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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sie eifersüchtig zu sein, rief sie sich ins Gedächtnis. Herr Tobias hat nie irgendwie angedeutet, dass ich ihm gefallen könnte. Zudem ist er der Sohn eines wohlhabenden Laboranten, und ich bin die Tochter eines einfachen Wanderapothekers. Er wird eine Frau heiraten, die einige hundert Taler als Mitgift ins Haus bringt. Ich habe stattdessen meine Mutter und meine Geschwister, die der Mann, den ich einmal heirate, miternähren muss.
    Jemand wie sie durfte schon froh sein, wenn ein Bursche wie Fritz Kircher sie zum Weibe nahm. Doch selbst der lief lieber ihrer Base nach. Klaras Laune verdüsterte sich. Dann jedoch sagte sie sich, dass ihre Mutter und ihre kleinen Geschwister sie brauchten. Wenn sie sich der Verzweiflung hingab und scheiterte, würden ihre Lieben die Heimat verlieren und hilflos über die Landstraßen ziehen müssen.
    Während sie sich innerlich fast zerfraß, achtete Klara nicht auf den Weg. Erst als die Reiter anhielten und sie absteigen konnten, blickte sie sich um. Zuerst kam ihr die Umgebung fremd vor. Dann aber erkannte sie einen Berg in der Ferne, der schon vorher eine Landmarke für sie gewesen war, und ihr wurde klar, in welche Richtung sie sich wenden musste.
    Einer der Soldaten reichte ihr das Reff, ging aber so achtlos damit um, dass sie ihn wütend anfauchte. Der Dragoner wandte sich prompt an de Matthieux. »Ich finde, wir sollten die beiden Weibsen noch rasch auf den Rücken legen und kräftig durchziehen! Das wollte ich eigentlich schon die ganze Zeit im Lager, konnte es dort aber nicht tun.«
    Klara und Martha verstanden seine französischen Worte nicht, doch seine Gesten sagten ihnen genug.
    »So ein Lump!«, fauchte Martha und zog ihre Holzschuhe aus, um sie notfalls als Wurfgeschosse zu verwenden. Auch Klara war nicht bereit, sich wehrlos zu ergeben, und drehte ihren Stock so, dass sie mit der Eisenspitze zustoßen konnte.
    Die beiden anderen Dragoner wirkten unentschlossen. Zwar waren die beiden Mädchen hübsch, und ihre eigene Disziplin hatte während des langen Krieges gelitten. Andererseits aber verdankte ihr Oberst ihnen das Leben.
    »Was meint Ihr,
mon lieutenant?
«, fragte einer.
    De Matthieux zog seine Pistole und richtete sie auf den Soldaten, der gefordert hatte, Klara und Martha zu vergewaltigen.
    »Du wirst dich mit den Huren im Feldlager begnügen müssen, Gilbert! Den beiden hier sind wir zu Dank verpflichtet, und es würde unsere Ehre beschmutzen, sie so zu behandeln, wie du gefordert hast.«
    Das feste Auftreten des Leutnants brachte die beiden anderen Dragoner dazu, sich ihm anzuschließen. Gilbert begriff, dass er allein stand, und verzog das Gesicht. »So ein Getue um zwei Weiber!«
    »Hast du die Kugel aus der Brust von de Thorné geholt?«, fragte der Leutnant scharf.
    »Nein! Aber ich hätte es gewiss gekonnt«, gab Gilbert zurück.
    »Warum hast du es dann nicht getan? Mit dem Maul bist du gut, aber sonst hapert es bei dir gewaltig. Sei froh, wenn ich dem Colonel nicht melde, wie du dich hier aufgeführt hast. Er würde dich Spießruten laufen lassen!«
    Bei de Matthieux’ Drohung erbleichte der Dragoner, und er ließ sein Pferd ein paar Schritte rückwärtsgehen. Der Leutnant wandte sich unterdessen an die anderen Soldaten.
    »Gebt acht, dass er keine Dummheiten macht!« Danach schwang er sich aus dem Sattel und kam auf Klara und Martha zu, die kampfbereit abgewartet hatten.
    »Ich danke euch im Namen meines Colonels Comte de Thorné und in dem aller Kameraden für eure Hilfe. Nehmt das hier als kleine Entschädigung für den Schrecken, den wir euch eingejagt haben.«
    Er reichte Klara einen Lederbeutel, der sich ziemlich schwer anfühlte, stieg dann wieder in den Sattel und schwenkte kurz seinen Hut.
    »Lebt wohl!« Noch während er es sagte, zog er sein Ross herum und trabte an. Die drei Soldaten folgten ihm, wobei zwei darauf achteten, dass Gilbert nicht hinter ihnen zurückblieb.
    Klara und Martha sahen dem Trupp nach, bis er in der Ferne verschwunden war, dann hob Letztere in einer komisch verzweifelten Geste die Arme. »Es wird bald dunkel! Also werden wir doch im Wald übernachten müssen.«
    »Solange es nicht regnet und wir nicht auf Räuber oder andere Soldaten stoßen, kann uns dies gleichgültig sein. Immerhin haben wir genug zu essen«, antwortete Klara mit einem Achselzucken.
    »Ich habe sogar einen Krug Wein dabei. Den Deckel habe ich fest zugehalten, so dass er während des Ritts nicht ausgelaufen ist.« Martha lächelte und fragte dann,

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