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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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seine Verletzung überstand und es daher nicht nötig sein würde, zu fliehen. Doch was war, wenn die Soldaten sie zwangen, mit ihnen zu kommen, vielleicht sogar bis nach Frankreich hinein? Darauf wusste sie keine Antwort.

17.
    M arthas Donnerwetter wirkte, denn bald danach brachten Soldaten ein großes Tablett und eine Kanne Wein ins Zelt. »Na also, es geht doch«, sagte Martha zufrieden und schenkte sich einen Becher ein. In zwei weiteren mischte sie auf Klaras Anweisung den Wein mit Wasser. Sie selbst machte sich sofort übers Essen her, während Klara zuerst de Thorné fütterte wie ein kleines Kind und ihm den verdünnten Wein in winzigen Schlucken einflößte. Als der Colonel wieder weggedämmert war, setzte sie sich an den Tisch.
    »Hier, probier das mal!«, forderte Martha sie auf. »Es schmeckt ausgezeichnet!«
    Danach stieß sie auf und grinste. »Auch wenn die Franzosen uns umbringen wollen, speisen wir wenigstens noch wie Fürstinnen.«
    »Ich hoffe nicht, dass sie uns umbringen«, antwortete Klara mit einem besorgten Blick auf de Thorné.
    »Ich auch nicht«, meinte Martha und füllte sich den nächsten Becher.
    Da sie dem Wein stärker zusprach als Klara, wurde sie bald wieder müde und schlief den ganzen Nachmittag hindurch. Zum Abendessen aber wachte sie rechtzeitig auf. Zunächst war sie ganz verwundert, weil die Nacht noch vor ihnen lag, während sie im Traum diese bereits hinter sich gebracht hatte.
    »Wie geht es dem Colonel?«, fragte sie ängstlich, weil dieser still dalag und sich nicht rührte.
    »Ich habe die Wunde noch einmal mit meinen Essenzen ausgewaschen und frisch verbunden. Außerdem hat er zum dritten Mal den Fiebertrunk erhalten. Jetzt schläft er, so hoffe ich, seiner Genesung entgegen.«
    Martha sah Klara neugierig an. »Du glaubst wirklich, dass er durchkommt? Dann wärst du aber eine ausgezeichnete Heilerin!«
    »Wenn er durchkommt, hatte ich mehr Glück als Verstand«, gab Klara zurück. »Ein zweites Mal möchte ich so etwas nicht mitmachen müssen.«
    »Das glaube ich dir unbesehen«, antwortete Martha mit einem freudlosen Lachen. »Aber jetzt sollten wir zu Abend essen! Diese Brathähnchen riechen einfach zu gut.« Sie griff zu, riss sich einen Schenkel ab und verzehrte ihn mit Genuss.
    Im Gegensatz zu ihr verspürte Klara nur ihre Anspannung, aber keinen Hunger. Sie zwang sich aber, etwas zu essen, und merkte, dass es ihr schmeckte. Nach einer Weile sah sie, dass ihr Patient erwacht war und sie aufmerksam musterte. Er sog sogar ein paarmal prüfend die Luft durch die Nase.
    »Das riecht nach Brathähnchen«, sagte er mit schwacher Stimme. »Habt ihr ein wenig für mich übrig? Gerade jetzt hätte ich Appetit darauf.«
    Klara atmete auf. Auch wenn der Oberst noch nicht über den Berg war, so hielt sie es doch für ein gutes Zeichen, dass er Hunger verspürte. Rasch schnitt sie etwas Brustfleisch in kleine Stücke und steckte ihm diese in den Mund. De Thorné musste kräftig mit Wein nachspülen, den Klara wieder mit Wasser vermischte, damit er nicht zu schwer war. Er vertrug diese Kost und lächelte schließlich trotz seiner Schmerzen.
    »Das hat gutgetan, Mädchen! Aber jetzt tut es wieder höllisch weh. Hast du noch etwas von dem Mittel, das du mir gestern verabreicht hast?«
    Klara begriff, dass er den orientalischen Mohnsaft meinte, und hob abwehrend die Hand. »Ein wenig davon habe ich noch, doch die Beschreibung, die Herr Just mir mitgegeben hat, warnt ausdrücklich davor, dieses Mittel mehrmals hintereinander anzuwenden. Das wäre gefährlich, heißt es, und es ist ein Totenkopf aufgedruckt.«
    »Schade! Dann muss es eben so gehen.« Der Oberst legte den Kopf wieder auf das Kissen und schloss die Augen. Dabei empfand er offensichtlich starke Schmerzen, denn er stöhnte unentwegt. Klara rang mit sich, ob sie ihm nicht doch ein wenig von dem Elixier geben sollte. Aber die Warnung auf dem Zettel hielt sie davon ab.
    Als die Lagerfeuer draußen hell loderten, um die Schatten der Nacht fernzuhalten, kamen de Matthieux und der Hauptmann ins Zelt.
    »Wie geht es ihm?«, fragte der Leutnant.
    »Ganz gut!«, antwortete der Verletzte an Klaras Stelle.
    »Er hat noch Wundfieber, aber bis jetzt kann ich verhindern, dass es zu hoch steigt«, erklärte Klara und mischte erneut ihre Arznei.
    De Thorné trank das Gebräu mit verzogener Miene, und als er fertig war, sagte er: »Bäh, schmeckt das entsetzlich!«
    »Es ist ja auch kein süßer Likör, sondern ein Heilmittel«, wies

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