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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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um Söldner und jene Teufelsdinger zu besorgen, die man Kanonen nennt. Das sind schreckliche Ungeheuer aus Metall, deren Gebrüll Mauern einstürzen und die Herzen mutiger Männer erstarren lässt. Der Riedburger muss ein Vermögen dafür ausgegeben haben, doch es hat ihm nichts genutzt. Noch während sein Sohn in der Ferne weilte, griff Lothar von Büchenbruch im kühnen Handstreich die Riedburg an und eroberte sie. Als Junker Siegward mit seinen Söldnern und Metallungeheuern die Stammburg seiner Väter erreichte, stellte der Büchenbrucher ihm eine Falle. Der junge Riedburger wollte sich jedoch nicht ergeben und griff den Feind aus aussichtsloser Lage an. Er selbst, sein Bruder Siegerich und die meisten seiner Söldner haben den Kampf nicht überlebt.«
    Marie verfolgte den Bericht des Mannes mit offenem Mund. Wenn das stimmte, dann hatten Hiltrud und sie sich umsonst in den Wäldern verkrochen. Da sie den Weinhändler jedoch für einen argen Aufschneider hielt, nahm sie sein Geschwätz nicht für bare Münze. Sie dankte ihm für seinen Bericht und zog mit demvollen Weinkrug in der Linken und dem Bündel mit dem Rest des Einkaufs auf dem Rücken weiter. Bei einem aufdringlichen Posamentenhändler kaufte sie ein Stück in ihren Augen völlig nutzloser Borte und fragte ihn nach der Riedburger Fehde. Der Mann berichtete ihr bereitwillig und ohne es groß auszuschmücken, was er darüber wusste. Wie es aussah, hatte der Weinhändler in diesem Punkt nicht übertrieben. Die Riedburg war tatsächlich von Frau Mechthilds Verwandten erobert worden, und die beiden ältesten Söhne des Herrn von Riedburg waren nicht lange nach der Ermordung von Gerlind, Berta und Märthe im Kampf gefallen. Der Händler wusste sogar, dass der berühmte Büchsenmeister Gilbert Löfflein diesen Feldzug ebenfalls nicht überlebt hatte.

XI.
    E s war schon spät am Nachmittag, als Marie mit schwirrendem Kopf zu Hiltrud zurückkehrte. Sie fand ihre Freundin äußerst besorgt und verärgert vor.
    »Musstest du mich so lange warten lassen? Ich habe schon befürchtet, du seiest den Riedburger Söldnern in die Hände gefallen, und bin vor Angst um dich tausend Tode gestorben.«
    Marie warf lachend die Haare in den Nacken. »Ich habe keinen Söldner gesehen. Und wenn einer da gewesen wäre, hätte er sich kaum um mich gekümmert – selbst wenn er mich erkannt hätte. Hiltrud, weißt du, dass wir umsonst wochenlang im Wald gehaust haben? Siegward von Riedburg, sein Bruder Siegerich, der Büchsenmeister Gilbert und mehr als die Hälfte der Kerle, die uns missbraucht und unsere Gefährtinnen umgebracht haben, sind tot. Sie sind in eine Falle der Büchenbrucher geraten und im Kampf gestorben.«
    Hiltrud starrte Marie an, als könne sie ihre Worte nicht begreifen. »Wiederhol das noch einmal.«
    Marie berichtete ihr, was sie auf dem Markt gehört hatte, und beteuerte, mit zwei verschiedenen Leuten darüber gesprochen zu haben. Hiltrud schüttelte mehrmals verwundert den Kopf und fing zuletzt schallend an zu lachen.
    »Ich sagte dir doch, dass Gott uns Huren lieber hat, als die Pfaffen es uns weismachen wollen. Selten wurden die Schuldigen schneller und gründlicher bestraft als in diesem Fall.«
    »Mich ärgert nur, dass wir uns wochenlang versteckt gehalten haben, hungern mussten und aus Angst vor wilden Tieren des Nachts kaum zu schlafen wagten.«
    Hiltrud umarmte sie lachend. »Dummchen! Das ist ein geringer Preis für die Freiheit und das Leben. Außerdem können wir es uns jetzt von dem Geld des Riedburgers wohl ergehen lassen. Zeig mal, was du gekauft hast. Meine Zunge und mein Magen sehnen sich nach anderen Dingen als gekochten Selleriewurzeln und Baumschwämmen.«
    Marie fiel in das Gelächter ein und packte ihre Einkäufe aus. Hiltrud fielen beim Anblick der Brote und des Schinkens beinahe die Augen aus dem Kopf. Noch mehr freute sie sich über den goldenen Rheinwein. Während Marie ihr freiwillig den größten Teil des erfrischenden Getränks überließ, beeilte sie sich, um etwas von dem Schinken abzubekommen. Hiltrud verschlang ihn nämlich ohne Brot und hörte nicht eher auf, bis das letzte Stück gegessen war. Dann wischte sie sich den fettigen Mund ab und lächelte zufrieden.
    »Es ist also wahr? Wir brauchen uns vor Siegward von Riedburg wirklich nicht mehr zu fürchten?«
    »Höchstens als Gespenst.« Maries Scherz kam bei ihrer Freundin schlecht an.
    »Über so etwas spottet man nicht. Mir reicht schon, dass mir Gerlind jede Nacht im

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