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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Reisegefährtinnen alles miteinander. Aber bei euch heißt es wohl auch, selbst essen macht dick.«
    »Du kennst doch das Sprichwort vom Wald und wie es daraus zurückschallt. Ihr wollt die Tatsache ausnützen, dass ihr zu viert seid, um Marie und mich um ein Viertel unserer Einnahmen zu bringen. Dafür kannst du keine Dankbarkeit erwarten.«
    »Dann solltet ihr langsam damit anfangen, etwas zu verdienen«, keifte Märthe zurück.
    Berta baute sich neben Märthe auf und versuchte, größer auszusehen, als sie war. »Außerdem könntet ihr ein Viertel dessen herausrücken, was ihr in St. Marien am Stein verdient habt.«
    Hiltrud ließ sich nicht einschüchtern. »Unsere Gemeinschaft begann in dem Augenblick, in dem wir St. Marien verließen. Ich sehe keinen Grund, euch schon jetzt Geld zu geben.«
    Gerlind verzog das Gesicht und stieß ihren Stock auf die Erde. »Wie du meinst.« Es klang beinahe wie eine Drohung.
    Hiltrud zuckte mit den Schultern und ging wortlos um Berta und Märthe herum. Die Ziegen folgten ihr meckernd, so dass diejunge Hure beiseite springen musste, weil ihr der Wagen sonst über die Füße gerollt wäre.
    Kurz nach Mittag erreichten sie das Städtchen Wallfingen. Gerlind und ihre Gefährtinnen schlugen die Zelte auf, um auf Freier zu warten. Marie und Hiltrud errichteten ebenfalls ihre Zelte, aber mehr um ihrer Privatsphäre willen, als um Kunden zu bedienen, denn der Markt in Wallfingen war zu klein, um Fremde in größerer Zahl anzulocken, und den Einheimischen standen die Mägde des hiesigen Hurenhauses zur Verfügung. Die beiden Freundinnen waren trotzdem guter Dinge und ärgerten sich auch nicht über den Marktaufseher, der wie ein Falke auf die Huren zuschoss, um ihnen die Marktsteuer abzunehmen, obwohl die Händler ihre Stände nicht hier draußen auf der Wiese, sondern in der Stadt auf dem Platz zwischen Rathaus und Kirche aufgebaut hatten. Vor der Stadt gab es nur einige Pferche, in denen vereinzelt Ziegen und Schweine zum Verkauf feilgehalten wurden, und eine Weinschenke, deren Fässer durch eine Zeltplane, die auch schon bessere Tage gesehen hatte, vor der Sonne geschützt wurden.
    Marie und Hiltrud lächelten sich an, als Berta lauthals zu schimpfen begann und sogar das Gebrüll der Tiere übertönte. Sie fühlte sich beleidigt, weil der Marktaufseher nicht daran dachte, die Steuer in der von ihr angebotenen Ware anzunehmen.
    »Geld ist mir lieber«, hörten sie den Mann lachend antworten.
    »Und was die Ware betrifft, so würde ich sie lieber von der Jungfer dort drüben nehmen.« Er deutete auf Marie und sah dabei ganz so aus, als würde er lieber mit ihr im Zelt verschwinden, als ihre Pfennige zu nehmen.
    Marie ließ sich aber nicht darauf ein. Sie reichte dem Marktaufseher das Geld und überließ es Hiltrud, die beiden Zelte fertig aufzubauen. Mit einem gewissen Herzklopfen nahm sie ihren Korb vom Wagen und ging auf das Stadttor zu. Die Wachen am Tor musterten sie kurz und machten ein paar anzügliche Bemerkungen,ließen sie aber passieren, ohne die Torsteuer von ihr zu verlangen. Marie fragte sich, ob die Männer sie später von ihr in anderer Form einfordern würden, zuckte aber dann mit den Schultern und wanderte die belebte Straße herunter zum Marktplatz.
    Während die meisten Leute ihre Hurenbänder anstarrten und einen Bogen um sie machten, waren die Marktfrauen und Händler an den Ständen einem Schwätzchen nicht abgeneigt. Marie ließ sich daher Zeit und genoss den Einkauf. Als sie mit einem überquellenden Korb und einem kleinen Sack Mehl über der Schulter zu ihrem Zelt kam, zeigte Hiltruds Gesicht, dass etwas Unangenehmes passiert sein musste. Doch bevor sie die Freundin fragen konnte, stach Gerlind auf sie zu. Sie zerrte einen Mann mittleren Alters hinter sich her, der die Tracht eines Handwerkers trug und sich eine Bibermütze und einen fellbesetzten langen Mantel leisten konnte.
    »Da bist du ja endlich. Los, Marie, an die Arbeit. Der Herr hier wünscht sich eine hübsche Bettgefährtin. Ich habe ihm geraten, auf dich zu warten. Aber jetzt hurtig in dein Zelt, damit er es dir besorgen kann.«
    Marie starrte sie ungläubig an. »Was hast du gesagt?«
    »Du sollst es dem Mann besorgen. Er hat bereits bezahlt. Deinen Anteil bekommst du hinterher.«
    Gerlind wollte sie auf ihr Zelt zuschieben, doch damit kam sie bei Marie übel an. Sie stieß die Alte zurück und hob die Hand, als wolle sie sie schlagen.
    »Sag mal, bist du verrückt geworden? Meine Freier suche ich

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