Die Wanderhure
entgegenreckten.
Auch die anderen Huren hatten sich ausgezogen und richteten ihre Blicke auf Giso. Nur Marie und Hiltrud behielten ihre Kleidung an und drückten sich in den Hintergrund.
Die Beschließerin betrachtete Berta wie ein Stück Fleisch, bei dem sie sich fragte, ob es eigentlich noch essbar war, und schnüffelte misstrauisch. »Du kannst ebenfalls verschwinden.So etwas Schmutziges wie dich darf ich meinem Herrn nicht zumuten.«
»Ich kann mich ja waschen.« Berta machte keine Anstalten, zu gehen.
Die Beschließerin stieß Bertas Kleid mit der Fußspitze an. »Bei dir ist es mit Waschen allein wohl nicht getan. Ich muss den Mägden nachher auftragen, die Zeltleinwand auszuräuchern, sonst nisten sich hier noch Läuse und Flöhe ein.«
Einige Huren kicherten, während Berta mit hochrotem Kopf ihr Kleid überstreifte. »So einfach werdet ihr mich nicht los. Der Kerl da«, sie zeigte mit dem Kinn auf den Burgvogt, »hat uns Geld dafür versprochen, dass wir überhaupt in euer Wanzenzelt gekommen sind. Ich will es jetzt haben – und zwar auch für meine Freundin, die schon gegangen ist.«
Marie fuhr verärgert auf. »Jetzt ist Fita auf einmal wieder deine Freundin. Dabei konntest du sie vorhin nicht schnell genug loswerden.«
»Das geht dich einen feuchten Furz an.« Berta hielt Giso auffordernd die Hand hin. Der Burghauptmann nestelte seinen Geldbeutel vom Gürtel, öffnete ihn und warf ihr mehrere Münzen zu.
»Das wird wohl reichen. Und jetzt mach, dass du rauskommst.« Berta raffte die Münzen an sich und schlüpfte durch den Spalt im Zelteingang, den ein Soldat schon geöffnet hatte.
»Vergiss aber nicht, Fita ihren Anteil zu geben. Ich werde sie später fragen«, rief Marie ihr nach.
»Warum zieht ihr zwei euch nicht aus?«, fragte die Beschließerin sie und Hiltrud spitz.
»Komm, Marie. Wenn die guten Leute schon dafür zahlen, sollen sie auch etwas zu sehen bekommen.« Hiltrud zog ihr Kleid über den Kopf, faltete es sorgfältig zusammen und legte es sich über den Arm.
Marie zögerte einen Moment, dann machte sie es ihrer Freundinnach. Sie hielt sich jedoch weiterhin im Hintergrund, während die Beschließerin eine Hure nach der anderen zu sich rief, sich die Zähne zeigen ließ und ihnen zwischen die Schenkel griff, um zu sehen, wie die Frauen dort beschaffen waren. Bei den meisten Huren schüttelte sie den Kopf und wies Giso an, sie auszuzahlen. Auf diese Weise lichtete sich die Runde im Zelt schon nach kurzer Zeit. Nur zwei jüngere Frauen, eine blond und eher zierlich gebaut, die andere brünett und mit ausladenderen Formen, durften bleiben. Nun trat die Beschließerin zu Marie und wollte ihr mit der Rechten ans Gesicht greifen, um ihre Zähne zu untersuchen. Marie fing ihre Hand ab.
»Ich lasse mir nicht mit den Fingern ins Gesicht fahren, mit denen du vorher die anderen Frauen unten angefasst hast. Wenn du meine Zähne sehen willst, hier sind sie.« Marie bleckte die Zähne und klopfte mit dem Fingerknöchel dagegen. »Wie du siehst, sind sie weiß, gesund und sitzen fest im Mund. Wenn du dich selbst davon überzeugen willst, dann wasch dir gefälligst vorher die Hände.«
»Das Weibsstück war vorhin schon recht aufsässig.« Giso sah so aus, als würde er Marie am liebsten aus dem Zelt werfen. Auch die Beschließerin wirkte abweisend. Hinter dem Vorhang erklang ein leiser Ruf, der die beiden zurückhielt. Die Beschließerin ging einmal um Marie herum, ohne sie jedoch zu berühren, und wandte sich Hiltrud zu.
»Ihr zwei könnt fürs Erste ebenfalls bleiben. Doch ich glaube, wir werden eine der beiden anderen Huren wählen.«
Marie hatte nichts dagegen, zu bleiben, denn sie war neugierig, wie das hier enden würde. Die Stimme hinter dem Vorhang war eindeutig die einer Frau gewesen. Marie achtete wieder mehr auf die leichten Bewegungen des Stoffes und spitzte die Ohren. Sie glaubte ein »Nein, die auch nicht« zu verstehen und wunderte sich nicht, als der Vogt der brünetten Hure ein paar Münzen reichte.
Die Frau schimpfte enttäuscht. »Euer Herr hält sich wohl für etwas ganz Besonderes. Ich habe schon unter Grafen und anderen großen Herren gelegen, und die waren alle mit mir zufrieden.«
»Verschwinde.« Das war Gisos einziger Kommentar. Die Frau fuhr auf und wollte ihm mit den Fingernägeln ins Gesicht fahren. Doch da wurde der Zelteingang geöffnet, ein baumlanger Soldat packte die Frau und warf sie trotz ihrer Fülle wie ein Bündel Lumpen hinaus. Giso hob ihr Kleid auf
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