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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sagen, doch da beugte der Graf sich aus dem Sattel und packte ihn voller Wut am Hemdausschnitt.
    »Was schwafelst du von einer Salbenhökerin? Ich will wissen, wohin meine Leibeigene, diese Hexe, verschwunden ist.«
    »Verzeiht, Herr! Wo die beiden doch zusammen gegangen sind«, rief der Bauer und versuchte, sich zu befreien.
    Da Graf Benno aussah, als wolle er ihn auf der Stelle niederschlagen, legte Gangolf die rechte Hand auf dessen Schwertarm. »Verzeiht, Euer Erlaucht, aber wenn ich diesen Burschen richtig verstanden habe, hat sich die Hexe einer Arzneihökerin aus Königsee angeschlossen.«
    »Es gibt keine Arzneihökerinnen aus Königsee. Von dort ziehen immer nur Wanderapotheker durchs Land«, antwortete Graf Benno mit einer verächtlichen Geste.
    »Nein, diesmal nicht!«, sagte der Bauer. »Heuer ist ein junges Mädchen unterwegs. Ihr Vater und ihr Bruder, sagt sie, wären von ihren letzten Reisen nicht zurückgekehrt. Deshalb hat sie das Reff genommen.«
    Da ließ Graf Benno den Mann los und wandte sich an seine Begleiter. »Wie kann Martha an diese Hökerin gekommen sein?«
    Gangolf lag auf der Zunge zu sagen, dass man wohl besser die beiden Frauen fragen sollte, doch er hielt den Mund, weil er sich keinen derben Hieb seines Herrn einfangen wollte. Stattdessen drängte sich einer seiner Kameraden in den Vordergrund.
    »Wahrscheinlich hat die Wanderapothekerin die Hexe unterwegs aufgegriffen und wurde von dieser mittels einer Lügengeschichte dazu gebracht, sich ihrer anzunehmen.«
    »Dafür wird die Metze zahlen! Ohne ihr Eintreten hätten wir Martha längst gefangen.« Der Graf ballte die Fäuste und forderte seine Männer auf, ihm zu folgen.
    »Wenn die beiden Weiber wirklich nach Bamberg gehen, werden wir sie dort abfangen. Sie werden es bitterlich bereuen, sich mir in den Weg gestellt zu haben!«
    »Das werden sie!«, stimmte Gangolf ihm zu, dem nicht nur seine toten Kameraden auf der Seele lagen. Ihm taten auch sein Hintern und die Innenseiten seiner Oberschenkel von dem ungewohnt langen Sitzen im Sattel weh.

6.
    T obias Just war ebenfalls auf dem Weg nach Bamberg. Da er anders als Graf Benno niemanden suchte und auch keine Zeit mit dem Verkauf von Waren verlor, konnte er den geraden Weg nehmen und kam gut voran. Als schmucker Bursche erhielt er von den Bäuerinnen stets etwas zu essen und am Abend ein Bett im Heu.
    Unterwegs hörte er immer wieder von Graf Benno, der auf seiner Suche zwar große Umwege machte, sich aber stetig Bamberg näherte, und erfuhr auch von Klara. Diese wurde inzwischen von einer anderen jungen Frau begleitet, und Tobias brauchte nur zwei und zwei zusammenzuzählen, um diese mit der gesuchten Dienstmagd und angeblichen Hexe zusammenzubringen.
    Da Tobias den Charakter des Grafen am eigenen Leib erfahren hatte, machte er sich große Sorgen um die beiden und schritt rasch aus, um sie noch vor der Stadt einholen zu können. Das wäre ihm auch gelungen, wenn Klara in den einzelnen Dörfern von Haus zu Haus und von Hof zu Hof gegangen wäre. Durch Marthas Vorschlag, die Leute an den jeweiligen Brunnen zusammenzurufen, kamen die beiden jedoch rascher voran, als er es erwartet hatte.
    Als Tobias die Türme der Stadt vor sich sah, entdeckte er nicht weit vor sich eine Reiterschar, die aus einer anderen Richtung kam. Er erkannte den Trupp des Grafen von Güssberg, der zu seinem Leidwesen genau auf das Tor zuhielt, durch das er Bamberg betreten wollte. Enttäuscht, weil es ihm nicht gelungen war, vor ihnen einzutreffen, eilte er weiter und erreichte das Tor, kurz nachdem Graf Benno und dessen Begleiter es passiert hatten.
    »Gott zum Gruß!«, sprach er die Torwächter an. »Ich bin Tobias Just aus Königsee, Sohn des Laboranten Rumold Just, und gekommen, um den ehrenwerten Apotheker Karl Leiprandt aufzusuchen!«
    »Dann schreiben wir das ins Wachbuch ein«, meinte einer der Stadtknechte, während er Tobias scharf musterte. Die Kleidung und das Gesicht des Reisenden waren von Staub bedeckt, und nur die Erfahrung langer Jahre bewies dem Mann, dass er keinen Landstreicher, sondern einen Bürger vor sich hatte.
    »Bevor Ihr den guten Leiprandt aufsucht, solltet Ihr Eure Kleider ausbürsten lassen«, riet er Tobias.
    Dieser nickte mit verbissener Miene und stellte dann die Frage, die ihm am meisten am Herzen lag. »Ist ein Mädchen mit einem Reff in die Stadt gekommen, eine Wanderapothekerin aus Königsee?«
    »Wohl, das ist sie!«, antwortete der Torwächter. »Es ist noch keine

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