Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
Vom Netzwerk:
es, sich aus den höfischen Intrigen herauszuhalten.
    Eher sorgte sich Kunigund um die Zofe. Nicht nur diese Liebelei mit dem Rotschopf, an der sie stur festhielt, obwohl so weit unter ihrem Stand. Sie hatte auch irgendwie Wirthos Unmut auf sich gezogen. Glücklicherweise war der gerade anderweitig beschäftigt. Aber das würde sich ändern, sobald er unverrichteter Dinge nach Brennberg zurückkehren musste – und genau danach sah es ja aus. Niemandem war entgangen, mit welch lüsternen Blicken der Ortenburger die Berta von Eckmühl verschlang und wie er sie umgarnte. Er würde seine Rechte geltend machen und das junge Ding mit sich nehmen. Wer wollte ihm das verwehren? Der Sohn eines Truchsessen etwa? Wirtho würde sich wohl oder übel fügen müssen, auch wenn sein Herz dabei zersprang. Andererseits, war das nicht ihrer aller Schicksal? Regeln mussten eingehalten und auf Gefühle konnte keine Rücksicht genommen werden. Der Burgherrin kam das Gespräch mit Arigund anlässlich Matthias’ Gerichtsverhandlung in den Sinn. Sie hatte damals ihr Wort gehalten und sich für den Hörigen eingesetzt. Natürlich hatte ihr Gatte niemals vorgehabt, seinen besten Knecht dem Mutwillen seines Sohnes zu opfern, aber ein Exempel hatte er schon statuieren müssen, damit sich seine Hörigen an ihrem Platz wussten und es keiner mehr wagte, üble Reden oder gar Mistgabeln zu schwingen. Trotzdem hatte es Wirtho irgendwie doch noch geschafft, dass Matthias beinahe bei der Sache ums Leben gekommen wäre. Der Truchsess hatte sich sehr darüber aufgeregt und seinen Sohn an die ritterliche Tugend der »Mäßigung« erinnert. Aber Kunigund hatte nicht das Gefühl, dass das irgendetwas bewirkt hätte. Wirtho tat schon lange nur noch, was ihm in den Sinn kam. Manchmal kam es der Burgherrin sogar so vor, als würde er mit einer leisen Verachtung auf seine Eltern blicken, obwohl ihr nicht klar war, wodurch sie sich diese zugezogen haben könnten. Lediglich die Berta Eckmühl hatte es vermocht, einen milderen Einfluss auf Wirtho auszuüben. So viele Hoffnungen hatte Kunigunde in diese Beziehung gesetzt. Jetzt waren sie zerplatzt wie Seifenblasen. Was sollte nur aus Brennberg werden? Der eine Sohn war hart und maßlos, sodass ihn die Burgmannen und Hörigen mehr hassten als achteten, der andere so weich und sanftmütig, dass sie kaum Respekt vor ihm hatten. Allerdings hatte man ihren Jüngsten auch noch nie so mutig und tapfer erlebt wie bei diesem Turnier.
    Kunigund seufzte. Es war an der Zeit, nach einer anderen Partie für Wirtho Ausschau zu halten. Es gab bestimmt ein Mädchen, das nicht weniger angesehen war als Berta, damit der Ruf der Brennberger keinen Schaden nahm. Die Brennbergerin beschloss, sich unter den anwesenden Damen einmal umzusehen. Zunächst würde sie eine Liste mit den heiratsfähigen und noch freien Adelsmädchen der Gegend anfertigen. Eifrig ließ sie einen Schreiber kommen, der die Namen notierte. Sie hatten gerade den letzten niedergeschrieben, als der Truchsess eintrat.
    Er machte einen ausgesprochen weinseligen Eindruck, scheuchte den Schreiber aus dem Raum und warf seiner Frau stolz eine schwere Geldkatze vor die Füße.
    »Damit du aufhörst, so knausrig zu sein, Weib«, lallte er.
    Kunigund von Brennberg hob das Leder auf und wog den Inhalt mit der Hand. Er war schwer.
    »Da staunst du, was?«, raunzte Reimar sie an.
    »Woher stammt das? Du hast es doch nicht etwa beim Würfeln gewonnen?«
    Der alte Truchsess winkte ab. »Und wenn? Es geht dich nichts an.«
    Sein Blick fiel auf das Pergament. »Doch womit vertreibst du dir so die Zeit?«
    »Ich habe eine Liste mit den heiratsfähigen Mädchen aus unserer Gegend angefertigt.«
    »Willst du unserem kleinen Reimar schon das Joch der Ehe auferlegen, kaum dass er seine Schwertleite erhalten hat?«
    Kunigund schüttelte den Kopf. »Ich dachte da eigentlich an Wirtho.«
    »Weib, hast du zu viel am Wein genippt? Wirtho will die süße kleine Berta.« Er hickste und grinste. »Man kann es ihm nicht verübeln. Das ist wahrlich ein Prachtweib.«
    »Jetzt, wo der Graf um Berta wirbt, wird es schwer werden«, stellte Kunigund fest und ergänzte zweideutig: »Der Ortenburg lässt sich nicht so leicht aus dem Sattel heben.«
    »Vielleicht gibt es ja andere Möglichkeiten …«
    Der Truchsess griff mit der Rechten zu einer weiteren Geldkatze, viel größer als die, die er seiner Frau gereicht hatte, und klimperte damit. Kunigund verstand. Er wollte den Grafen bestechen, damit der

Weitere Kostenlose Bücher