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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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»Ich versinke«, kreischte sie und schlug verzweifelt mit den Armen um sich.
    Klara eilte zu ihr hin, blieb rechtzeitig vor der Untiefe stehen und tastete mit den Händen nach dem Mädchen. Auf einmal fühlte sie langes Haar und zog daran. Einen Augenblick später hatte sie Marthas Kopf und ihre Schultern über den Wasserspiegel gehoben und versetzte ihr einen Knuff.
    »Wenn der Bär auf uns aufmerksam geworden ist, ist es deine Schuld!«
    »Tut mir leid!«, sagte Martha unter Tränen. »Aber ich konnte doch nicht wissen, dass der See so tief ist.«
    »Auf jeden Fall müssen wir jetzt warten, bis wir sicher sein können, dass der Bär sich nicht um uns kümmern will. Dabei ist es hier im Wasser nicht gerade warm!« Klara bleckte die Zähne, so dass Martha die beiden weiß schimmernden Reihen leuchten sah, und richtete dann ein Gebet an den Himmel, ihnen auch weiterhin beizustehen.

12.
    K lara hätte hinterher nicht zu sagen vermocht, wie lange sie in dem kühlen Wasser des Sees gestanden und angestrengt gelauscht hatte. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und stapfte auf das Ufer zu. Martha folgte ihr und schaffte es gerade noch, sich ans Ufer zu ziehen. Dort sank sie weinend zu Boden.
    »Und wenn der Bär kommt und mich fressen will – ich kann nicht weiter!«
    »Du wirst müssen! Wenn der Graf am Morgen hier erscheint und dich lebend antrifft, während mehrere seiner Jagdknechte dem Bären zum Opfer gefallen sind, wird sein Zorn grenzenlos sein.«
    Obwohl Martha wie Espenlaub zitterte, stand sie auf, musste sich aber an ihrer Retterin festhalten. Diese spürte in ihrer Aufregung nicht einmal die nasse Kleidung, die ihr am Körper klebte, sondern lauschte noch einmal angespannt, ob sie etwas von dem Bären hören konnte.
    »Wohin wollen wir?«, fragte Martha besorgt.
    »Erst einmal diese Grafschaft verlassen und dann zusehen, dass wir ein paar Meilen zwischen uns und Graf Benno legen!« Klara sah sich nach ihrem Reff um und erschrak, als sie es nicht auf Anhieb entdeckte. Erst als sie mit Martha einige Schritte am Ufer entlangging, fand sie es. Zu ihrer Erleichterung war es unversehrt.
    »Bist du eine Hökerin?«, fragte Martha, während Klara das Traggestell wieder auf den Rücken nahm.
    »Ich bin Wanderapothekerin!«, antwortete Klara entrüstet. »Ich verkaufe Arzneien aus Königsee, die der Laborant Rumold Just hergestellt hat!«
    »Warum hast du mir geholfen?«, fragte Martha weiter.
    »Weil unser Pastor gesagt hat, dass es keine Hexen gibt. Außerdem mag ich Männer wie diesen Grafen Benno nicht!« Klara schnaubte kurz und wies dann auf den Mond, dem nur noch zwei oder drei Tage zur völligen Rundung fehlten.
    »Ich bin froh, dass wir in seinem Licht etwas sehen können. Also können wir wacker ausschreiten. Andererseits ist es gut, dass der Mond erst jetzt aufgegangen ist, denn sonst hätten die Jagdknechte des Grafen mich entdeckt.«
    »Und dich sofort auf den Rücken gelegt, wie sie es gerne tun!«
    Der bittere Klang in Marthas Stimme bewies Klara, dass das Mädchen auch zu den Opfern jener Männer zählte.
    »Wie kann der Graf so etwas zulassen?«, fragte sie verständnislos.
    Martha stieß einen Laut aus, der ein Lachen sein sollte, angesichts ihrer geprellten Rippen aber in einem Ächzen endete. »Graf Benno ist der Schlimmste von allen! Wenn ihm ein Mädchen ins Auge sticht, muss er es haben. Er hat mich das erste Mal bestiegen, als ich fünfzehn war, und mich hinterher seinen Knechten überlassen. Ich wollte, der Bär hätte ihn gefressen anstelle seiner Kerle.«
    Obwohl Klara ihre Begleiterin in gewisser Weise verstand, schüttelte sie den Kopf. »Man wünscht keinem Menschen den Tod!«
    »Doch, wenn man weiß, dass er einen selbst umbringen will! Da er meine Leiche nirgends finden wird, dürfte Graf Benno mich weiter verfolgen. Es wäre am besten, wenn ich mich im See ertränken würde. Ich wage mir gar nicht auszudenken, was er mit mir machen wird, wenn er mich wieder in seine Hand bekommt – und auch mit dir!«
    Klara begriff erst jetzt, dass sie sich mit Marthas Rettung selbst in die Nesseln gesetzt hatte. Schnell genug, um einem Verfolger wie Graf Benno zu entgehen, kamen sie zu Fuß nicht voran, zumal ihre Begleiterin so zerschlagen war, dass sie nur mühsam humpeln konnte.
    »Der Herr im Himmel wird uns führen«, sagte sie und wurde unwillkürlich schneller.
    Martha stöhnte, wagte aber nicht, hinter Klara zurückzubleiben, und murmelte daher einen Fluch nach dem anderen. Zudem fror

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