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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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ich mir seiner Zuneigung und seiner Rechtschaffenheit gewiss sein könnte«, antwortete Arigund ausweichend.
    »Seid versichert, er würde Euch sein Herz und sein Schwert zu Füßen legen.«
    Arigund lehnte ihren Kopf an seine Schultern. Seine Arme schlangen sich um ihren Brustkorb. Sanft und doch stark hielt er sie umfangen. Einen winzigen Augenblick gestattete sie sich das Gefühl, so gehalten zu werden, dann sagte sie: »Ich bin nicht frei, Heinrich.«
    »Ihr werdet frei sein, Arigund. Eines Tages soll Euch Gerechtigkeit widerfahren, und dann werde ich da sein, sie für Euch zu erstreiten. Das verspreche ich bei meiner Ehre als Ritter.«
    Schon lange hatte er sie nicht mehr bei ihrem richtigen Namen genannt. Er klang fremd, fast wie aus einem anderen Leben.
    Arigund sah Heinrich besorgt an. »Ihr wisst nicht, was Ihr da sagt, Herr Heinrich. Was läge mir ferner, als ein solches Versprechen einzufordern. Es könnte Euch den Tod bringen.«
    Er betrachtete sie liebevoll. Ruhig versenkte er seinen Blick in ihre Augen.
    »Ich würde alles für Euch tun, Arigund«, hauchte er. »Ich will Euch glücklich sehen.«
    Zärtlich strich er eine Haarsträhne zur Seite, die sich in ihr Gesicht verirrt hatte. Seine Hand umschloss ihren Nacken und zog ihre Lippen dichter an die seinen. Wagemutig suchten sie einander zu berühren, doch dann zuckte der Ritter plötzlich zurück. Fast grob stieß er Arigund von sich und wandte sich ab. Verwirrt sah ihn das Mädchen an.
    »Ihr habt Recht, Arigund, noch ist es nicht an der Zeit«, sagte er mit rauer Stimme, »noch binden Euch Ehre und Tugend an Euren Gatten, auch wenn er ein Ungeheuer ist, und vielleicht ist auch Reimar noch am Leben. Ganz sicher ist er Euch dann noch immer in tiefer Liebe zugetan.«
    Du bist ein Träumer, Heinrich, dachte Arigund und legte ihre Hand auf seine Schulter.
    Behutsam streichelte er über ihre schmalen Finger. Dann küsste er zart die Fingerspitzen. Eine minnigliche Geste. Sie ließ es eine Weile lang geschehen, entzog ihm dann aber ihre Hand. Sein Verhalten gab ihr Rätsel auf, und so beschloss sie, die Dinge wieder nüchtern zu betrachten.
    »Das mag sein, aber bis es so weit ist, werden wir beide vermutlich noch so manches Lied dichten«, meinte sie mit falschem Lachen. Sie machte sich von ihm los und ergriff die Laute. Heinrich sah sie nachdenklich an. »Wie weit seid Ihr eigentlich mit der Ballade für den großen Tag?«, erkundigte sich der Sänger, obwohl beiden klar war, dass ihnen das eigentlich egal war.
    »Sie ist fertig«, antwortete Arigund. Ihre Finger strichen sanft über die Saiten des Instruments.
    »Kennt Ottokar sie schon?«
    »Natürlich nicht. Es soll eine Überraschung sein. Ich habe es Kunigunde, seiner Tochter, gewidmet.«
    »Was für eine glänzende Idee! Nun, ich denke, Ihr werdet bald Gelegenheit bekommen, es vorzutragen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der kleine Wenzel noch lange auf sich warten lässt.«
    »Wenn es denn ein Sohn wird.«
    »Das wollen wir schwer hoffen. Es würde ein Fest geben, von dem man noch lange sprechen wird. Die Tore aller europäischen Höfe würden sich für uns öffnen, schon allein deshalb, weil wir davon berichten könnten.«
    »Werden wir Wien verlassen, sobald alles vorbei ist?«, wollte Arigund wissen.
    »Ich denke schon. Ihr fühlt Euch hier ja sowieso nicht wohl. Zumindest geht Ihr kaum aus der Burg.«
    »Und wohin?«, fragte Arigund schwach. Der Gedanke an eine weitere Reise ließ sie erbeben. Wieder Gefahren, wieder endlose Strapazen.
    »In Frankreich sollen die Winter milder sein. Zudem gerät die Ile de France zusehends in Mode.«
    »Ihr wollt also an den Hof Ludwigs IX.?«
    »Das wäre zumindest weit weg von Brennberg.«
    »In der Tat, das wäre es«, bestätigte Arigund.
    »Ihr würdet also mit mir kommen?«
    Hoffnung schwang in Heinrichs Stimme. Erwartungsvoll sah er Arigund an. Die nickte.
    »Ja, ich denke schon.«

K APITEL 33
    S EPTEMBER 1271
    Heinrich sollte mit seiner Prophezeiung Recht behalten. Schon am nächsten Tag flatterte die lang ersehnte Taube in den königlichen Schlag. Das Pergament in der kleinen Plombe an ihrem Fuß enthielt nur wenige Worte: »Gott segne Wenzel II.!«
    Der Überbringer der Nachricht wurde vom König reich belohnt, und kurze Zeit danach brachen Hof und Volk in Jubelrufe aus. Es war, als würde binnen weniger Stunden eine Welle der Euphorie ganz Wien erfassen. Der König ließ die Stadt schmücken. Schon zur Mittagszeit garte der erste Ochse am

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