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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aus mit ihr zu unterhalten. Daher stieg er kurzentschlossen ab, warf dem Reitknecht die Zügel zu und grinste.
    »Du kannst nach Hause reiten. Ich brauche dich nicht mehr!« Eine Münze, die er dem anderen zuschnellte, unterstrich seine Worte.
    Der Knecht fing sie auf, betrachtete sie kurz und nickte zufrieden. »Dann wünsche ich dem Herrn einen fröhlichen Fußmarsch!« In Gedanken lächelte er über den jungen Mann, der wenigstens drei Tage brauchen würde, um wieder nach Gernsbach zu gelangen. Doch wenn der Mann es so wollte, sollte es ihm recht sein. Er winkte noch einmal und trabte, das zweite Pferd am Zügel führend, an.
    Tobias wandte sich unterdessen Klara zu. »Wenn du willst, trage ich dein Reff.«
    »Und würdest darunter zusammenbrechen«, spottete sie. »Ich bin diese Last gewohnt und kann mich mit Martha abwechseln.«
    »Wenn Herr Tobias uns unbedingt helfen will, sollten wir ihn nicht davon abhalten«, wandte ihre Freundin ein.
    »Also gut! Du kannst das Reff anstelle von Martha übernehmen«, bot Klara Tobias an.
    »So habe ich es nicht gemeint!«, protestierte ihre Freundin. »Ich trage das Reff genauso wie du.«
    »Und ich!«, setzte Tobias fröhlich hinzu, wurde dann aber auf einmal ernst.
    Er musste Klara noch berichten, dass ihr Onkel ihren Bruder hatte ermorden wollen und wahrscheinlich auch für das Verschwinden ihres Vaters verantwortlich war.

9.
    A lois Schneidt war froh, dass er die Strecke, die einst sein Bruder gewandert war, aus dessen Erzählungen fast genauso gut kannte wie seine eigene. Dieses Wissen hatte ihm geholfen, sowohl den Bruder selbst wie auch dessen ältesten Sohn aus dem Weg zu räumen. Nun würde Klara unweit der Stelle sterben, die seinem Neffen zum Verhängnis geworden war.
    Entschlossen, sich durch nichts und niemanden aufhalten zu lassen, eilte er hinter Tobias her, ohne diesen zu Fuß ein- oder gar überholen zu können. In Gedanken verfluchte er den Sohn des Laboranten, aber auch Rumold Just, weil dieser Tobias mitgeschickt hatte. Nun musste er den jungen Mann ebenfalls beseitigen. Offen ging da nichts, denn der Bursche war flink und kräftig, während er die Jahre spürte, die er auf dem Buckel hatte.
    Als er Klara und Tobias endlich entdeckte, fluchte er noch mehr. Tobias saß auf einem Pferd und hatte zudem einen Reitknecht bei sich. Alois Schneidt überlegte, ob er sich zeigen und versuchen sollte, heimlich einen nach dem anderen umzubringen. Doch wenn er das tat, würden die beiden Hinterbliebenen nach dem ersten Toten misstrauisch werden.
    Daher versteckte er sich in einem Gebüsch, bevor die Gruppe auf ihn aufmerksam werden konnte, und beobachtete kurz darauf erleichtert, wie Tobias dem Reitknecht sein Pferd übergab und dieser davonritt. Nun hatte er es noch mit dreien zu tun. Wenn es ihm gelang, Tobias frühzeitig zu erledigen, musste er nur noch die beiden Mädchen aus der Welt schaffen.
    Die drei gingen direkt an dem Gebüsch vorbei, in dem er steckte, und er konnte für einige Augenblicke ihr Gespräch belauschen. Wie es aussah, stach Tobias wirklich der Hafer, mit seiner Nichte ins Bett zu steigen. Reglind hätte ihn für sich gewinnen müssen, dachte er und vergaß dabei ganz, dass seine Tochter dies auch schon versucht hatte. Statt die notwendige Geduld aufzubringen, ihn einzuwickeln, war sie auf die Versprechungen eines anderen Laborantensohns hereingefallen und hatte diesem ihre Jungfernschaft geopfert. Dennoch hatte sie ihn nicht zu einer Heirat bewegen können.
    »Reglind wird einen Bräutigam bekommen, bei dem allen die Augen ausfallen werden«, knurrte Alois Schneidt.
    Um nicht vorzeitig entdeckt zu werden, wartete er noch eine Weile, bevor er den dreien folgte. Da Klara ihr Reff trug und er nicht, konnte er schneller gehen als sie und die Gruppe auf einem anderen Pfad überholen. Außerdem würde er weitere Zeit gewinnen, weil Klara an diesem Tag noch mindestens zwei Dörfer aufsuchen und dort ihre Arzneien verkaufen würde.
    Alois Schneidt umging diese Dörfer im weiten Bogen. Schließlich erreichte er eine Stelle, die ihm geeignet erschien. Dichtes Gebüsch erlaubte einen Angriff aus dem Hinterhalt auf Tobias, und ein steil aufsteigender Hang zur Rechten würde die Mädchen auf der Flucht behindern. Zudem bildete links ein kleiner Fluss erst ein paar kleine Teiche, sprang dann wild schäumend über Felsblöcke hinab und eilte dem Rhein entgegen.
    Da Schneidt neben dem Reff auch seinen Wanderstab zurückgelassen hatte, brach er einen dicken

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