Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)
zuträgt.«
»Wenn das so ist, brauche ich mich auch nicht in einem Gebüsch zu verstecken«, wandte Martha ein. »Die Leute hier mögen Graf Benno nicht und werden uns helfen. Außerdem wird er eher einer falschen Spur folgen, wenn er weiß, dass ich bei dir bin!«
Diesem Argument konnte Klara sich nicht verschließen. »Also gut, gehen wir zusammen ins Dorf«, sagte sie.
Martha lächelte trotz ihrer Schmerzen. »Vielleicht gibt er auf, wenn er uns in Markt Schellendorf nicht findet!«
»Wollen wir es hoffen! Für den Fall, dass er es nicht tut, werden wir im nächsten Ort das Gleiche sagen.«
Martha sah Klara verständnislos an. »Dass wir nach Markt Schellendorf gehen?«
»Nein! Wir suchen ein anderes Dorf aus, das erneut abseits unseres Weges liegt! Hast du eigentlich Verwandte?«, fragte sie Martha in der Hoffnung, sie irgendwo zurücklassen zu können, wo sie in Sicherheit war.
»Ja, habe ich!«, antwortete die junge Frau eifrig. »Die Küchenmagd auf dem Schloss des Grafen ist meine Tante und einer der Knechte beim Bauern Tremes mein Vetter.«
»Und wo lebt dieser Bauer Tremes?«, fragte Klara weiter.
»Im Hauptort von Güssberg!«
»Solche Verwandte meine ich nicht, sondern welche, die nicht unter der Fuchtel dieses unmöglichen Grafen stehen«, erwiderte Klara ziemlich scharf.
Martha schüttelte den Kopf. »Nein, solche habe ich nicht.«
Die Hoffnung, die Klara kurzfristig gehegt hatte, zerstob, und sie sah sich bereits bis ans Ende ihrer Wanderung mit Martha geschlagen. Da sie die Verantwortung für das Mädchen übernommen hatte, musste sie diese wohl tragen. Im Notfall nahm sie die junge Frau eben mit nach Hause. Entweder konnte diese in Katzhütte oder einem der Nachbarorte als Magd arbeiten, oder sie blieb bei ihnen und half der Mutter, Kräuter zu ziehen und zu sammeln.
Diese Überlegung enthob sie jedoch nicht der Verpflichtung, erst einmal für ein Kleid zu sorgen, das Martha anziehen konnte. An einem so warmen Tag wie diesem war der Mantel zu dick, und allein im Hemd konnte die junge Frau nicht herumlaufen.
»Wir sind gleich im Dorf!«, rief Martha und wies auf die ersten Häuser.
Klara nickte und hielt auf mehrere Bewohner zu, die auf der Straße zusammenstanden und sich eifrig unterhielten. »Guten Tag!«, grüßte sie. »Ich bin Klara Schneidt aus Königsee und bringe die guten Arzneien aus unserer Gegend. Wer ein Mittel gegen Gliederreißen, Zahnweh, Husten oder was auch immer sucht, ist bei mir gut aufgehoben!«
Noch während sie es sagte, merkte sie, dass sie einen Teil der Rede von jenem Theriak-Händler in Kronach übernommen hatte. Doch wenn sie Geschäfte machen wollte, musste sie die Menschen anlocken.
Die Dörfler hielten inne und sahen sie und Martha an. »Du willst aus Königsee kommen? Bisher war dies immer ein Mann mittleren Alters und im letzten Jahr ein junger Bursche«, meinte eine Frau.
»Das waren mein Vater und mein Bruder. Beide sind von ihrer Wanderschaft nicht mehr zurückgekehrt, deshalb hat der hochlöbliche Laborant Rumold Just mich auf den Weg geschickt«, erklärte Klara und stellte ihr Reff ab.
»Hier habe ich den guten ägyptischen Balsam und hier die Essenz, die gegen Halsweh hilft, indem man ein paar Tropfen in Wasser gibt und damit gurgelt. Auch hilft die Tinktur bei Schürfwunden!«, erklärte sie und zeigte die jeweiligen Arzneien.
Einige kauften ihr etwas ab. Doch immer wieder sahen sie zu Martha hin, die sich unter einen Birnbaum gesetzt hatte und interessiert zusah.
»Ist das nicht die Hexe aus Güssberg?«, fragte eine Frau.
»Doch, das ist die Martha, des Damians Tochter. Schade um ihn! Er war ein guter Mann, hatte aber das Unglück, der Leibeigene eines solchen Herrn zu sein«, warf eine andere ein.
»Es ist auch ihr Unglück! Man sagt, Graf Benno will sie einfangen und hinrichten lassen.«
»Darf er das überhaupt?«, fragte ein junger Mann. »Es heißt doch, sein Großvater hätte die Blutgerichtsbarkeit an den Fürstbischof von Bamberg verpfändet.«
»Das kümmert Graf Benno wenig!«, erklärte ein anderer mit wegwerfender Handbewegung. »Auch bei der Jagd schert er sich nicht um die Grenzen seines Besitzes. Den schönsten Hirsch hat er drüben auf Bayreuther Territorium erlegt. Der Markgraf ist noch heute zornig auf ihn!«
Klara hörte aufmerksam zu und kam zu dem Schluss, dass Benno von Güssberg nicht besonders angesehen war. Dies gab ihr den Mut, sich an eine der Frauen zu wenden. »Hat jemand von euch ein altes Kleid
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