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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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lauthals bei einigen Mönchen beschwerte, erntete er auch bei ihnen nur Spott und Gelächter.
    Ein anderer Mann kam auf Marie zu und zählte ihr fünf Schillinge in die Hand. Seinem Aussehen nach war er ein reicher Kaufmann, der weniger eines Gelübdes wegen hierher gekommen war, sondern um Geschäfte zu machen. Marie warf dem alten Mann, der sie betrügen hatte wollen, einen letzten triumphierenden Blick zu und verschwand mit dem Kaufmann im Zelt.
    Als sie sich kurz danach nach einem neuen Kunden umsah, zeigte sich, dass das kleine Zwischenspiel mit dem alten Pilger sich schnell herumgesprochen hatte, und das nicht zu ihrem Nachteil. Alle Männer hier auf dem Fest schienen ihren Preis zu kennen, und daher hatte die Zahl derer, die sich ihrem Zelt näherten, stark abgenommen. Doch es kamen immer noch genug. Natürlich versuchte der eine oder andere, mit ihr zu feilschen,doch zuletzt zahlten alle brav ihre fünf Schillinge. Zufrieden stellte sie fest, dass sie gut verdient hatte, obwohl sie weniger Freier als sonst hatte akzeptieren müssen.
    Hiltrud hingegen schien nicht genug Freier bekommen zu können und verstieß dabei gegen all jene Regeln, die sie Marie beigebracht hatte. Sie nahm jeden Mann in ihr Zelt, der sie ansprach, und achtete dabei weder auf sein Aussehen noch auf seinen Körpergeruch. Es schien sie noch nicht einmal zu interessieren, ob er zahlen konnte oder nicht, denn Marie sah etliche Mönche ihr Zelt betreten, die mit Sicherheit keine einzige Münze ihr Eigen nannten.
    Später, als es etwas ruhiger geworden war, zog Marie ihre Freundin ans Seeufer und machte ihr Vorhaltungen, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten. Hiltruds Blick war starr in die Ferne gerichtet, und ihre Miene drückte Lebensüberdruss aus. Als Marie weiter auf sie eindrang, schüttelte sie wild den Kopf. »Lass mich in Ruhe. Ich weiß, was ich tue.«
    So schnell ließ Marie sich nicht abschrecken. »Wenn du so weitermachst, wirst du bald ebenso herunterkommen wie Berta, die jeden von der Krätze befallenen Kerl zwischen ihre Schenkel lässt und das auch tun muss, weil sich anspruchsvollere Freier von ihr abwenden. Du solltest dich auf alle Fälle jetzt gründlich waschen und nach Läusen und Flöhen absuchen. Einige deiner Freier sahen mir ganz danach aus, als wären sie gut Freund mit diesem Getier.«
    Hiltrud lächelte wehmütig. »Mach dir keine Sorgen um mich. Ich werde mich schon wieder zusammenreißen. Aber heute musste ich es tun, um meinen Stand in der Welt zu erkennen. Die Zeit auf Burg Arnstein ist mir nicht gut bekommen.«
    »Du quälst dich, weil du nicht bei Thomas bleiben konntest.« Sie legte den Arm um die Freundin und zog sie an sich. »Ich verstehe doch, dass du ihm nachtrauerst. Trotzdem darfst du nicht gegen dich selbst wüten, denn sonst kommst du in den Ruf einerPfennighure, und die wohlhabenden Freier lassen dich links liegen. Die mögen es nämlich gar nicht, wenn vor ihnen ein Läusezüchter am Werk war.«
    Darüber musste sogar Hiltrud lachen. Als Marie ihr dann noch vorhielt, dass gerade die Männer, die kaum einmal bei einer Hure zum Zuge kamen, sie in ihrer Gier verletzen könnten, schüttelte sie missbilligend den Kopf.
    »Sag mal, hast du alles vergessen, was ich dir einst beigebracht habe? Ich halte doch nicht allen diesen Kerlen mein Goldstück hin. Die meisten merken doch gar nicht, wenn ihr Stängel nicht dort eindringt, wo sie glauben, sondern durch Schenkeldruck oder eine geschickte Frauenhand Entspannung findet.«
    An diese Schliche hatte Marie tatsächlich nicht mehr gedacht. Auf Burg Arnstein hatte sie sie nicht anwenden können und auch früher meist darauf verzichtet, da sie sich im Gegensatz zu den Billighuren ihre Kunden schon immer aussuchen konnte. Einen Freier auf diese Weise zu betrügen, war nicht ganz ungefährlich, denn es funktionierte nur, wenn der Mann zu betrunken oder zu erregt war.
    »An deiner Stelle wäre ich vorsichtig. Es hilft dir keiner, wenn ein Freier dich beschuldigt, ihn nicht richtig bedient zu haben. Erinnere dich an die junge Hure, die letztes Jahr in Trossingen versuchte, ihr Goldstück zu schonen. Der Kerl, der sich betrogen fühlte, hat seine Freunde geholt und sie vor aller Augen vergewaltigen lassen, bis sie kaum mehr schreien konnte.«
    Hiltrud wurde nun doch ein wenig nachdenklich. »Es waren nicht nur die Freunde des Mannes. Etliche andere Burschen haben ebenfalls die Gelegenheit wahrgenommen, sich kostenlos einen abzustoßen.«
    Marie war mit ihren

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