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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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angespannt, und sie wartete Maries Antwort nicht ab, sondern sprach sofort weiter. »Ich hatte mich wirklich gefreut, Gerlind zu treffen. Aber so, wie sie sich aufführt, würde ich jede andere Gruppe ihrer Gesellschaft vorziehen, sogar Jossis Gaukler.«
    Marie schob die Unterlippe vor. »Jossi? Ich mag es nicht, wenn ich Abend für Abend mit meinem Körper für den Schutz einer Gruppe zahlen und mich dafür noch von Frauen beschimpfen lassen muss, die auch nicht besser sind als wir.«
    Hiltrud winkte ab. »Das stört mich weniger. Was mir mehr Sorgen macht, ist die Veränderung, die in Gerlind vorgegangen ist. Wenn ich fürchten muss, dass ich so werden könnte wie sie, nehme ich einen Strick und hänge mich auf, egal was die Pfaffen dazu sagen. Das Fegefeuer kann nicht schlimmer sein, als so zu leben, wie sie es jetzt tut.«
    Marie sah nach vorne, wo ihre Begleiterinnen sich unter eine kleine Gruppe von Wallfahrern gemischt hatten, die auch erst an diesem Morgen aufgebrochen waren. »Wir sollten uns so bald wie möglich nach anderen Gefährtinnen umsehen, denn wenn wir zu lange mit diesen Flohträgerinnen herumziehen, sieht uns kein gut betuchter Freier mehr an. Davor habe ich mehr Angst als vor Bertas Hetzereien, denn mit denen wird sie höchstens bei anderen Pfennighuren Erfolg haben, und auf deren Begleitung lege ich ehrlich gesagt keinen Wert. Da schließe ich mich dann doch lieber einem Handelszug an und verdiene mir die Reise in Rückenlage.«
    Hiltrud lachte auf und schüttelte den Kopf. »Das würde uns nichts helfen, denn wie willst du die drei daran hindern, einfach mit uns zu ziehen? Kein Kaufherr, der Huren mitnimmt, würde für uns Partei ergreifen und sie abweisen. Ich fürchte, die drei werden wie Pech an uns kleben und alle Huren verscheuchen, die mit uns wandern würden. Die werden wir nur los, wenn der Teufel sie holt.«
    Marie sah, dass nur noch Fita vor ihnen auf der Straße zu sehen war, und stieß Hiltrud an. »Wie es aussieht, haben die anderen schon ihre Opfer in den Wald geschleppt.«
    »Fragt sich, wer da wem zum Opfer fällt. Schau, da kommen ein paar Kerle auf uns zu. Die sehen nicht aus, als hätten sie noch einen Schilling im Geldbeutel.«
    Da Marie und Hiltrud die Freier nicht sauber genug waren, stellten sie so unverschämte Forderungen, dass die Männer murrend abzogen, um auf Gerlind und ihre Begleiterinnen zu warten.
    Am Abend erreichten sie eine Herberge, deren ummauerten Hof sie nicht betreten durften. Ein Knecht wies sie an, ihre Zelte am anderen Ende einer Wiese aufzuschlagen, so dass der Nachtwächter ein Auge auf sie haben konnte. Der Wirt, so erfuhren sie, wollte auch außerhalb seiner Mauern keinen Ärger haben. Marieund Hiltrud war es nur recht, aber Gerlind, die kurz nach Einbruch der Dunkelheit an ihr Feuer kam, schien sich darüber zu ärgern.
    Sie machte ein paar böse Bemerkungen über Herbergsknechte, die einem das Geschäft verdarben, und als Hiltrud bestritt, dass die Anordnung des Wirts interessierte Kunden davon abhalten würde, zu ihnen zu kommen, begann sie zu keifen. »Ihr faules Pack haltet ja nur zu dem Kerl, weil ihr nichts tun wollt. Glaubt ihr zwei, wir sind zu unserem Vergnügen hier?«
    Hiltrud sah mit einem betont harmlosen Blick zu ihr auf. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    Gerlinds Gesicht wurde dunkel vor Wut. »Du verstehst mich sehr wohl. Es wird Zeit, dass ihr beide Geld heranschafft. Oder wollt ihr auf unsere Kosten leben?«
    Marie wäre am liebsten aufgestanden und hätte die Alte für diese Unverschämtheit geohrfeigt. Aber sie waren weiterhin auf die Begleitung der vier angewiesen, denn der Führer des einzigen Handelszugs, der in der Herberge übernachtete, war ein unfreundlicher Mann, der kein fahrendes Volk und erst recht keine Huren unter seinen Schutz nahm. So blieb ihr nichts anderes übrig, als die Faust unter ihrem Rocksaum zu ballen und so kühl wie möglich zu antworten.
    »Erstens leben wir von unseren eigenen Vorräten und essen euch nichts weg, und zum Zweiten bist du nicht unsere Hurenwirtin. Wann wir uns mit Freiern einlassen, musst du schon uns überlassen. Ich lege mich nicht für ein paar Pfennige unter den nächstbesten Lümmel und finde hinterher ein Dutzend Dornen im Hintern, wie es Berta vorhin ergangen ist.«
    Hiltrud begann zu lachen. Es war wirklich zu komisch gewesen, wie Fita der fluchenden Berta die Dornen aus ihrem Sitzfleisch hatte ziehen müssen, während ein Dutzend grölender Wallfahrer um sie

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