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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wies Tobias ihn zurecht.
    Der Reitknecht schüttelte treuherzig den Kopf. »Wollt Ihr Euch wirklich mit den Franzosen anlegen, Herr Tobias? Das sind ungute Leute, sage ich Euch. Die nageln die Bauern an den eigenen Ohren ans Scheunentor, und was sie mit den Weibern anstellen, brauche ich Euch wohl nicht zu erzählen. Sie sind eine Pest!«
    »Das sind die eigenen Soldaten auch.«
    Tobias hatte nicht vergessen, was man sich von dem schrecklichen großen Krieg erzählte, der vor gut sechzig Jahren die Länder verwüstet hatte. Sämtliche Heere, gleichgültig ob sie zum Feind oder zur eigenen Seite gehörten, hatten sich genommen, was sie wollten, einschließlich der Frauen. Gerade das bereitete ihm Klaras wegen Sorgen.
    Während ihres kurzen Gesprächs hatten sie den Gasthof erreicht und stiegen im Hof aus dem Sattel. Ein Knecht eilte heran, um die Pferde zu übernehmen.
    »Abreiben und jedem etwas Hafer geben«, befahl Tobias’ Begleiter, denn er liebte es, sich unterwegs als Herr aufzuspielen.
    Tobias achtete nicht weiter auf ihn, sondern trat in die Wirtsstube, suchte sich einen Platz und winkte der Schankmaid, einen Krug Wein und zwei Becher zu bringen.
    »Sehr wohl, der Herr«, sagte sie und füllte einen Krug aus dem Fass, das in der Ecke aufgebockt stand.
    »Diese Stadt ist ja nicht sehr groß. Da müsstest du doch wissen, ob hier eine Wanderapothekerin eingetroffen ist«, fragte Tobias in der Hoffnung, etwas über Klara zu erfahren.
    Die Wirtsmagd hatte ihn nur halb verstanden und starrte ihn überrascht an. »Seid Ihr auf der Suche nach dem jungen Mann, der im letzten Herbst schwerverletzt in der Gegend aufgefunden worden ist?«
    »Nein, ich suche …«, begann Tobias, brach dann aber mit einem leisen Ausruf ab.
    »Was hat du gesagt?«, fragte er, als er seine Verblüffung überwunden hatte. »Was ist mit einem jungen Mann? War es ein Wanderapotheker?«
    »Das will ich meinen!«, sagte die Magd. »Er ist der Sohn des Balsamträgers Martin Schneidt, der hier seit mehr als zwanzig Jahren seine Arzneien verkauft hat. Ist im vorletzten Jahr verschollen – der Vater, meine ich! Im letzten Jahr hätte es beinahe den Sohn erwischt. Der ist von Räubern überfallen und schwer verletzt worden. Des Apothekers Lisa hat ihn im Wald gefunden und zu sich nach Hause schaffen lassen. Es sah lange so aus, als würde er nicht überleben, denn sie mussten ihm ein Bein abschneiden, dem Armen. Doch in diesem Sommer hat er sich erholt.«
    »Gerold Schneidt lebt! Wie wird Klara sich freuen!« Tobias dankte Gott in Gedanken dafür. Dann aber erinnerte er sich an das, was die Magd gesagt hatte. »Du sagst, Gerold wäre schwer verletzt worden und hätte ein Bein verloren?«
    »Das ganze Bein nicht, aber unterm Knie mussten sie es wegschneiden«, berichtete die Frau.
    Tobias’ Gedanken vollführten einen wirren Tanz. Da war er auf der Suche nach Klara und hatte plötzlich Nachricht von deren Bruder. »Weißt du, wo Gerold Schneidt zu finden ist?«, fragte er angespannt.
    »Freilich weiß ich das! Er ist immer noch beim Apotheker und hilft ihm, seine Salben zu rühren. Dort …«
    »Wo ist der Apotheker?«, unterbrach Tobias die Magd.
    »Wenn Ihr zum Fenster hinausschaut, seht Ihr drüben das Schild mit dem Stab und der Schlange über dem Mörser. Dort lebt der Apotheker Pulver.«
    Den Namen hörte Tobias nicht mehr, weil er bereits zur Tür hinausstürzte.
    »He, Ihr habt noch nicht bezahlt«, rief die Schankmaid ihm empört nach.
    Tobias’ Reitknecht war eben in die Wirtsstube getreten und winkte ab. »Keine Sorge! Der Herr zahlt schon noch. Hat wohl ein unaufschiebbares Geschäft vor sich!«
    »Wenn du den Abtritt meinst, nein. Der läuft geradewegs zum Apotheker. Sucht nämlich den jungen Burschen, der letztes Jahr hier beinahe umgekommen ist«, erklärte die Wirtsmagd.
    Der Knecht kratzte sich am Kopf. »Also mir hat er gesagt, er würde eine junge Frau suchen, die mit Arzneien handelt. Die will er vor den Franzosen beschützen!«
    »Die sind nicht mehr bis hierher gekommen, sondern haben etliche Meilen von hier haltgemacht. Es wird sogar gemunkelt, dass Frieden geschlossen werden soll!« Die Magd war sichtlich froh darüber, denn jede Fortsetzung des Krieges konnte die feindlichen Heere auch vor die hiesigen Stadttore bringen.
    »Frieden? Das wäre nicht schlecht! Dann müsste man nicht mehr befürchten, dass irgendein Hauptmann oder Oberst daherkommt und einem die besten Gäule wegnimmt.« Darauf musste der Reitknecht erst

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