Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)
habe extra feste Knoten gemacht, damit er uns nicht entkommen kann«, berichtete Martha.
»Was wollt ihr mit ihm tun?«, fragte Tobias.
»Dem nächsten Richter übergeben! Er hat die meisten seiner Taten hier in der Gegend begangen, also kann er hier abgeurteilt werden!«, antwortete Klara. Zumindest hielt sie dies für die beste Lösung.
Anders als sie begriff Tobias, dass es nicht so einfach sein würde, einen Untertanen des Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt in einem fremden Land vor den Richter zu stellen. Berichte davon würden in die Heimat gelangen, und falls Alois Schneidt den Schatz erwähnte, würde das Klaras Familie in Schwierigkeiten bringen.
Da Martin Schneidt, der Finder dieses Schatzes, höchstwahrscheinlich tot war, konnten seine Witwe und die Kinder jedoch darauf verweisen, dass der Ehemann und Vater ihnen den Schatz weder gezeigt noch ihnen dessen Wert genannt hatte. Außerdem hatte Gerold vorgeschlagen, die Sache in der Heimat zu erledigen. Dies musste die Behörden von ihrer Aufrichtigkeit überzeugen.
»Also gut, machen wir es so! Doch jetzt solltest du mir aufhelfen. Ich möchte mir deinen Onkel ansehen.«
12.
S tarke Schmerzen in der Brust waren das Erste, was Alois Schneidt beim Erwachen spürte. Es war so schlimm, dass er kaum zu atmen wagte. Dann bemerkte er die Stricke um seine Gelenke, und im nächsten Moment wusste er wieder, was geschehen war. Er hatte Klara, Tobias und Martha aufgelauert und die drei fast schon erledigen können. Doch dann war alles schiefgegangen.
»Ich hätte das andere Weibsstück gleich abstechen sollen, anstatt sie am Leben zu lassen, um mich mit ihr zu vergnügen«, stieß er hervor.
Nur weil Martha ihn mit einem Holzschuh getroffen hatte, war es Klara gelungen, ihn durch ihre hinterhältigen Hiebe gegen die gebrochenen Rippen abzuwehren und unter Wasser zu drücken. Die Stelle tat jetzt fürchterlich weh, und gleichzeitig revoltierte sein Magen gegen das geschluckte Wasser.
Mühsam drehte Alois Schneidt sich so, dass er seinen Magen entleeren konnte, ohne dabei zu ersticken. Danach ging es ihm so schlecht, dass er zu sterben wünschte. Lange hielt dieses Gefühl jedoch nicht an. Er lauschte, vernahm aber keinen Laut und vermutete, dass Klara und Martha bei dem toten Tobias waren.
Die Gelegenheit muss ich ausnutzen, sagte er sich und zerrte trotz seiner Schmerzen an den Fesseln. Wenn er den Strick loswurde und sich schnell genug in die Büsche schlug, konnte er die Heimat vor Klara erreichen. Dort würde er seiner Schwägerin den Schatz abschwatzen und damit auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
Seine Brust tat bei jeder Bewegung grässlich weh, aber Schneidt biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Wenn Klara und Martha ihn hörten, bevor er sich befreit hatte, würden sie ihn noch fester binden und womöglich sogar umbringen. Im nächsten Augenblick bemerkte er, dass die Leine an seinen Handgelenken ein wenig nachgab.
Gleich bin ich frei!, durchfuhr es ihn, und er verstärkte seine Bemühungen. Um besser atmen zu können, wälzte er sich auf die unverletzte Körperseite, bemerkte aber nicht, dass er nun direkt an der Kante des Steilufers lag. Er richtete sich mühsam auf, um an die Knoten zu gelangen, zog sich aber unter einer neuen Schmerzwelle zusammen und fiel haltlos zurück. In dem Augenblick brach der Lehm der Böschung unter ihm ab.
Alois Schneidt rutschte in den Fluss und geriet sofort in die Strömung. Sein Mund und seine Nase füllten sich mit Wasser, und er begriff mit entsetzlicher Klarheit, dass er den Schatz seines Bruders niemals besitzen würde.
13.
K lara hatte Tobias gerade fertig verbunden, als sie das Geräusch vernahm, mit dem ihr Onkel ins Wasser stürzte. Sofort lief sie ans Ufer, sah aber nichts mehr von ihm. Ohne zu zögern, sprang sie in den Fluss, um nach ihrem Onkel zu suchen. Doch die Wellen hatten Alois Schneidt längst fortgetragen. Klara gab erst auf, als die stärker werdende Strömung und die Felsen flussabwärts sie dazu zwangen. Es war nicht leicht, aus dem am Rock und an den Beinen zerrenden Wasser zu kommen, und so war Klara froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Dann aber brach sich die ganze Aufregung in ihr Bahn, und sie sank schluchzend zu Boden.
Martha stützte Tobias, der unbedingt zu Klara wollte, um sie zu trösten. Während er Klara streichelte und ihr gut zusprach, betrachtete ihre Begleiterin zufrieden den Fluss.
»Wenn ihm der Teufel nicht geholfen hat, ist er
Weitere Kostenlose Bücher