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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Mund. Trotz ihrer Gegenwehr zerrte er sie wie ein Bündel Lumpen zu einem Gang am anderen Ende der Halle und stieß sie in die Kammer, die für das Gepäck der Gäste bestimmt war. Der Raum enthielt einige Truhen, die groß genug waren, um als provisorischesLiebeslager zu dienen, und lag so weit abseits zwischen dicken Mauern, dass niemand sie schreien hören würde. Jetzt wurde Marie klar, warum eine der jüngeren Mägde dem Sohn Ritter Degenhards bei seinem letzten Besuch beharrlich aus dem Weg gegangen war. Verzweifelt dachte sie an Hiltruds Lehren und nahm sich vor, sich schlaff zu machen, um nicht zu stark verletzt zu werden.
    Da drehte sich der Schlüssel im Schloss, und der Riegel glitt zurück.
    »Wer zum Teufel …«, schimpfte der Junker und richtete sich auf. Dann sah er Jodokus vor sich stehen. Den Mönch schien die Situation nicht zu interessieren, denn seine Stimme klang völlig gleichmütig. »Marie, die Herrin wünscht, dich zu sehen.«
    »Verdammter Kuttenträger, siehst du nicht, dass wir beschäftigt sind? Mach, dass du verschwindest!« Philipp ließ noch einen obszönen Fluch folgen und schob sich auf Marie. Jodokus packte ihn kurzerhand und zerrte ihn von ihr weg. Für seine hagere Gestalt besaß der Mönch erstaunliche Kräfte.
    »Ihr vergesst Euch, Herr Philipp. Als Gast gehört es sich nicht, sich am Eigentum des Herrn zu vergreifen.«
    »Lass mich in Ruhe, Schwarzkittel! Das Weibsstück ist schon von so vielen Kerlen gestoßen worden, da kommt es auf einen mehr jetzt auch nicht an.«
    Der Mönch wich keinen Schritt zurück. »Die Herrin wünscht, dass Marie dem Herrn Gesellschaft leistet. Und das kann sie wohl kaum, wenn ihr der Samen eines anderen Mannes an den Schenkeln klebt.«
    Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er Philipp bei seinem Herrn anklagen würde, wenn er nicht von Marie abließ.
    Philipp von Steinzell war anzusehen, dass er den aufdringlichen Mönch am liebsten niedergeschlagen hätte. Doch er war hierher gekommen, um Dietmar von Arnstein dazu zu bringen, ebenfalls ein Vasall Friedrichs von Habsburg zu werden. Wenn er nundem lästigen Mönch das Genick brach, würde er unverrichteter Dinge wieder abziehen und sich dem Zorn seines Vaters aussetzen müssen. Daher ließ er Marie widerstrebend los.
    »Wir sind noch nicht miteinander fertig. Wenn Ritter Dietmar deiner überdrüssig wird, werde ich ihn bitten, dich mir zu schenken.«
    »Da wird Euch das Maul trocken bleiben. Ich bin weder Ritter Dietmars Leibeigene noch die Eure.« Marie zog ihr Kleid zurecht und rannte an dem Ritter vorbei zur Tür hinaus. Jodokus folgte ihr und hielt sie am Arm fest.
    »Ich hoffe, du vergisst nicht, dass ich dich vor diesem Narren da gerettet habe«, raunte er ihr heiser ins Ohr.
    Marie nickte stumm. Jodokus gehörte zu einer besonders hartnäckigen Sorte Mensch. Er würde geduldig warten, bis Frau Mechthild sie von ihren Diensten entband, und dann seinen Lohn von ihr fordern. Trotzdem musste sie Jodokus dankbar sein, denn für sie war es einfacher, sich einem Mann auf Hurenart hinzugeben, als mit Gewalt genommen zu werden. Daher schenkte sie ihm ein dankbares Lächeln. »Hat die Herrin wirklich nach mir geschickt?«
    »Ja, du sollst ihren Gemahl beruhigen, damit er den Mägden nicht im Weg umgeht.« In Jodokus’ Stimme schwang eine Eifersucht mit, die Marie frösteln ließ, und zum ersten Mal sehnte sie den Tag herbei, an dem sie Burg Arnstein verlassen konnte. Fürs Erste war sie jedoch schon froh, zu den Gemächern der Herrin eilen zu können. Sie sah daher nicht mehr, wie der Mönch mit hämischer Miene auf Junker Philipp wartete, der nach einer Weile aus der Kammer herauskam und sich umsah, ob nicht eine Magd in der Nähe war, an der er seine Lust stillen konnte. Aber er fand nur Bruder Jodokus vor.
    »Der Himmel hat aufgeklart, und es wird eine mondhelle Nacht werden. Wenn Ihr Euch beeilt, kommt Ihr heute noch nach Hause. Hier auf Arnstein könnt Ihr nicht bleiben, denn das Gesindehat keine Zeit, sich um Gäste zu kümmern. Eurem Vater könnt Ihr einen Gruß von mir ausrichten. Sagt ihm, ich würde in seinem Sinne auf Ritter Dietmar einwirken und ihn dazu bringen, sich Herzog Friedrich anzuschließen.«
    Philipp wehrte dieses Ansinnen verärgert ab. »Ich soll hier warten, bis dein Herr in das Bündnis mit Herzog Friedrich einschlägt.«
    Der Mönch lächelte sanft. »Solange sein Weib in den Wehen liegt, wird Herr Dietmar an nichts anderes denken als an sie und das Kind. Es wird auf

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