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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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seines jetzt schon beträchtlichen Gewichts in die Halle und flößte ihm von dem Würzwein ein, der vor wenigen Stunden auch seine Lebensgeister geweckt hatte. Als Ritter Dietmar eintrat, hatte er die schlechte Nachricht schon vernommen.
    »Rumold von Bürggen hat uns hintergangen!«, rief er dem Burgherrn zu. »Er hat sich mit dem Keilburger verbündet und dafür den Steinwald und die Burg Felde mit einem Teil des dazugehörenden Landes erhalten.«
    Dietmar blieb stehen, als wäre ein Blitz zu seinen Füßen eingeschlagen, und lief rot an. »Was sagst du da? Das wäre Verrat! Nein, das glaube ich nicht.«
    Philipp von Steinzell nickte düster. »Leider ist es die Wahrheit. Mein Vater hat mich sofort losgeschickt und lässt Euch ausrichten, es gäbe jetzt wirklich nur noch den Ausweg für uns, den er immer schon vorgeschlagen hatte. Wir müssen uns sofort Herzog Friedrich als Vasallen anbieten und ihmhuldigen. Da der Herzog ein Abkommen mit dem Keilburger getroffen hat, kann Graf Konrad dann nichts mehr gegen uns unternehmen.«
    Während Ritter Dietmar immer noch nach Luft schnappte und offensichtlich Zeit brauchte, um das Gehörte zu verarbeiten, fragte Frau Mechthild den jungen Steinzeller aus. Sein Bericht ließ keinen Zweifel zu. Der Bund der vier Burgherren war zerfallen, ehe er seine Wirksamkeit hatte entfalten können. Von nun an musste auch Rumold von Bürggen zu den Feinden Arnsteins gezählt werden. Philipp bestätigte mehrfach, dass sein Vater sich Herzog Friedrich von Tirol anschließen würde, und beschwor Ritter Dietmar, es ebenfalls zu tun.
    Marie, die diesmal nicht mehr oben auf dem Treppenabsatz lauschen musste, sondern wie ein Familienmitglied in der Halle weilen durfte, sah, wie der Arnsteiner sich innerlich vor Verzweiflung wand. Der Verrat des Bürggeners schien sein Ende zu besiegeln, denn dessen Gebiet schob sich wie ein Keil zwischen ihn und die beiden noch mit ihm verbündeten Nachbarn. Jetzt wurde sein Land von dem des räuberischen Keilburgers zu gut drei Vierteln eingeschlossen.
    Als der Steinzeller Junker seinen Bericht beendet hatte, schrie Ritter Dietmar seine Wut so laut hinaus, dass seine Stimme von den Wänden widerhallte. »Wenn ich gewusst hätte, was Rumold für ein Verräter ist, hätte ich Graf Konrads Angebot selbst angenommen. Dann stünden wir heute besser da.«
    Frau Mechthild schüttelte den Kopf und sagte etwas wie »nicht trauen«. Gleichzeitig verzerrte sich ihr Gesicht vor Schmerz. Sie griff sich mit beiden Händen an den Leib und stöhnte keuchend auf. »Es tut so weh«, flüsterte sie unter Tränen. Im nächsten Augenblick gellte ihr Schrei durch die Halle und ließ alles andere unwichtig werden.
    Guda war sofort zur Stelle und führte ihre Herrin die Treppe hoch zur Kemenate. »Das Kind kommt. Betet zu Gott, dass allesgut geht!«, rief sie dem Burgherrn zu und erteilte dem übrigen Gesinde eine Reihe von Befehlen.
    Der Saal leerte sich so schnell, dass Marie mit dem jungen Steinzeller allein zurückblieb. Sie überlegte schon, ob sie Guda ihre Hilfe anbieten sollte, da hielt ihr Junker Philipp den Krug hin.
    »Schenk mir ein, Mädchen. Ich kann noch einen Schluck eures Würzweins gebrauchen.« Marie lief in die Küche, füllte eine frische Kanne aus dem Topf, der neben dem Feuer warm gehalten wurde, und kehrte ebenso schnell zurück, um dem Junker den Becher zu füllen. In Gedanken war sie jedoch bei der Gebärenden, und so entging ihr das Aufflammen im Gesicht des jungen Mannes. Er schenkte dem dampfenden Wein keine Beachtung, sondern packte Marie, zog sie an sich und zwängte sein rechtes Bein zwischen ihre Oberschenkel.
    »Du bist doch die Hure, die sich der Arnsteiner von seinem Weib hat zuführen lassen. Derzeit wird er dich wohl kaum brauchen. Mir hingegen ist noch immer kalt vom Ritt. Also solltest du mich ein wenig wärmen.«
    »Ich glaube aber nicht, dass ich das will.« Marie versuchte, sich loszureißen, doch gegen die Kraft des Mannes kam sie nicht an. Philipp von Steinzell lachte nur und zog sie fest an sich.
    »Du bist mir schon bei meinem letzten Aufenthalt auf Arnstein aufgefallen. Doch damals kam ich nicht an dich heran, weil Frau Mechthild mich ständig von ihren Leuten bewachen ließ. Jetzt ist sie mit anderen Dingen beschäftigt und kann dich mir nicht mehr verwehren. Also zier dich nicht, sonst nehme ich dich mit Gewalt.«
    Marie sah ihm an, dass er es ernst meinte, und wollte um Hilfe rufen, doch er presste seine behandschuhte Hand auf ihren

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