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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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es gewesen war. Wenn Tobias zusammen mit Klara irgendwo in der Fremde verlorenging, würde ihn niemand verdächtigen, dafür verantwortlich zu sein. Vor allem dann nicht, wenn er zu Hause andeutete, zwischen den beiden wäre es zu einer unerlaubten Beziehung gekommen, wegen der er sie gescholten hätte. Danach wären sie verschwunden, und er hätte keine Ahnung, wohin.
    »Soll ich das Krüglein noch einmal füllen?«, fragte die Wirtstochter.
    Alois Schneidt überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Nein, ich muss morgen sehr früh raus. Ich will zu dem Ort gehen, an dem mein Bruder gestorben ist, um dort für sein Seelenheil zu beten.«
    Damit, so sagte er sich, hatte er seine Abreise sehr gut erklärt. Nun galt es, rasch zu handeln. Allerdings würde er das Reff hier zurücklassen, da es ihn nur behinderte.
    Bei dem Gedanken steckte er die rechte Hand in seine Rocktasche und tastete nach dem großen Klappmesser, das er als Waffe bei sich trug.

5.
    K lara musterte ihren Patienten und fand, dass sein Zustand sich in den letzten drei Tagen gebessert hatte. Mittlerweile aß er mit gutem Appetit, und seine Haut wirkte auch nicht mehr so durchscheinend. Er vermochte sogar ein wenig mit ihr und Martha zu scherzen.
    »Mon Dieu!«,
sagte er gerade lachend. »Ich darf zu Hause gar nicht sagen, dass ich mein Zelt mehrere Tage lang mit zwei der schönsten Mädchen der Welt geteilt habe und so keusch wie ein Mönch geblieben bin.
Non,
das ist kein guter Vergleich! So keusch sind Mönche auch wieder nicht.«
    »Ich freue mich, dass es Euch bessergeht, Herr Oberst«, antwortete Klara und spürte zu ihrer Überraschung, dass sie es ehrlich meinte. Auch wenn de Thorné ein Feind war, so hielt sie ihn für keinen schlechten Menschen. Die anderen französischen Offiziere waren ebenfalls in Ordnung – bis auf den Hauptmann, schränkte sie ein. Der zeigte deutlich, dass er sie und ihre Freundin nicht mochte. Was die Soldaten betraf, machten sie zwar anzügliche Bemerkungen, doch keiner nahm sich weitere Frechheiten heraus.
    De Thorné lachte erneut. »Du kannst dich nicht mehr freuen als ich mich selbst,
ma fille!
Vor ein paar Tagen sah es so aus, als würde ich die Heimat nur als Toter wiedersehen, doch jetzt hoffe ich, noch etliche Jahre zu leben.«
    »Dann sollten wir dafür sorgen, dass es auch so bleibt. Ich werde jetzt Euren Verband wechseln und die Wunde auswaschen!« Klara holte eine Glasflasche und sah, wie de Thorné aufstöhnte.
    »Muss das sein? Das Zeug brennt jedes Mal so, als würde meine ganze Brust in Flammen stehen.«
    »Dieses Feuer, wenn wir es so nennen wollen, brennt alles Böse und Kranke weg! Meine Mutter hat mich gelehrt, es anzuwenden. Auch wenn der Schmerz einem im Augenblick die Tränen in die Augen treibt, so hilft es auf die Dauer«, erklärte Klara und löste de Thornés Verband.
    Die Behandlung tat weh, und der Oberst biss die Zähne zusammen, um nicht aufzustöhnen. Doch als er einen Blick auf die Wunde wagte, sah diese rosig aus, und es war nicht die geringste Spur einer Entzündung zu erkennen.
    »Du bist besser als unser alter Regimentschirurg!
Mon Dieu,
wärst du ein Mann, würde ich dir seinen Posten übertragen. Aber ich bin schon froh, dass du deine Kunst mir angedeihen lässt.«
    »Ich glaube nicht, dass ich als Chirurgius geeignet wäre«, sagte Klara mit einer abweisenden Geste. »Bereits der Gedanke, mit der Säge aus dem Kasten Eures Arztes ein Bein oder einen Arm abtrennen zu müssen, verursacht mir Übelkeit.«
    »Du bist weitaus besser, als du denkst«, meinte de Thorné und richtete sich auf, damit Klara ihn wieder verbinden konnte.
    Martha tupfte ihm anschließend den Schweiß von der Stirn und äugte dabei zu dem Tisch, auf dem Héraud eben das Mittagessen für alle drei abstellte. Zwar musste der Oberst sich noch mit leichter Kost begnügen, doch gelegentlich genehmigte Klara ihm einen Leckerbissen.
    Als sie nun eine der Terrinen aufdeckte, starrte sie auf die kleinen Schenkel mit fast durchscheinendem Fleisch, das nicht von einem Vogel stammen konnte.
    »Was ist das?«, fragte sie misstrauisch.
    »Froschschenkel! Ein wahrer Genuss. Es muss Teiche in der Nähe geben, bei denen die Männer die Frösche gefangen haben.« De Thorné schnalzte mit der Zunge, während Martha sich schüttelte.
    »Ihr esst Frösche?«, rief sie aus und vergaß dabei ganz, dass sie zu Hause den einen oder anderen Igel mit gutem Appetit verspeist hatte.
    »Die Schenkel sind eine Köstlichkeit.

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