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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Weg, den seine Nichte entlangkommen musste.
    Da er es mit drei Leuten zu tun hatte, musste er sich sein Vorgehen gut überlegen. Zwei konnte er aus dem Hinterhalt niederschlagen, doch was war, wenn es der dritten Person gelang zu entkommen?
    »Das darf nicht sein!«, murmelte er und sah sich um. Weiter vorne führte der Pfad zwischen zwei Bäumen hindurch, deren dichte Kronen große Schatten warfen. Das brachte ihn auf eine Idee. In seiner Tasche steckte noch die Leine, die er brauchte, um die gewachste Schutzdecke seines Reffs festzubinden. Er nahm die Schnur und spannte sie in Schienbeinhöhe über den Weg. An der düsteren Stelle war das Hindernis kaum zu erkennen, und jemand, der rasch ausschritt, würde es übersehen.
    Zufrieden kehrte Alois Schneidt zu seinem Spähposten zurück. Es war keinen Augenblick zu früh, denn er hörte bereits die Stimmen seiner verhassten Nichte und des Lümmels, der sie begleitete. Mit verzerrter Miene wich er in das Gebüsch zurück und hob seinen Knüppel. Mit der anderen Hand griff er in die Tasche und holte sein Messer heraus. Als er es aufklappte, musterte er die Klinge. Sie war länger als eine Handspanne und geeignet, das Herz eines Menschen zu durchbohren. Genau das würde sie in wenigen Augenblicken tun.

11.
    K lara konnte kaum glauben, was Tobias ihr erzählt hatte. Ihr eigener Onkel sollte Gerold überfallen und zum Sterben in eine Schlucht geworfen haben? Auch sollte er seinen Bruder, ihren Vater, getötet haben? Und das alles wegen einer oder zwei Hände voll Gold?
    »Wir müssen achtgeben, dass er dich nicht auch noch umbringt!«, erklärte Tobias gerade.
    Während Klara gedankenverloren schwieg, fauchte Martha aufgebracht. »Mir war der Mann von Anfang an zuwider. Er hat einen so seltsamen Blick, dass ich direkt Angst vor ihm bekommen habe.«
    »Wenn du mich fragst, ist es mir bei meiner letzten Begegnung mit ihm nicht anders ergangen«, erklärte Tobias. »Auch wenn er sich nach außen hin besorgt gab, weil du noch nicht gekommen warst, schien er sich insgeheim darüber zu freuen.«
    »Ich kann es immer noch nicht begreifen!«, rief Klara entsetzt. »Er ist doch unser Verwandter, der Bruder meines Vaters. Dieser ist ihm stets beigestanden, wenn Not am Mann war. Wie konnte er ihn ermorden?«
    »Weil er mir das Gold nicht geben wollte«, murmelte Alois Schneidt, der die letzten Sätze seiner Nichte gehört hatte. Nun schätzte er die Entfernung zu ihr und Tobias und machte sich zum Sprung bereit.
    »Ist da was?«, fragte Martha, die ein Geräusch gehört hatte, und eilte ein paar Schritte voraus.
    »Bleib bei uns!«, rief Klara ihr nach. Da sah sie einen Schatten aus dem Gebüsch springen und riss im Reflex ihren Stock hoch.
    Schneidts Angriff galt jedoch nicht ihr, sondern Tobias. Sein Knüppel sauste auf den Kopf des jungen Mannes nieder. Während Tobias mit einem erstickten Ausruf zusammensank, stieß Schneidt mit dem Messer zu. Blut spritzte und färbte Tobias’ Hemd.
    »Der ist erledigt!«, rief Schneidt triumphierend und ging auf seine Nichte los.
    Klara sah, wie Tobias zusammenbrach, und fühlte einen Schmerz, der sie schier zerriss. Im nächsten Moment packte sie die Wut, und sie holte mit ihrem Stock aus. Der mit Eisen verstärkte Teil traf nur seitlich auf den Oberkörper ihres Onkels, aber dessen Rippen knirschten.
    »Vermaledeites Biest!«, keuchte Schneidt und schwang seinen Knüppel.
    Klara versuchte auszuweichen, wurde aber an der Schulter getroffen und stürzte. Dadurch entging sie dem Messer ihres Onkels. Aber der zweite Schlag mit der Keule traf sie am Kopf, und sie blieb reglos liegen.
    Alois Schneidt sah nicht nach, ob sie tot war, denn er musste Martha erwischen. Diese hatte zuerst zurückkommen und Klara beistehen wollen. Als sie ihre Freundin und Tobias jedoch am Boden liegen sah, rannte sie voller Angst davon.
    Schneidt folgte ihr ächzend und begriff rasch, dass er sie mit seinen schmerzenden Rippen niemals würde einholen können. Da erreichte Martha die Stelle, an der er die Leine gespannt hatte, übersah das Hindernis und geriet ins Stolpern. Bevor sie sich wieder aufraffen konnte, war Schneidt bei ihr und zog ihr den Knüppel über den Schädel.
    Während Martha zusammenbrach, blieb er stehen und hielt sich die geprellte Seite. Ich habe es geschafft!, durchfuhr es ihn. Seine Nichte, Tobias und die junge Streunerin waren erledigt. Mit wachsender Gier betrachtete er Martha, deren Rock beim Sturz nach oben gerutscht war, so dass er die

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