Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)
Grete ihr hinstellte. Die Frau schnaubte dabei verächtlich, und das ärgerte Klara, denn etliche Fuhrleute aßen nichts Besseres als sie. Dann aber erinnerte sie sich an ihren Onkel, der sich mit dieser Speise gewiss nicht zufriedengegeben hätte, und fragte sich, ob ihm etwas zugestoßen sein mochte, denn er war immer noch nicht in Kitzingen eingetroffen. Wenn er nicht kam, würde sie sich doch auf den Markt stellen müssen.
18.
A m späten Nachmittag des gleichen Tages tauchte Alois Schneidt auf. Er wirkte erschöpft, und seine Laune war nicht die beste. Als er in die Gaststube trat und seine Nichte dort bei Tobias sitzen sah, konnte er den Fluch, der ihm über die Lippen wollte, gerade noch unterdrücken.
»Willkommen, Schneidt!«, grüßte Tobias. »Wir haben schon befürchtet, dir könnte etwas passiert sein. Du bist doch einige Tage länger ausgeblieben als erwartet.«
»Das Wetter war schlecht und die Straßen schlammig«, antwortete Klaras Onkel mit missmutiger Miene.
Da er weder nass noch schlammbespritzt aussah, wunderten Klara und Tobias sich über seine Worte. Zudem war das Wetter in den letzten Tagen gut gewesen.
»Jetzt bist du hier! Setz dich erst einmal und trinke einen Becher Wein auf meine Rechnung.« Tobias war noch rechtzeitig eingefallen, dass er auch Klaras Onkel freihalten musste, um nicht ihr Misstrauen zu erregen. Daher bestellte er bei Grete nicht nur den Wein, sondern auch Braten und Brot.
Alois Schneidts Miene heiterte sich ein wenig auf, denn auf diese Weise sparte er Geld. Bislang hatte er weniger verkauft als sonst und beklagte sich bei Tobias über seine knauserigen Kunden.
»Diese abergläubischen Trottel vertrauen mehr auf irgendwelche bei Vollmond gerupften Blätter als auf die guten Arzneien Eures Vaters, Herr Tobias. Meine Nichte dürfte ähnliche Erfahrungen gemacht haben«, setzte er mit einem Seitenblick auf Klara hinzu.
»Ich habe fast alles verkauft. Bei einigen Mitteln hätte ich in kein weiteres Dorf mehr kommen dürfen, denn sie waren mir bereits ausgegangen«, antwortete Klara wahrheitsgemäß.
Ihr Onkel musterte sie mit einem neidischen Blick. »Was hast du den Leuten als Zugabe angeboten?«
Während Klara nicht ganz begriff, was er meinte, mischte sich Martha ein. »Ein freundliches Wort hilft eben mehr als das griesgrämige Gesicht, das du gerade ziehst!«
»Wer ist denn das?«, wollte Schneidt wissen.
»Das ist Martha, derzeit Klaras Gehilfin«, berichtete ihm Tobias lächelnd.
»Wozu braucht sie eine Helferin?« Alois Schneidt ärgerte sich, weil er gehofft hatte, seine Nichte würde scheitern und beschämt nach Hause zurückkehren. In dem Fall hätte die Schwägerin ihm den Schatz seines Bruders nicht mehr verweigern können. Doch wie es aussah, war Klara zäher, als er es sich hatte vorstellen können. Daher würde er wohl doch nachhelfen müssen, um an das Gold zu kommen.
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er auf Klara hinab. »Die erste Strecke war ja noch harmlos! Doch nun kommst du in das Waldgebirge mit seinen tief eingeschnittenen Tälern und steilen Anstiegen. Da wirst du die Last des Reffs wohl bald verfluchen.«
Martha antwortete mit einem fröhlichen Lachen. »Klara und ich werden das Reff eben abwechselnd tragen.«
An diesen Worten hatte Schneidt noch mehr zu kauen. Wenn die Frau bei Klara blieb, würde er auch sie aus der Welt schaffen müssen. Er fragte sich, wo alles noch enden sollte. Dabei wäre alles so einfach gewesen! Sein Bruder hätte nur versprechen müssen, ihm die Hälfte seines Anteils zu überlassen. Dann wäre dieser samt seinem Sohn noch am Leben, und er selbst müsste sich nicht mehr mit der Last des schweren Reffs durch Regen und Sturm und über grundlose Straßen quälen.
»Es gab ein fürchterliches Unwetter«, sagte er, um das Gespräch wieder auf sich selbst zu lenken. »Wäre ich zuletzt nicht auf brave Bauersleute getroffen, die mir Obdach gegeben haben, hätte ich voller Schlamm und Dreck hier erscheinen müssen. So aber hat die Frau meine Sachen gewaschen und mich zusammen mit ihrem Mann wie einen Bruder versorgt.«
Schneidt verschwieg, dass er vier Tage bei diesen Leuten geblieben war und sie erst nach einer wenig höflichen Aufforderung wieder verlassen hatte.
»Ich bedaure, dass du so schlechte Geschäfte gemacht hast, Schneidt«, sagte Tobias. »Wärst du vorgestern gekommen, könntest du deine Arzneien hier auf dem Markt verkaufen. So aber war Klara schneller und hat das erste Anrecht darauf.«
»Das
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