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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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seine Werbung zurückzog. Doch woher hatte ihr Gatte plötzlich so viel Geld?
    »Und wenn er sich darauf nicht einlässt?«
    »Gibt es noch andere Möglichkeiten, die nicht für das Ohr eines Weibes bestimmt sind, weil es bei dem stets sofort aus dem Mund wieder herausfließt.«
    Er griff nach dem Pergament und lachte rau. Seine Hand wischte über die noch feuchte Tinte und verschmierte sie.
    »Willst du meinen Sohn beleidigen? Magdalena und Eustancia, die eine ist dumm wie Bohnenstroh und die andere hässlich wie die Nacht. Margarete von Falkenstein ist eine fette Kuh …«
    »Aber es würde den Nachbarn besänftigen«, verteidigte sich Kunigund.
    »Meine Nachbarn besänftige ich hiermit!« Der Truchsess klopfte sich an seinen Schwertgurt und las dann der Reihe nach alle Namen laut vor, wobei er an jeder Kandidatin etwas auszusetzen hatte.
    »Auf deiner Liste fehlt noch eine«, stellte er fest.
    Seine Frau sah ihn frustriert an. Heute war mit ihrem Mann wieder einmal gar nicht auszukommen. Was für Possen trieben ihn nur um?
    »Und wer soll das sein?«, fragte sie mit wenig Interesse.
    »Arigund von Regensburg.«
    Laut lachend ging er hinaus.

*
    Frau Kunigunds Miene verdunkelte sich im Laufe des Turnieres nur noch mehr. Wirtho hingegen schien unter einem guten Stern zu reiten: Bruno Hofer von Lobenstein machte einen angeschlagenen Eindruck am nächsten Turniertag. Er schwankte im Sattel, als wäre er noch immer vom nächtlichen Bier berauscht. Wirtho hob ihn schon beim ersten Waffengang aus dem Sattel. Später hörte die Burgherrin, Herr Hofer von Lobenstein habe an dem Tag den »flotten Heinrich zu Besuch gehabt«. Man munkelte von schlechtem Bier. Merkwürdigerweise ging es aber allen anderen Recken, die vom selben Fass gekostet hatten, blendend. Im nächsten Waffengang war ihrem Sohn das Losglück treu, er setzte sich durch, ohne einen Hieb tun zu müssen. Der Gegner der vorletzten Runde senkte seine Lanze vor Wirtho. Als er vom Platz ritt, glaubten viele, seine Geldkatze klimpern zu hören. So standen sich im letzten Waffengang, dem Höhepunkt des Turnieres, Wirtho und der Graf gegenüber.
    Gebhard von Ortenburg hatte bislang seine Gegner mühelos bezwungen und galt bereits als heimlicher Turniersieger. Noch am Vorabend hatte Frau Kunigund ein heftiges Wortgefecht mit ihrem Gatten gehabt. Sie hatte ihn angefleht, Wirtho davon zu überzeugen, dem Grafen das Feld kampflos zu überlassen. Er habe sich doch ehrenhaft geschlagen und könne nun hoch erhobenen Hauptes von dannen ziehen. Doch der Truchsess hatte nichts davon hören wollen. Geradezu verzweifelt hielt er daran fest, dass sein Ältester kämpfen müsse, schon des hohen Preisgeldes wegen. Frau Kunigund war es unverständlich. Was um Himmels willen war nur in ihren Gatten gefahren? Er glaubte doch nicht ernsthaft, er könnte die leeren Kassen durch einen Turniersieg sanieren!
    Ängstlich stieg sie die Stufen zur an diesem Tag noch prächtiger geschmückten Tribüne hoch. Bahnen glänzender roter Seide verhüllten die hölzerne Balustrade. Berta und ihre Mutter saßen auf bestickten Kissen. Das Mädchen sah noch hinreißender aus als sonst schon. Es trug ein dunkelblaues Gewand aus Samt mit geschnürter Taille, wie es seit Kurzem bei Hofe Mode war, und ein mit Flussperlen besetztes Schappel. Bertas Füße steckten in Schuhen aus hellem Ziegenleder, die offensichtlich in Italien gefertigt worden waren. Sie nickte beiden paradierenden Rittern zu und wünschte ihnen Glück. Dann begaben sich die Männer an die jeweiligen Enden der Bahn. Kunigund zupfte nervös an ihrem Gebände.
    Die Reiter nahmen Aufstellung und legten die Lanzen ein. Wirtho würde doch wohl hoffentlich so viel Verstand beweisen, sich nicht dem Kampf zu stellen. Sein Brauner wartete geduldig auf den Befehl seines Reiters. Der Herr von Ortenburg hatte heute den Percheron im Stall gelassen und stattdessen einen mächtigen Rappen gewählt, ein Pferd, das ihn frisch in den Tjost stürmen würde lassen. Doch er schien nicht ernsthaft damit zu rechnen, sich beweisen zu müssen. Statt sich auf den Gegner zu konzentrieren, scherzte er mit seinem Knappen. Schließlich ritt er gemächlich und siegesgewiss nach vorne. Wirthos Brauner scharrte, als sein Reiter die Zügel fester nahm. Das Raunen der Zuschauer verstummte. Alle starrten auf den Herold, der das Startsignal geben würde. Der zögerte den köstlichen Augenblick bis aufs Letzte hinaus. Frau Kunigund faltete die Hände und betete.
    Die Reiter

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