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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nun fragte sie sich, ob sie nicht eine der vorhandenen Fackeln nehmen und hinter den anderen herlaufen sollte. Doch mit dem Reff auf dem Rücken war sie langsamer als die Güssberger, und sie bezweifelte, dass die Bauern sie einlassen würden, wenn sie an eine der Türen klopfte.
    »Man wird mich für den Bären halten und gegebenenfalls mit dem Messer nach mir stechen«, sagte sie leise.
    Zu den Jagdknechten wollte sie sich auch nicht gesellen. Die hatten die Gefangene gequält, und sie befürchtete, dass man sie ebenfalls nicht in Ruhe lassen würde. Eben sagte einer von ihnen etwas, und sie lauschte angestrengt, um es zu verstehen.
    »Verdammt schade, dass das Weibsstück voller Honig ist, sonst könnten wir sie noch einmal losbinden und auf den Rücken legen!«
    »Und was machst du, wenn genau dann der Bär kommt?«, wandte einer seiner Kameraden ein.
    »Der kommt nicht vor Mitternacht. Die Schafe des Grafen hat er auch erst gegen Morgen gerissen. Also hätten wir Zeit genug.«
    »Widerliche Schufte!«, murmelte Klara und wollte zur Straße zurückkehren, um trotz der Dunkelheit und trotz des Bären zu versuchen, sich zum nächsten Dorf durchzuschlagen.
    Die Jagdknechte vernahmen jedoch ihre Schritte und sahen sich aufgeregt um.
    »Da ist was!«, rief einer erschrocken.
    »Der Bär!«
    Ihr Anführer griff nach einer Fackel und wollte auf das Geräusch zugehen. Beim Ruf seines Kameraden blieb er stehen und hob die Fackel, damit ihr Lichtschein weiter reichte. Klara machte sich so klein, wie sie es mit dem Reff auf dem Rücken vermochte, und hoffte, dass sie in dem flackernden Schein nicht zu erkennen war.
    »Da ist nichts!«, sagte der Mann erleichtert. »Der Bär soll auch erst gegen Morgen kommen.«
    »Wollen wir wirklich so lange hierbleiben?«, fragte einer seiner Kameraden. »Ich für meinen Teil habe wenig Lust, dem Geisterbären meine Leber und mein Herz zu überlassen. Ohne lebt es sich nicht so gut, müsst ihr wissen.«
    Er versuchte, darüber zu lachen, doch seine Stimme zitterte vor Angst.
    Auch Klara fürchtete sich halb zu Tode und verfluchte ihre Neugier. Selbst wenn sie diesen rohen Kerlen entging, so würde der Bär sie finden und fressen. Warum war sie nicht wenigstens so klug gewesen, diesen Platz zusammen mit den Dörflern zu verlassen? Nun hockte sie hier zwischen zwei Büschen und sah einem schrecklichen Tod entgegen.
    »Lieber Herr Jesus Christus, hilf mir in meiner Not«, betete sie etwas zu laut.
    Erneut hob einer der Jagdknechte den Kopf. »Da ist was!«
    Ein anderer winkte ärgerlich ab. »Du siehst Gespenster, Veit! Die anderen haben sich längst aus dem Staub gemacht. Aber wir müssen hier herumhocken und hoffen, dass dem Bären die Leber der Hexe besser schmeckt als unsere.«
    Einer der Männer schlug das Kreuzzeichen. »Verschrei es nicht, Gangolf! Wenn es wirklich ein Teufelsbär ist, wird er zu der Hexe halten und uns fressen, damit diese freikommt.«
    »Das kann leicht sein«, sagte der Jagdknecht, der Veit genannt worden war. »Wenn wir wenigstens Pferde hätten! Einem Bären laufen wir nämlich nicht davon. Der ist schneller als wir und wird einem nach dem anderen mit seinen Pranken das Rückgrat brechen und dann unsere Innereien fressen!«
    Für eine gewisse Zeit herrschte Panik bei den Jagdknechten. Klara hoffte schon, dass die Angst siegen und die Männer Fersengeld geben würden. Dann konnte sie Martha losbinden und mit ihr zusammen fliehen, bevor der Bär auftauchte.
    Die Furcht der Jagdknechte vor ihrem Herrn war jedoch größer als die vor dem Bären. Allerdings zogen sie sich noch weiter von der an den Baum gefesselten Frau zurück und nahmen die meisten Fackeln mit.
    »Mit denen können wir den Bären von uns abhalten. Feuer mögen die nicht«, erklärte Gangolf.
    »Aber gilt das auch für einen Geisterbären?«, fragte einer seiner Kameraden bang.
    »Für den schlagen wir das Kreuz über die Fackeln, so wie es sich für einen guten Christenmenschen gehört. Damit vertreibt man sogar den Satan!«
    Der Anführer wollte nicht als feige gelten und tat daher so, als fürchte er sich nicht. Nun schöpften auch seine Kameraden wieder Mut. Dennoch schlug jeder mindestens ein halbes Dutzend Mal das Kreuz. Einer fing schließlich zu beten an und erflehte den Beistand des Himmels. Da die anderen in sein Gebet einfielen, waren die vier so laut, dass Klara aufstehen, ihr Reff zurechtrücken und in Richtung des kleinen Sees gehen konnte, ohne dass die Kerle es bemerkten.
    Mit einem

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