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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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wie ihr damit klarkommt«, gab der Pater Bescheid.
    »Und Ihr, Pater?«, fragte Reimar.
    »Einen Esel, der beim Müller ausgedient hat. Aber dafür war sich ja auch unser Herr Jesus nicht zu schade.«
    »Nun, dann hoffen wir, dass uns das Langohr nicht allzu sehr aufhält«, meinte Herr Ulrich. »Und jetzt lasst uns keine weitere Zeit vergeuden. Ich war lange genug an diesem Ort. Nur eine Frage noch – weiß DeCapella Bescheid?«
    »Ich habe ihm Eure Botschaft selbst überbracht. Ich denke, wir werden ihn an der vereinbarten Stelle treffen.«

*
    Heinrich schlug unzufrieden die Laute, während Arigund am Fenster stand und den nicht enden
    wollenden Strom von Menschen beobachtete, die durch das Widmertor in die Hauptstadt drängten.
    Unvermittelt unterbrach Heinrich sein Lied. Arigund drehte sich zu ihm um und sah ihn mit
    gerunzelter Stirn auf das Instrument starren.
    »Was ist?«, fragte sie besorgt. »Das klang sehr hübsch. Warum spielt Ihr nicht weiter?«
    »Hübsch? Findet Ihr das hübsch? Ich hasse es. Diese Heldenballaden sind einfach nicht mein Metier.
    Ich möchte die Schönheit der Frauen besingen und nicht die Tapferkeit eines Alexanders, und sei er
    auch noch so groß.«
    »Nun, mein Ritter. Wie heißt es so schön: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Unser Mäzen und
    Herr liebt es nun einmal, sich mit dem Makedonier zu vergleichen. Rückt ihn ins Licht, bescheint seine
    Sonne auch den König.«
    »Wie recht Ihr habt, Tassilo«, seufzte Heinrich, »aber warum dürft Ihr andauernd Liebeslieder singen?«
    »Ich fürchte, weil meine Stimme und Statur nicht recht zu Kriegshelden passt«, meinte Arigund leichthin. »Dafür benötigt man schon einen stattlichen Ritter. Ihr müsst der Welt die Heldentaten Ottokars verkünden, bei mir genügt es, wenn ich die Träume der Damen in Worte fasse.«
    »Wenn sie nur wenigstens zuhören würden, diese Herren«, schäumte Heinrich zornig. »Gestern platzte dieser Konrad vom Limbeck mitten in einen Vortrag hinein, wackelte auf seinen kurzen Beinen bis zum König und brüllte mit der Stimme eines wild gewordenen Stieres, dass man mit diesem minderwertigen Material keine Mauer errichten könne. Wer soll sich da noch auf einen Reim besinnen können?«
    Arigund trat zu dem Sänger und strich ihm übers Blondhaar wie einem Kind. »Armer Heinrich, aber der Limbecker ist ein wichtiger Mann. Er hat Ottokar schon zahlreiche Kastelle und Städte errichtet. Zudem muss man zugeben, dass die Burg enorme Fortschritte macht, seit er die Bauleitung übernommen hat. Die Mauer ist fast fertig, und die beiden neuen Türme nehmen auch schon Formen an. Ganz ehrlich, wenn ich eine Wehranlage errichten lassen wollte, würde ich ebenfalls den Limbeck beauftragen.«
    »Wer weiß, vielleicht bekommt Ihr irgendwann Eure Burg zurück«, flüsterte Heinrich. »Ich jedenfalls werde alles tun, Euch zu Eurem Recht zu verhelfen.«
    »Solange Wirtho dort regiert, gibt es für mich in Brennberg keine Zukunft.«
    »Der Kerl wird eines Tages über seine eigene Arroganz stolpern, und dann wird er ganz tief fallen, das spüre ich. Seine Tyrannei ist mittlerweile selbst dem bayrischen Herzog zu Ohren gekommen.«
    »Es gab ganz andere Tyrannen, und niemand wagte es, an ihrem Thron zu rütteln. Zudem bin ich nicht begierig, nach Brennberg zurückzukehren. Was wäre ich dort anderes als eine Ehebrecherin?«
    »Und wenn Euer Ruf wiederhergestellt wäre? Wenn Ihr in Ehren zurückkehren könntet?«
    »Das Leben, das ich jetzt führe, ist mir lieb und teuer geworden«, wiegelte Arigund ab.
    »Und Reimar? Wie steht es mit Eurer Liebe zu ihm?«
    Arigund sah Heinrich verwundert an. Woher kamen plötzlich all diese Gedanken? Sie ging zurück zum Fenster. Heinrich erhob sich und folgte ihr. So dicht bei ihr stehend, dass sie seinen Atem im Nacken spürte, blickte er auf die Menschen hinab, die wie in einem Bienenstock emsig hierhin und dorthin schwirrten. Die Burg platzte aus allen Nähten. Täglich trafen neue Besucher ein, die der Einladung des Königs nach Wien gefolgt waren und untergebracht werden mussten.
    »Was nützt es, sich nach etwas zu verzehren, das nie wird sein können?«, antwortete Arigund nachdenklich. »Das Schicksal hat unsere Lebensfäden getrennt. Reimar muss seinen Weg gehen und ich den meinen.«
    »Einmal angenommen, das Schicksal hätte Euch Reimar für immer entrissen, könntet Ihr Euch vorstellen, einen anderen ebenso zu lieben?« In Heinrichs Stimme schwang ein hoffender Unterton mit.
    »Wenn

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