann ein Rinnsal Schweiß vom Bein. Sie hielt sich die Bierdose an die Stirn und überlegte, ob sie in ihren Wagen steigen, die Klimaanlage anschalten und versuchen sollte, endlich einzuschlafen.
    Die Tür wurde geöffnet, und Fiske erschien. Er hatte sich umgezogen, trug verblichene Jeans und ein kurzärmeliges Hemd, das er nicht zugeknöpft hatte. Er war ebenfalls barfuß. In der Hand hielt er einen Plastikstreifen, an dem zwei Bierdosen baumelten. Er setzte sich neben Sara.
    »Wie geht es ihm?«
    Fiske zuckte die Achseln. »Er schläft - oder versucht es wenigstens.«
    »Will er mit uns zurückfahren?«
    Fiske schüttelte den Kopf. »Er kommt morgen abend zu mir nach Richmond.« Er schaute auf die Uhr und sah, daß die Morgendämmerung nicht mehr fern war. »Heute abend, meine ich. Wir müssen auf dem Rückweg bei mir vorbei, damit ich ein paar frische Sachen anziehen kann.«
    Sara schaute an ihrem Kleid hinab. »Wem sagen Sie das? Woher haben Sie diese Sachen?«
    »Ich hab’ sie bei unserem letzten Angelausflug hiergelassen.«
    Sara wischte sich die Stirn ab. »Mein Gott, ist das schwül.«
    Fiske schaute zum Wald. »Da unten am Wasser weht eine kühlere Brise.« Er führte sie zum Golfwagen. Als sie die stillen, unbefestigten Straßen entlangfuhren, gab Fiske ihr ein Bier. »Das hier ist kalt.«
    Sara riß die Lasche auf. Das Bier rann wohltuend kühl durch ihre Kehle und hob ihre Lebensgeister tatsächlich ein wenig. Sie drückte sich die Dose an die Wange.
    Die schmale Straße führte sie vorbei an einem Kieferngesträuch, an Stechpalmen, Eichen und Flußbirken, deren Rinde sich wie die Fasern eines Bleistifts entrollte, den man gerade anspitzte. Dann wurde das Gelände frei und eben, und Sara sah einen hölzernen Kai, an dem mehrere Boote vertäut waren. Sie bemerkte, daß das hölzerne Gebilde im Rhythmus des plätschernden Wassers auf und ab schwankte.
    »Das ist ein Schwimmdock. Es ruht auf Zweihundert-LiterFässern«, erklärte Fiske.
    »Habe ich mir gedacht. Ist das eine Rampe für Boote?« fragte sie und zeigte auf eine Stelle, wo die Straße einen scharfen Knick in Richtung Wasser machte.
    Fiske nickte. »Die Leute können das Ufer über eine andere Straße mit dem Wagen erreichen. Pop hat ein kleines Motorboot. Das da drüben.« Er zeigte auf ein weißes Boot mit roten Streifen, das auf dem Wasser schaukelte. »Normalerweise ziehen sie die Boote nachts ans Ufer. Pop muß es vergessen haben. Er hat das Boot billig bekommen. Wir haben damals ein Jahr gebraucht, um es wiederherzurichten. Es ist keine Jacht, aber man kommt damit fast überallhin.«
    »Was für ein Fluß ist das?«
    »Erinnern Sie sich, daß wir auf der Fahrt hierher Hinweisschilder auf die Flüsse Matta, Po und Ni gesehen haben?«
    Sara nickte.
    »Oben bei Fort A. P. Hill, südöstlich von Fredericksburg, münden diese Flüsse ineinander und bilden den Mattaponi River.« Fiske schaute aufs Wasser hinaus.

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